Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
nichts, was ihn zu fesseln verstand.
Und dann entdeckte er ihn. Eine wahre Offenbarung, unwiderstehlich und wie geschaffen, um seine Sehnsucht zu stillen. Ein Schauer durchlief seinen Körper. Jeder Mensch im Raum wurde ausgeblendet, bis auf diesen hochgewachsenen, schwarzhaarigen Mann. Er war perfekt. Blue konzentrierte sich auf dieses neue Ziel, studierte seine Bewegungen, atmete seinen Duft, den er aus allen anderen herausfilterte. Ein Leichtes für ihn. Merkwürdig, diese Note. So unwirklich und ganz anders als all die anderen parfumbestäubten Leiber. Es sprach ihn auf eine Weise an, die seinen Jagdinstinkt weckte. Der Typ spürte, dass er beobachtet wurde. Mehr noch, er schien es zu genießen. Unter halb geschlossenen Lidern glitt sein Blick durch den Raum, bis er Blue entdeckte. Mit laszivem Lächeln begann er zu flirten, bewegte seinen perfekten Körper aufreizend zu den Klängen der Musik. Ein solches Opfer hatte er schon lange nicht mehr gehabt.
Die goldene Haut schimmerte unter den Lichtreflexen wie mit einem teuren Puder bestäubt. Das Seidenhemd stand halb offen und gab den Blick auf eine glatte, feste Brust frei. Schwarzes Leder schmiegte sich hauteng an die festen Schenkel. Es zog Blue an wie ein Magnet. Er spitzte die Ohren, lauschte dem Herzschlag seines Auserwählten, bis er ihn aus all den anderen Geräuschen herauszufiltern vermochte. Kräftig und gierig nach Leben. Wenn die Rolex am Handgelenk und die Ringe an seinen Fingern echt waren, gehörte der Typ zur Oberschicht Miamis. Jemand, der genau wie er einfach nur Spaß haben wollte, das Leben genoss, wie es kam. So was versprach leichtes Spiel, man konnte schneller zur Sache kommen, ohne mit einer nervigen Szene rechnen zu müssen.
Inzwischen hatte er sich den Weg zwischen den Tanzenden hindurchgebahnt und stand direkt hinter dem Mann, der für heute Nacht sein Gespiele werden konnte. Zum ersten Mal legte Blue seine Hände auf die Schultern des anderen, fühlte das Leben unter seinen Fingern pulsieren. Der Fremde zögerte nicht lange, sondern bog seinen Kopf zurück und bot ihm seine Lippen dar. Zu verlockend, um nicht darauf einzugehen. Der Kuss war tief, sie erforschten sich gegenseitig mit ihren Zungen, neckten sich und testeten, wie weit die Bereitschaft des anderen ging, obwohl daran kaum noch ein Zweifel bestand. Blue stöhnte verhalten, als der andere den wohlgeformten Po gegen seine Lenden schmiegte.
Nachdem sie genug vom Tanzen hatten, schlenderten sie gemeinsam zur Bar und bestellten sich einen Drink.
„Ich habe dich hier noch nie gesehen“, meinte seine neue Bekanntschaft. „Jemand wie du wäre mir in Erinnerung geblieben.“
Blue grinste und nahm einen Schluck von seinem Bourbon. „Ich bin neu in der Stadt.“ Er stellte das Glas auf die Theke und fuhr sich durch die langen dunklen Haare. Dabei genoss er den Blick seines Gegenübers auf das Spiel seiner Armmuskeln.
„Umzug oder Durchreise?“
Er zuckte die Achseln. „Wird sich zeigen. Ich hab hier einen Job zu erledigen.“
Es war seiner Eroberung nicht anzusehen, ob diese Antwort enttäuschte. Blue hätte sich stundenlang am Anblick der dunkelblauen Augen, der weichen schmalen Lippen oder der nackten muskulösen Brust weiden können. Dabei in Gedanken die verschiedensten Verführungstaktiken durchspielen und sich ausmalen, wie dieser Mann wohl darauf reagieren mochte.
„Man kann dir von der Stirn ablesen, was du denkst“, neckte er ihn, woraufhin sich Blue an seinem Drink verschluckte. Der Fremde lachte über seinen Schreck, beugte sich dann näher, heißer Atem streifte Blues Ohr. „Ich weiß ein Plätzchen, wo wir die ganze Nacht ungestört sind und du deine Fantasien in die Tat umsetzen kannst. Komm mit mir.“
Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
Am Hafen wehte ein milder Wind, der für angenehme Kühlung sorgte. Lässig schlenderte der hochgewachsene Mann an den Jachten vorbei, bis er schließlich vor einer schwarzen Schönheit stehen blieb. Auf ihrem schlanken Rumpf prangte in roten Lettern
Isle of Dark
. Seine Eroberung drehte sich mit laszivem Grinsen zu ihm um und wies einladend die Gangway hinauf.
„Wir sind da.“
Blue hatte mit viel gerechnet, aber nicht mit einem solchen Prachtboot. Im Inneren war es noch luxuriöser als von außen, das Schlafzimmer eine Liebeshöhle in Seide und Satin. Überall glänzte es golden und silbern, neben dem Bett stand eine Flasche edelster Champagner in einem Sektkühler mit zwei Gläsern. Fast, als wären sie
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