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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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dich. Um die Schuld wiedergutzumachen. Domeniko wäre in der zweiten Todes…“ Er brach ab, als mir schon wieder Tränen in die Augen schossen. „… nach dem zweiten Kampf wäre er niemals mit seinen Leuten in so kurzer Zeit nach Gorlem Manor gekommen, wenn er nicht ein Tor benutzt hätte. Und hier musste erst eins erzeugt werden, denn in eurem Mutterhaus gab es bis vorgestern keins.“ Er fasste mich an den Schultern. „Es tut mir leid. Wenn ich ihm damals nicht vergeben hätte, oder mir wenigstens die Frage gestellt, wie sie den Hacker so schnell nach China geschafft haben oder den Fenriswolf … Aber du musst es verstehen, er ist doch mein Bruder.“
    Ich verstand. Weil ich nicht anders gehandelt hätte. Ich musste an Dracon denken und wie oft er gegen Regeln verstoßen hatte. Und dennoch hatte ich ihn geliebt wie einen Bruder, mich immer wieder auf seine Seite gestellt und an das Gute in ihm geglaubt. Ich war sicher, auch Lavant trug einen solchen Kern in sich. Manchmal war die Frucht, die daraus keimte, jedoch krank.
    Wir sahen uns lange an, standen reglos, mit tausend Gedanken im Kopf und Hoffnung im Herzen. Blues Sehnsucht rollte wie eine Woge über mich hinweg. Trotzdem wusste ich, dass er es niemals wagen würde, darum tat ich den ersten Schritt. Es war nur ein Kuss, zaghaft und fragend. Genug, um seine Hemmungen niederzureißen. Sein Griff um meine Arme wurde fester. Er zog mich an sich, erwiderte meinen Kuss voller Leidenschaft. Ich wollte nur vergessen. Für ein paar Stunden alles hinter mir lassen und mich in Blues starken Armen verlieren. Dass ich ihn damit verletzte, war mir klar. Ich spürte, dass seine Empfindungen für mich sehr viel tiefer gingen, aber darauf konnte – wollte – ich keine Rücksicht nehmen. Mit zitternden Fingern öffnete ich sein Hemd und streifte es von seinen Schultern, ließ meine Hände gierig über seinen Körper gleiten, küsste ihn voll Hunger.
    Ich dachte nicht an Armand, als wir uns niederlegten. Das hätte ich nicht ertragen. Nicht so wie damals, als ich mit Blue schlief, damit er mir sein Blut gab und ich immun gegen Elektrum wurde. Meine einzige Chance, Kaliste zu besiegen. Alles hatte seinen Preis. Ob Blue wusste, dass ich damals einen anderen im Herzen trug?
    Heute gehörte ich wirklich ihm. Damit er den Schmerz tilgte, der mich schier zerriss – Stück für Stück meinen Verstand zerfraß. Ich wusste nicht, wie ich weiterleben sollte, nachdem mir mein Herz und meine Seele entrissen worden waren. Das Zentrum meiner selbst, die Sonne in meinem Universum, war verloschen. Ich fror entsetzlich und wusste, Blue konnte mich wärmen. Konnte mir den Hauch von Leben zurückgeben, den ich brauchte, wenn die Sonne aufging. Danach war alles egal. Sollte mich die Klaue eines Lycanthropen in die Arme von Himmel oder Hölle befehlen, es war mir egal, sobald Domeniko tot am Boden lag. Und ein Funken Hoffnung blieb, dass ich – egal wo ich hingehen würde – Armand wiedersähe.
    Aber all das verbannte ich aus meinen Gedanken. Konzentrierte mich auf die Kraft, mit der Blue mich ausfüllte. Mich in Besitz nahm und mich brandmarkte mit der Gier seines Verlangens und dem Wissen, dass ich nur dieses eine Mal ihm gehörte. Seine Lippen pressten sich fordernd auf meinen Mund. Der Griff um meine Handgelenke ließ mich wissen, dass er keinen Rückzieher duldete. Seine Bartstoppeln kratzten auf meinen Wangen, und sein Brusthaar reizte meine empfindsamen Knospen, während ich mich an ihn schmiegte. Als mich sein Gewicht zu Boden presste, kämpfte ich gegen ihn an, wollte, dass er mir wehtat, damit die physische Pein jene in meinem Inneren auslöschte. Doch stattdessen schenkte mir Blue in all seiner Dominanz nur Zärtlichkeit und Leidenschaft. Eine Liebe, die mich in ihrer Ehrlichkeit beschämte. Jeder Zentimeter seines Körpers brannte sich in meine Netzhaut. Die kräftigen Muskeln, die glatte Haut, das lange dunkle Haar und die kantigen Gesichtszüge. Nur nicht abschweifen. Nur nicht meinen verlorenen Gefährten sehen. Doch selbst in Blues Augen sah ich das Spiegelbild dessen, den ich verloren hatte, und mir schossen Tränen in die Augen.
    Blue küsste sie weg, leckte das Salz von meinen Wangen und tröstete mich, obwohl er die Enttäuschung nicht gänzlich aus seinen Zügen verbannen konnte. War jemals jemand mit Schmerz derart aneinander gebunden gewesen wie wir beide in diesen Augenblicken? Ich weiß es nicht, werde es wohl nie erfahren. Doch ich weiß, dass ich nie wieder

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