Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
mir.“
Er fühlte sich bedroht, auch wenn Lucien diese Worte nicht zwingend auf ihn bezog. Manchmal wusste er den Lord nicht einzuschätzen.
„Du hast doch inzwischen ständig mit der Ashera zu tun, seit du ihnen deine Forschungsergebnisse zur Verfügung stellst“, fuhr Lucien fort und kümmerte sich um seinen Panther, der entspannt mitten im Raum lag und die Arbeiter beobachtete, als überlegte er, welcher Happen wohl am besten schmeckte. „Da solltest du wissen, wie solche Institutionen arbeiten und wann sie die Finger im Spiel haben.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ashera …“ Er stockte. Die Ashera vielleicht nicht, aber die Lux Sangui. Was Pettra über diese Jungs rausgefunden hatte, beunruhigte ihn seit Tagen. Luciens Entdeckung passte durchaus da hinein. Seufzend stützte Steven den Kopf in die Hände und fuhr sich mit den Fingern durch Haar. „Es ist einfach alles zu viel. Ich bin für so was nicht geschaffen“, gestand er.
Lucien schmunzelte und kraulte der schwarzen Raubkatze den Kopf, die er hier in Miami sicherheitshalber an einer Leine führte. Dafür waren seine Handwerker sicher dankbar. „Du solltest dir einen sterblichen Geliebten suchen, Steven. Das bringt dich zwischendurch auf andere Gedanken. Sie stehen uns jederzeit zur Verfügung, wenn wir sie erst mit dem Blut an uns gebunden haben. Und sie sind so einfach zu halten wie Schoßhündchen.“
Steven schielte zu ihm hinüber und verzog das Gesicht ob des Themenwechsels – und weil er automatisch an Thomas denken musste.
Lucien beobachtete ihn eine Weile nachdenklich, bevor er feststellte: „Dir spukt schon jemand im Kopf herum, nicht wahr?“
Steven fuhr zusammen, als hätte Lucien ihn geschlagen. Er schluckte und geriet ins Stottern. „Ja … ich meine nein … es kommt einfach nicht infrage.“
„Ach, und warum? War er nicht gut genug oder war er zu gut?“ Lucien grinste und ließ dabei seine Fänge aufblitzen.
„Wir arbeiten zusammen“, erklärte Steven energisch. „Das wäre undenkbar. Wenn er nun … wenn er dahinterkommt, was ich bin? Die Zeiten sind weiß Gott gefährlich genug für uns.“
Lucien lachte leise, es klang ein wenig spöttisch. Ihn schien die aktuelle Situation nicht im Mindesten zu beunruhigen. „Oh Steven, mein Lieber. Du bist doch kein neugeborener Vampir mehr. Du wirst ihn doch wohl unter Kontrolle halten können – mit deinem Blut.“
Der Lord schürzte die Lippen und senkte seine Stimme bei den letzten Worten. Seine Schönheit sandte auch diesmal einen Schauer durch Stevens Leib. Die Versuchung war immer noch da, mehr denn je, seit die beiden Blutdämonen vereint waren und keine Gefahr mehr bestand. Aber Lucien würde das nie tun. Seine dunklen Augen blieben unergründlich. Wie gern hätte Steven seine Hand ausgestreckt, um seine Finger durch das nachtschwarze Haar gleiten zu lassen. Seine Lippen auf den weichen Mund gepresst. Schnell senkte er den Blick und verwarf denGedanken, den Lucien vermutlich längst von seiner Stirn abgelesen hatte.
Ja, sicher konnte er Thomas beherrschen. Beim Sex tat er es sowieso schon, auch ohne das Blut. Seit ihrer ersten gemeinsamen Nacht waren sie noch drei Mal zusammen im Bett gewesen. Zwei Mal bei ihm und ein Mal in Thomas’ Wohnung. Er sehnte sich danach, ihn öfter um sich zu haben. Nicht ständig Versteck spielen zu müssen, um seine Natur zu verbergen. Aber was, wenn er ihn doch nicht kontrollieren konnte? Wenn er sich ihm offenbarte und Thomas geschockt oder gar panisch reagierte? Oder die Gefahr bestand, dass er nicht schwieg?
„Meine Güte, Steven, dann tötest du ihn eben. Er ist doch nur ein Mensch.“ Lucien verdrehte die Augen, zeigte deutlich, dass er Stevens Vorbehalte nicht verstand.
Mit einem Mal schmeckte Steven bittere Galle. Er achtete Lucien, sie waren enge Freunde seit vielen Jahren, auch wenn sie vollkommen unterschiedliche Lebensstandards pflegten. Doch dessen Gleichgültigkeit gegenüber den Menschen fand er zum Kotzen.
Dracon beobachtete seinen dunklen Sohn mit Sorge. Die ersten Tage draußen waren schwierig gewesen. Ihm fehlte der Killerinstinkt, der sich in den ersten Tagen entwickeln sollte. Darum besorgte er ihm zunächst die Opfer, lähmte sie und gab sie in seine Arme, damit er nach und nach lernte, seinem Hunger zu folgen. Auch die Entsorgung der Leichen übernahm Dracon.
Zu seiner Freude zeigten sich seit gestern erste Fortschritte und schwindende Skrupel. Letzte Nacht hatte er zum ersten Mal selbst
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