Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
ist.“
„Wäre er dumm, müsstest du dich nicht sorgen.“
„Er ist gerissen“, fiel mir Corelus ins Wort. „Das hat mit Klugheit nichts zu tun. Seine Gier leitet ihn und führt ihn sicher zum begehrten Ziel. Aber sie lässt ihn auch Fehler machen, das kann dir nutzen.“
Er mochte in all dem Recht haben, aber alles in mir sträubte sich dagegen, mein Exil zu verlassen und mich in einen Bruderkrieg der Lycaner einzumischen. Was hatte ich damit zu schaffen? Sollten sie doch machen, was sie wollten. Auch wenn Eloin mein Freund war, dieses Band war längst nicht mehr so stark, dass ich den Frieden, den ich mir hier mit Armand geschaffen hatte, aufgeben wollte.
„Du verstehst nicht“, antwortete Corelus, als ich ihm das zu erklären versuchte. Er schien nicht im Mindesten wütend zu sein, dass ich ablehnte. „Es geht nicht nur um unser Volk. Es geht um die ganze Welt. Domeniko hasst die Menschen. Wenn er mein Volk führt, gibt es keinen Frieden mehr. Dann wird Blut fließen. Mehr als die Erde aufnehmen kann.“
Diese Worte alarmierten mich. Ein Krieg? Aber das war nicht möglich. Gegen die moderne Welt kamen ein paar Wölfe nicht mehr an.
„Wir sind viele. Nur weil die Menschen uns nicht sehen, heißt es nicht, dass es uns nicht gibt. Wer sollte das besser wissen als du? Und Domeniko hat viele Verbündete. Denk an Kaliste und Sylion. Zweifelst du, dass einer von uns einen ähnlichen Weg beschreiten kann? Es gibt so viele Kreaturen in den Tiefen der Unterwelt, die mit uns verbunden sind, und die er als Mitstreiter gewinnen, oder sich unterwerfen kann, damit sie für ihn kämpfen.“
Mir lief ein kalter Schauder über den Rücken. Corelus hatte recht. Was Yrioneth für Sylion gewesen war oder für Kaliste das unbekannte Geschöpf, das sie aus Darkworld befreien wollte, mochten andere Wesen für Domeniko sein. Wo hielten sie sich auf? Sicher nicht in Darkworld. Das bedeutete, sie waren erreichbar für ihn. Entfesselte Kräfte, die wir weder kannten noch einschätzen konnten. Galle stieg mir in die Kehle, wenn ich erwog, was das bedeutete – wozu das führen könnte, wenn Domeniko tatsächlich so handelte wie Corelus es befürchtete.
Ich blickte aus dem Zeittor hinaus auf meinen schlafenden Geliebten, der von all dem noch nichts ahnte. Das Herz wurde mir schwer beim Gedanken an jene, die einmal unsere Freunde gewesen waren – es vielleicht immer noch waren. Ich wusste, Armand würde sie nicht im Stich lassen. Und ich ebenso wenig.
Schließlich nickte ich. „Ich rede mit Armand, wenn er erwacht.“
Corelus schloss mich unverhofft in die Arme. „Ich danke dir. Ich weiß, du wirst nicht scheitern, wenn du Domeniko entgegentrittst.“
Wir standen voreinander, und aus der Nähe sah ich die Spuren des Alters noch deutlicher im Gesicht des Lycanerfürsten. Doch über das Alter hinaus gab es noch mehr. Krankheit, Erschöpfung, Resignation. Er hatte wirklich sein Ende erreicht und wusste es. Mit traurigem Lächeln klopfte er mir auf die Schulter.
„Ich gräme mich nicht. Mein Leben war länger als ich hätte hoffen dürfen und sehr erfüllt. Die Nachfolge ist gesichert und unter deinem und Anelus Schutz weiß ich, dass Eloin eine faire Chance hat. Nur noch ein paar Tage, dann wird der Herr des Waldes zum Fürsten aller Rudel geweiht. Danach kann ich meinen Frieden machen.“
Ich wünschte es Corelus von Herzen, auch wenn mir sein Tod leidtat. Er wusste so gut wie ich, dass er nahe und unvermeidlich war.
Noch ein paar Tage. Und dann? Würde Domeniko warten, bis die Zeremonie vollendet war? Oder war es nicht wahrscheinlicher, dass er sie vereitelte? Armand und ich sollten besser nicht lange warten.
„Corelus?“ Mir war bang ums Herz, aber ich musste die Frage stellen, um zu wissen, was auf mich wartete. „Sag mir die Wahrheit. Wie schlimm wird es?“
Die Resignation in seinem Blick sprach Bände. „Er wird die Erde mit Blut tränken, Melissa. Rechne mit dem Schlimmsten und hoffe, dass ich mich irre.“
Von einer Sekunde zur anderen lag ich wieder neben Armand im Bett. Keine Spur von Corelus. Um uns herum nur Dunkelheit und Stille, es hätte genauso gut ein Traum sein können. Doch ich wusste, der Fürst war hier gewesen, und ich musste seiner Bitte folgen.
Troja lässt grüßen
„E y, Mann, wie cool!“
Biff gab Dusty einen Knuff in die Seite und warf die nächste Ladung Pillen ein, die er mit einem billigen Fusel hinunterspülte. Was Besseres konnte er sich nicht leisten. Dusty mochte keine
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