Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
Vom Netzwerk:
ein Opfer zur Strecke gebracht und dabei keinerlei Aufsehen erregt. Das ließ hoffen. Er hatte jedenfalls nicht die Absicht, ihm sein Leben lang das Futter mundgerecht zu servieren. Dann wären ihm schon drastischere Maßnahmen eingefallen, um sein Kind zum Jagen zu bewegen. Auch heute hielt er sich im Hintergrund und wartete, wie Warren sich anstellte. Sie besuchten zum ersten Mal den Vatikan. Während die Touristen zu dieser Stunde keinen Zutritt mehr hatten, sprangen sie mühelos über Mauern, versteckten sich vor der Schweizer Garde und drangen schließlich bis zur Sixtinischen Kapelle vor, wo Dracon Warren voller Stolz die Gemälde zeigte, die Szenen aus dem Leben Moses und Jesus wiedergaben.
    „Ist das nicht wunderschön? Was waren das für Künstler. Lucien liebte das. Wir waren einige Male hier, als ich noch sterblich war.“
    „Er war mit dir in Rom?“, fragte Warren verwundert.
    Dracon freute es, dass Warren Interesse zeigte. „Aber ja, das war für ihn ein Leichtes. Ich wusste sehr schnell, was er ist und habe mich nie gefürchtet. In den Nächten zeigte er mir halb Europa, wenn er mich nicht auf seiner Burg unterrichtete oder …“ Er lächelte bei der Erinnerung, wie er in Luciens Armen gelegen hatte. Ja, Mel hatte recht, er liebte seinen dunklen Vater noch immer, auch wenn er vor ihm geflohen war vor so vielen Jahren.
    „Ich hatte nicht erwartet …“ Warren brach ab.
    Dracon drehte sich langsam zu ihm um und schaute ihn herausfordern an. „Was? Dass ich eine gewisse Bildung genossen habe? Wolltest du das sagen?“ Er gab sich keine Mühe, die Bitterkeit aus seiner Stimme zu verbannen. Warren schwieg und sah betreten zu Boden. „Du hältst mich noch immer für ein Monster, obwohl ich dich gerettet habe. Denkst, ich wäre ein dummes, brutales Arschloch. Herzlichen Dank.“
    „Das hab ich nicht gemeint“, beeilte sich Warren zu sagen. Ich dachte nur … ich weiß auch nicht.“
    Betretenes Schweigen. Dracon schlenderte an den Gemälden entlang, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und hing seinen Gedanken nach. Er wusste, dass er nicht gerade ein Engel war und in mehr als einer Hinsicht ein schwarzes Schaf in einer ohnehin schon schwarzen Herde. Aber es verletzte ihn, dass Warren eine so geringe Meinung von ihm hatte. Als ob er nur seine Spielchen spielte, es außer Blut und Sex nichts in seinem Leben gab. Verdammt, ohne ihn wäre die Sache mit der Ammit anders ausgegangen. Von Darkworld ganz zu schweigen. Hätte er Lucien nicht befreit, damit er Melissa zu Hilfe kam, würde die Welt nicht mehr so existieren, wie die Menschen sie kannten. Und Warren lebte auch nur deshalb noch, weil er ihn gerettet hatte. Egal, was er tat, von überall her schlugen ihm Verachtung und Misstrauen entgegen. Das hatte er nicht verdient.
    Vor der Scalia Regia blieb er stehen. Er spürte, dass Warren von hinten dicht an ihn herantrat. Nach kurzem Zögern legte er die Arme um ihn, schmiegte sich an ihn und rieb sein Gesicht an seiner Halsbeuge. Dracon schloss die Augen.
    „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht kränken.“
    Seufzend legte er eine Hand auf Warrens Arm. „Ist schon gut. Ich kenne meinen Ruf. Er eilt mir eben voraus.“
    „Haben Mel und Armand dort den Sapyrion getötet?“
    Sie blickten auf den Eingang zum Petersdom. Ein misslungener Versuch, das Thema zu wechseln, aber er wollte sich nicht mit Warren streiten.
    „Ja. Lass uns reingehen.“
    Die Spuren waren längst beseitigt. Kein Ruß, kein zerbrochener Stuhl, kein zerborstenes Taufbecken. ‚Wegen Restaurationsarbeiten geschlossen’ hatte einige Tage am Tor gestanden. Der Vatikan war schnell im Vertuschen, jahrhundertelange Übung. Nur eines war nicht mehr rückgängig zu machen: Die Tränen Luzifers ruhten seitdem in der Obhut der Ashera. Der Vatikan wusste das, konnte es jedoch nicht beweisen und wagte auch nicht, Aufsehen deswegen zu erregen. Die Kirche einer dämonischen Macht beraubt, die sie in der Geschichte der Menschheit so oft benutzt hatte. Die Macht ihres vorgeblich größten Widersachers, eines Teufels, den sie erschaffen hatten. Dabei war auch Luzifer nur ein Engel. Ein gefallener. So wie sie alle.
    „Komm, lass uns auf die Jagd gehen. Ich höre deinen Hunger. Wir sollten dich noch nicht zu sehr auf die Probe stellen.“
    Als sie über die Mauer wieder hinaus auf die offenen Straßen Roms sprangen, warf Dracon noch einen letzten sehnsüchtigen Blick zurück. Die Gemälde, die Fresken, die Bibliothek und die Archive. Was

Weitere Kostenlose Bücher