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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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denken Sie etwa, es ist meine persönliche Pflicht, Ihnen Geleit bis zur Tür zu geben? Das hätte auch einer meiner Leute übernehmen können.“
    Ben wollte sich am liebsten vor die Stirn schlagen. Er war überzeugt gewesen, dass es zu ihrem Job gehörte, ihn nicht aus den Augen zu lassen, damit er keine krummen Dinger drehen konnte. Auf die Idee, sie könnte an einem Date interessiert sein, war er nicht gekommen. Dabei sprach viel dafür, wenn er es sich recht überlegte. Ihre Scherze, ihre Aufmerksamkeiten und nicht zuletzt ihre Nähe. Keine Kontrolle, nur die Hoffnung, ein bisschen privater werden zu können.
    „Na, wenn das so ist“, meinte Ben grinsend, „wäre es mir eine Ehre, wenn Sie Ben sagen.“
    Eine halbe Stunde später sorgte Sallys Ausweis dafür, dass sie das Gelände verlassen durften. Ihm war bewusst, welche Verantwortung sie auf sich lud. Man würde sie zur Rechenschaft ziehen, wenn er Mist baute.
    Seine Anspannung verflog, als sie in einer Bar Bruderschaft tranken und über Gott und die Welt plauderten. Ben hätte die Welt umarmen können. So ließ sich die Zeit in Washington ertragen.
    Es war leichter als erwartet, mit Sally ein unbefangenes Gespräch zu führen, das sich nicht ständig ums Weiße Haus und die Firewall drehte. Je privater sie wurden, desto mehr geriet Ben zwar ins Schwitzen, aber er schaffte es, Sally mit Interesse zu schmeicheln, sodass sie schließlich mehr von sich erzählte, statt Fragen über ihn zu stellen. Als sie von ihrem verstorbenen Vater sprach, machte ihn das betroffen und er legte ihr die Hand auf den Unterarm.
    „Das tut mir sehr leid. War sicher schwer.“
    Sally zuckte die Achseln, um Fassung bemüht, aber die Traurigkeit, die über ihre Züge glitt, konnte sie nicht verbergen. „Ach, wir waren es ja gewohnt, ohne ihn klarzukommen. Er war nie da. Immer auf irgendwelchen Einsätzen. Die Armee war sein Leben, Familie spielte bloß die zweite Geige. Natürlich war es ein Schock, als die Nachricht aus Afghanistan kam, aber an unserem Alltag hat das nichts geändert. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Mom so schnell wieder heiratete.“ Sie verzog das Gesicht, woraus Ben schloss, dass Sally mit dem neuen Mann ihrer Mutter nicht einverstanden war. „Mir kann es egal sein. Ich bin ja kaum noch zu Hause. Es ist den beiden ein Dorn im Auge, dass ich genau wie Dad für die Regierung arbeite. Aber ich würde es keinen Tag mit diesem Kerl unter einem Dach aushalten. Was mich mehr bedrückt ist die Sache mit meinem Bruder.“
    „Dein Bruder?“ Noch immer entzog Sally ihm nicht ihren Arm, fasste jetzt sogar mit der anderen Hand nach seiner, als böte ihr der Körperkontakt Halt und Trost.
    „Ich mache mir große Vorwürfe, dass ich nicht für ihn da war. Er kam mit James, Moms neuem Ehemann, ebenso wenig klar wie ich. Aber er war erst sechzehn und konnte nicht wie ich das Weite suchen. Justin fühlte sich von allen verraten. Von Dad, weil er nicht wie versprochen zurückkam. Von Mom, weil sie ihn so schnell vergaß. Und von mir, weil ich einfach weggegangen bin.“
    Sie wischte sich eine Träne weg, und Ben rückte seinen Stuhl näher zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen. Ein warmes Gefühl durchflutete ihn, als sie sich an ihn lehnte.
    „Er ist wie von der Bildfläche verschwunden. Hat sich bei keinem mehr gemeldet. James, dieses Arschloch, hat unsere Mom davon überzeugt, keine Suchanzeige bei der Polizei zu stellen und gemeint, Justin würde schon von allein zurückkommen, wenn er erst mal merkt, dass das Leben nicht so einfach ist. Dem ist mein Bruder vollkommen egal. Vermutlich ist er froh, ihn los zu sein und mit Mom jetzt das Leben genießen zu können. Sie ist ihm total verfallen. Macht alles, was er sagt.“
    Es lag Ben auf der Zunge, zu fragen, ob dieser James so gut verdiente, oder ob man den angedeuteten Luxus von der Rente der Soldatenwitwe bestritt. Aber er schluckte die Frage hinunter und konzentrierte sich lieber auf den Bruder, denn das schien Sally mehr zu beschäftigen.
    Der Kellner kam, um zu fragen, ob er noch etwas bringen dürfe. Sein Auftauchen führte leider dazu, dass Sally sich von ihm löste, was Ben bedauerte. Aber er nahm es wortlos hin. Nichts lag ihm ferner, als sie zu bedrängen, und immerhin war es ihr erster gemeinsamer Abend.
    „Glaubst du, er könnte auf die schiefe Bahn geraten?“, fragte er, nachdem sie sich die Nase geputzt und die Fassung wieder erlangt hatte.
    „Ich weiß es nicht. Aber ein Sechzehnjähriger, der

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