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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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geklauten Waffen des Dämonenjägerordens der Lux Sangui zur Strecke gebracht. Wie kurios. Spielte eine Ein-Mann-Armee à la Rambo und besaß die Denkweise von Pippi Langstrumpf. Mach dir die Welt, wie sie dir gefällt. Blue wusste nicht, ob er darüber lachen oder weinen sollte.
    Er klopfte seinem Bruder auf die Schulter. „Ich erklär es dir, wenn ich dahintergekommen bin, okay? Jetzt muss ich los. Ein bisschen Holmes spielen.“ Als er zum Haupttor ging, folgte Lavant ihm wie selbstverständlich. „Ah-ah!“, machte Blue und wedelte mit dem Zeigefinger vor dem Gesicht des anderen Dolmenwächters, der verblüfft stehen blieb. „Von Dr. Watson war keine Rede, klar? Du bleibst hier.“
    „Vielleicht brauchst du Hilfe.“
    Das war ein guter Witz. Er und Hilfe. Und ausgerechnet von Lavant. „Nimm’s mir nicht übel, Kumpel, aber die brauch ich höchstens, wenn ich dich dabeihab. Behalt die Anzeige im Auge und schau, ob du herausfindest, welche Tore am aktivsten sind.“
    Damit ließ er Lavant stehen und glitt in die Menschenwelt hinüber.
    Tat das gut! Er war seit einer Ewigkeit nicht mehr in London gewesen. Schön und gut, dass das Überleben seiner Art nach der Elektrum-Spende von Melissa Ravenwood nicht mehr gefährdet war, aber es wurde langweilig, wenn man sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte. So gesehen war es cool, dass endlich wieder was passierte, worum er sich kümmern sollte. Da hatte er keinen Bock, sich eine Spaßbremse wie Lavant ans Bein zu binden.
    Bis dahin ging sein Humor. Doch dann folgte ein weiterer Grund, warum er seinen Bruder nicht mitgenommen hatte, und der tat ihm in der Seele weh. Er traute Lavant nicht. Die Beweggründe für sein Handeln damals waren auch nach sieben Jahren noch präsent. Lavant agierte unüberlegt, impulsiv und basierend auf veralteten Traditionen. Blue zerbrach sich seit Tagen den Kopf, was er dagegenhalten konnte, um den Verdacht gegen Lavant zu zerstreuen, doch leider fiel ihm nichts ein. Außer, dass er ihn für zu einfältig hielt, um Menschen wieder an die Tore heranzuführen. Was hatten diese Menschen davon? Steckte am Ende doch wieder ein PSI-Wesen dahinter? Mit einem gefährlichen Plan? Die Tatsache, dass auch Dämonen dieses Transportmittel nutzten, unterstrich diese Option. Mehr noch die Orte, an denen eine Aktivierung verzeichnet wurde – wie zum Beispiel gewisse Punkte in der Unterwelt.
    Die Befürchtungen, die in ihm rumorten, trieben Blue nach London. Genauer gesagt ins Ashera-Mutterhaus Gorlem Manor. Für die Aktivitäten musste es einen Grund geben. Menschen und Dämonen, die Hand in Hand bestimmte Tore passierten, in einer derartigen Häufigkeit, wie es momentan der Fall war, taten das nicht ohne Grund. Blue war nicht naiv, ihm war klar, dass mehr dahintersteckte. Die Parallelen zur Vampirkönigin Kaliste waren zu stark, um das zu ignorieren, aber Kaliste war tot. Menschen wussten zu wenig über die Tore, um sie von sich aus so extrem zu nutzen. Also blieb fürs Erste eine Erkenntnis: Ein Dämon – oder zumindest ein übersinnliches Wesen – steckte dahinter. Ob ein Einzelner der Drahtzieher war oder eine ganze Gattung, stand noch nicht fest. So oder so gab es einen Menschen, der ihm weiterhelfen konnte, wenn er ihm all seine bisherigen Ergebnisse vorlegte. Leider war diese Person alles andere als ein Freund und daher sicher nicht gut zu sprechen. Trotzdem wollte Blue zu ihm gehen. Wenn er ihm die Sache erklärte, ging er nicht davon aus, eine Abfuhr zu bekommen. Dafür war der Kerl zu gewissenhaft.
    Also schlenderte er nach langer Zeit wieder durch den Garten von Gorlem Manor, betrat das Mutterhaus und erklomm die große Treppe zu den Privaträumen. Die altertümliche Atmosphäre mit den edlen Ölgemälden, den dicken Teppichen und den vielen Kerzenleuchtern statt elektrischen Lichts versetzte ihn in eine nostalgische Stimmung. Hier konnte man denken, in einem früheren Zeitalter gestrandet zu sein. Das hatte er schon damals geliebt.
    Als er vor der Zimmertür stand, hinter der einmal Melissa Ravenwood gelebt hatte und später ihr dunkler Sohn Warren, verharrte er einen Moment und lauschte auf die Geräusche aus dem Inneren. Der Bewohner schlief noch nicht, sondern arbeitete am Rechner, wie das monotone Klacken der Tastatur verriet.
    Blue drückte die Klinke hinunter und öffnete die Tür einen Spalt. Der Mann saß mit dem Rücken zu ihm, das ebenholzschwarze Haar fiel ihm zerzaust bis auf die Schultern. Breite Schultern, die sich in

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