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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Drogen, aber Biff brauchte den Stoff, sonst konnte er nicht arbeiten. Vermutlich hätte er nicht einmal sagen können, in welchem Jahrhundert sie lebten oder welche Farbe seine Turnschuhe hatten, wenn nicht ausreichend Nachschub von dem Zeug vorhanden war. Aber er war der beste Hacker der gesamten East Coast und Dusty stolz darauf, bei ihm lernen zu dürfen, seit er ihn als halb verhungertes Straßenkind in einer viel zu kalten Bostoner Nacht aufgegabelt und mit in seine kleine Mietwohnung genommen hatte. In den letzten Monaten hatte Biff Dusty jeden Kniff gezeigt, um sich im World Wide Web zu bewegen und jegliche Sicherheitsschranken zu umgehen. Es gab nichts, in das sie sich nicht reinhacken konnten. Wie zum Beispiel in diesem Moment die U-Bahn von Chicago.
    „Lass sie rückwärtsfahren, Dusty“, gackerte Biff. „Die machen sich alle in die Hose da drin.“
    Dusty schob sich eine weitere Portion chinesischer Nudeln in den Mund und strich sich fahrig mit der anderen Hand durch seinen bunt gefärbten Igelkopf. Adrenalin schoss durch seine Adern, weil es jedes Mal wieder spannend und aufregend war, denen da draußen zu zeigen, wie klein sie eigentlich waren. Sie konnten alles tun, wenn sie wollten. Aber das meiste davon taten sie nicht. Darum verspürte Dusty auch keine Gewissensbisse. Sie schadeten niemandem ernsthaft. Erteilten diesen eingebildeten Stoffeln nur eine Lektion.
    Biff sagte immer, mit Computern könne man heutzutage alles manipulieren, aber man müsse wissen, wo die Grenze war, denn sonst sei man nicht besser als die Gesellschaft, die man damit bestrafen wollte. Er vertrat die Auffassung, dass die Welt nur deshalb schlecht war und ihrem Verderben entgegenging, weil jeder seinem eigenen Reichtum nachjagte, ohne nach links und rechts zu schauen. Man nahm die Abhängigkeit von den modernen Systemen in Kauf für die Bequemlichkeit und das Anhäufen von Dingen, die man eigentlich nicht brauchte.
    Darum lehnte Biff es auch kategorisch ab, seine Fähigkeiten zu nutzen, um sich fremde Gelder anzueignen oder irgendwo einzubrechen.
    „So was rächt sich früher oder später. Entweder, indem es dich in dieselbe Sucht zieht wie alle anderen. Oder weil dich die Bullen schnappen und einbuchten“, hatte er Dusty erklärt, laut gerülpst und heftig mit dem Kopf genickt.
    Wegen dieser Einstellung liebte Dusty den verlottert wirkenden Biff, mit dem andere Hacker – die Snobs und Yuppies unter ihnen – nichts zu tun haben wollten. Aber er hatte mehr drauf als die. Und war nicht so falsch und verlogen.
    Seit Dusty denken konnte, träumte er davon, ein Hacker zu werden, der alle Tricks und Kniffe beherrscht. Es ging ihm genau wie Biff nicht darum, sich zu bereichern, sondern der Welt – besonders einem Teil davon – zu beweisen, wie angreifbar sie war. Die Macht lag in den Händen von Menschen wie ihm und Biff. Sogar die anderen Hacker waren verletzbar durch ihre Gier. Sie beide nicht.
    Biff stupste ihn mit der Flasche an, deren Inhalt vom Aussehen her an Pisse erinnerte und fast genauso roch. Trotzdem hatte Biff sie bereits zur Hälfte geleert, und fingerte in den Bergen von Pizzakartons, Asia-Snack-Tüten und überquellenden Aschenbechern nach einem Stück Calzone, das noch so aussah, als könnte man es essen, ohne an einer Lebensmittelvergiftung zu sterben.
    „Genug jetzt mit dem Kinderkram. Zeit, dass wir uns wieder den wichtigen Dingen im Leben zuwenden. Denk dran, was ich dir gezeigt hab.“
    Er rülpste vernehmlich und wischte sich Speichel vom Mund, ehe er den Pizzahappen zwischen seine wulstigen Lippen stopfte. Dusty verzog angewidert das Gesicht, schob seine Nudeln von sich, weil ihm der Appetit vergangen war, sah aber ansonsten darüber hinweg, dass Biffs Essmanieren gewöhnungsbedürftig waren.
    Er loggte sich aus dem U-Bahn-System aus, damit die Bahnen nach Plan weiterfuhren. Seine Hände zitterten und er schwitzte, als er das Programm öffnete, an dem er und sein Freund seit gut einem Monat arbeiteten. Jeden Tag waren sie ein bisschen weiter in das Sicherheitssystem vorgedrungen. Geduld war das Zauberwort – dann wurde man nicht erwischt. Das hier war eine ganz große Sache. Unter dem Deckmantel eines Pharmakonzerns, der neue Impfstoffe herstellte, wurden in dieser Firma Biokampfstoffe entwickelt und getestet. Das System war abhängig von der Computeranlage. Sämtliche Aufzeichnungen, jede Sicherheitsvorkehrung, alles lief über zwei getrennte Server. Wenn einer abstürzte, griff der andere, damit

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