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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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an.
    Eloin verspürte den unbändigen Drang, sich vor Anelu zu rechtfertigen, gar zu entschuldigen, dass Corelus’ Wahl auf ihn und nicht auf seinen Ziehsohn gefallen war. Er unterdrückte dieses Bedürfnis mühsam, wartete stattdessen ab, weshalb Anelu zu ihm gekommen war. Er sah nicht nach Vorwürfen aus, auch wenn Eloin keinen Zweifel hatte, dass es ihn verletzte, nicht ernannt worden zu sein.
    Der junge Erbgraf wandte sich ihm zu. „Du bist hier fremd, Eloin. Es liegt mir fern, dich zu beleidigen, doch du weißt selbst, dass du die Gepflogenheiten unserer Art in der Zivilisation kaum kennst.“
    Eloin spürte einen Stich, er fror mit einem Mal entsetzlich und fühlte sich ebenso kraftlos wie hilflos.
    „Ich beneide dich um das Leben, das du führen kannst“, gestand Anelu zu seiner Überraschung.
    Mit großen Augen sahen Eloin und Lysandra ihren Besucher an. Was versuchte er, ihnen zu sagen? Anelu schien ihre Verunsicherung zu spüren und lächelte entschuldigend.
    „Ich bin selbst verwirrt und weiß nicht recht, wo ich anfangen soll.“
    Damit gab er sich eine Blöße, was er nicht hätte tun müssen. In Eloin löste er Erleichterung aus. Die Anspannung verlor sich und er bot Anelu an, sich zu setzen.
    „Corelus ist wie ein Vater für mich“, fuhr Anelu fort. „Da er mich aufzog, gingen viele davon aus, ich würde seine Nachfolge antreten. Das war uns beiden bewusst. Doch vorgesehen war es nie. Ich wusste das, du brauchst von mir keinen Neid zu fürchten, dass seine Wahl auf dich fiel. Eher Mitleid, weil ich um die Bürde weiß, die sein Amt innehat. Ich erhielt die Erziehung und Ausbildung, die ein Fürst benötigt, auch damit gaben wir allen Anlass zu glauben, ich wäre der nächste Fürst. Natürlich hofften einige andere ebenfalls auf ihre Chance, allen voran Domeniko, der nach dieser Macht giert. Es hat weder Corelus noch mich verwundert, dass er es für selbstverständlich hielt, benannt zu werden, nachdem Corelus nicht sofort meinen Namen als Nachfolger nannte.“
    Anelus Blick verursachte Eloin eine Gänsehaut. Er war in etwas hineingeraten, auf das er keinen Einfluss nehmen konnte, und das machte ihm Angst. Seine Zweifel standen ihm wohl auf der Stirn, wenn er die nächsten Worte des Erbprinzen richtig deutete.
    „Die Entscheidung steht schon sehr lange fest, und wurde nicht leichtfertig getroffen. Corelus trug schwer an ihrer Last. Nicht, weil er sich ihrer unsicher war, sondern wegen dem, was sie auszulösen vermag und weil er deshalb seinen Nachfolger nicht so ausbilden konnte, wie er es sich wünschte. Er wusste, er konnte dich nicht vorzeitig benennen, weil dies zu Unruhen geführt hätte. Aber damit beraubte er dich der Möglichkeit, darauf vorbereitet zu werden. Darum bat er mich, diese Aufgabe zu übernehmen, wenn die Zeit gekommen wäre. Nun ist sie da und ich biete dir demütig meine Dienste an.“
    Eloin war sprachlos. Die Bedeutung von Anelus Worten sickerte nur langsam in seinen Verstand. Alles war ebenso beängstigend wie verwirrend. Die Gefahr, in der er jetzt schwebte. Die Verantwortung, die in Kürze auf seinen Schultern liegen sollte. Die Erwartungen, die man an ihn stellte. Und das Angebot einer Freundschaft, die er nicht zu verdienen glaubte. Wer war er schon gegen einen Lycanthrop wie Anelu? Und dennoch bot er ihm seine Dienste so frei und ohne Zögern an, als wäre es das Normalste der Welt.
    Lysandras Hand auf seinem Arm machte ihn auf das erwartungsvolle Gesicht seines Gastes aufmerksam. Anelu harrte seiner Antwort.
    „Ich bin … ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Er schämte sich, aber Anelu tat es mit einem Lächeln ab.
    „Es wundert mich nicht, wie sehr dich das überfordert. Das braucht dir vor mir nicht unangenehm zu sein. Aber einige der anderen würden es als Schwäche deuten. Bis zum Fürstenzeremoniell vergehen noch ein paar Tage. Zeit genug, dich darauf vorzubereiten, damit du dich nicht fürchten musst. Wenn unser Volk sieht, dass du Corelus Ämter mit Würde und Selbstvertrauen übernimmst, wirst du die meisten von ihnen für dich gewinnen.“
    Anelu stand auf, und als Eloin es ihm gleichtat, umarmte der jüngere Rüde ihn brüderlich und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich stehe an deiner Seite, egal was kommt. Hab Vertrauen.“
    Nachdem er mit Lysandra wieder allein war, stieß Eloin hörbar den Atem aus. Auch seine Gefährtin wirkte besorgt.
    „Glaubst du ihm?“, fragte sie, nun nicht mehr so zuversichtlich wie vor Anelus Besuch.
    Eloin horchte

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