Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
ausgezeichneter Klimatisierung abgesehen werden Sie sich in Bescheidenheit üben müssen.“
„Gibt es wenigstens einen vernünftigen Kaffee da unten?“
„Sogar höllisch heiß“, versprach sie zwinkernd und drückte auf den untersten Knopf.
Seine charmante Empfangsdame hatte keine Ahnung, wie schwer es ihm fiel, in diesen Fahrstuhl zu steigen und nach unten zu fahren. Seine Albträume waren sofort wieder da. Aber ihm blieb keine Wahl. Er würde sich vorstellen, er sei in einem Raumschiff. Um ihn herum endloser Raum. Dann bekam er das schon hin. Dennoch waren seine Hände schweißnass, als er den Aufzug betrat, und sein erhöhter Pulsschlag hatte nichts mit der Attraktivität seiner Begleitung zu tun.
Doch als die Türen etliche Stockwerke tiefer wieder auseinanderglitten, stockte Ben der Atem und alle Gedanken an seine Jahre in Gefangenschaft waren vergessen. Was sich vor ihm eröffnete, war mit futuristisch nicht annähernd zu beschreiben. In einem riesigen Raum voller Bildschirme, Kontrollpults und Rechnereinheiten liefen ein Dutzend Männer und Frauen in dunkelgrauen Anzügen und Kostümen herum, die eher auf einen Staatsempfang gepasst hätten.
„Mr. Willow, alles hört für die nächsten Tage auf Ihr Kommando. Führen Sie Ihre Einheit zum Sieg.“
„Dieser verlogene Bastard!“
Teller und Gläser, die zuvor noch auf dem Tisch gestanden hatten, zerbarsten auf dem Boden, nachdem Domeniko sie mit einer einzigen Bewegung hinuntergefegt hatte. Er kochte vor Zorn, fühlte sich bloßgestellt vor dem versammelten Adel der Lycaner. Sein Wutschrei ließ die Wände des Hauses erzittern.
„Ich habe es verdient! Mir gehört der Fürstentitel.“
Pharac schüttelte sein struppiges Fell und ließ sich von Domenikos Ausbruch nicht erschrecken. Er war kein Speichellecker, obwohl man ihn oft dafür hielt. Beides gefiel Domeniko, denn es nutzte ihnen. In Pharacs Augen blitzte es boshaft.
„Ärgere dich nicht über diese Trottel. Du brauchst keinen von denen. Gut, dass wir vorgesorgt haben.“
Domenikos Brust hob und senkte sich schwer unter der mühsam unterdrückten Wut. Aber sein Vertrauter hatte recht. Jetzt war keine Zeit, zurückzublicken. Er musste sich auf das konzentrieren, was vor ihm lag – was er erreichen wollte. Und er würde es erreichen! Er grinste. „Lassen wir also unsere kleinen Pelztiere los. Während sie alles für unseren großen Plan vorbereiten, werde ich mir überlegen, wie ich mit Corelus und Eloin fertigwerde.“
Pharac zögerte keine Sekunde, sondern verschwand, um sich wie befohlen der Gefs anzunehmen.
Diese kleinen Wiesel waren schon der Vampirkönigin nützlich gewesen. Und vor ihr anderen. Ihre Gabe, alle Sprachen in Windeseile zu erlernen, war unbezahlbar. Ebenso die Unauffälligkeit, mit der sie agierten. Allerdings besaßen sie trotz ihrer Zugehörigkeit zur Dämonenwelt keine magische Fähigkeiten, was sie nahezu abhängig von mächtigeren Vertretern der Schattenwelt machte, die sie beschützten und versorgten.
Seine Anhänger hatten während der letzten Jahre Hunderte dieser Minidämonen gefangen. Sie waren dank eines speziellen Trainings gefügig und außerdem perfekt auf ihre Aufgabe vorbereitet. Domeniko hatte etwas entdeckt, was bislang niemand diesen intelligenten Wesen zugetraut hätte. Das sollte ihm jetzt zum Vorteil gereichen. Die Welt ahnte nicht, wie verletzlich sie war, und dafür war sie ganz allein verantwortlich.
Langsam beruhigte er sich. Er hatte alles im Griff. Der Amarok war auf seiner Seite und bereits aufgebrochen, um seinen Teil des Planes zu erfüllen. Die Gefs brannten darauf, ans Werk zu gehen. Die Gestaltwandler, die er auf seine Seite hatte ziehen können, arbeiteten ebenfalls bereits an ihrer Aufgabe. Er brauchte keinen Corelus, um zu seinem Recht zu kommen. Die würden sich alle noch wundern. Seiner Familie gebührte die Führung der Lycaner. Sie waren vom ersten Blut, alle Adelslinien stammten von seinen Vorfahren. Als sie noch die Lycaner angeführt hatten, waren sie nicht so verweichlichte Duckmäuser, die sich anpassten und unauffällig unter den Menschen lebten. Sie waren eine starke Rasse, die Angst und Schrecken verbreitete. Vor der sich die Menschen fürchteten und die man respektierte. Ihnen waren Opfer gebracht worden, um sie milde zu stimmen. Trotzdem hatten sie sich die Schwachen und Kranken geholt. Und manchmal auch einen schönen, jungen, zarten Happen, der gerade erst in die Blüte des Lebens kam.
Zur Hölle mit Corelus
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