Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
und biss ihm spielerisch in den Hals. „Du solltest deine Gedanken besser verbergen,
djamal
. Sie führen mich in Versuchung.“
„Du führst mich in Versuchung“, antwortete Franklin heiser. „Mit deiner bloßen Anwesenheit.“
Wenig später rekelten sie sich auf dem großen Bett, schmiegten ihre Körper aneinander und fochten mit ihren Zungen einen sinnlichen Kampf, während der Rhythmus ihres Liebesaktes stetig dem Gipfel zustrebte. Lucien versetzte jede Zelle in Franklins Körper in Schwingung allein durch seine Nähe. Seine Küsse fachten das Feuer in seinen Lenden an, bis er innerlich zu verglühen glaubte. Der Vampir kannte jeden Zentimeter von Franklins Körper in- und auswendig, sodass er sich ihm völlig überließ. Sie verschmolzen zu einer Einheit, die auch abseits ihrer erotischen Beziehung nicht mehr zu trennen war. Ein unsichtbares Band bestand immerfort.
Als sie in den frühen Morgenstunden erschöpft und befriedigt nebeneinanderlagen, fragte sich Franklin, ob dieses Band in ihrer beider Liebe zu Melissa mündete. Vermisste Lucien sie ebenso wie er? Oder wusste er zumindest durch die Gedankenkanäle der Vampirfamilie, wo sie sich aufhielt und wie es ihr ging? Er sprach nie von ihr. Möglich, dass sie auch für ihn verloren war.
Lucien küsste Franklin auf die Schläfe. Sein Gesicht zeigte Wehmut. „Ich vergesse sie nie,
sadeki
. Sie ist immer in meinen Gedanken, doch sie schirmt sich von allen und jedem ab. Und Armand ebenso. Die beiden sind wie Geister der Vergangenheit, die aus einer anderen Sphäre noch über uns wachen, aber nie wieder greifbar sein werden.“
„Denkst du nicht, sie wird irgendwann zurückkehren? Wenigstens ab und zu, für einen Besuch.“
Der Lord seufzte. „Ich hoffe es, aber … Am Anfang glaubte ich fest daran, dass ihr inneres Band zum Orden stärker ist als die Veränderungen, die Kalistes Blut mit sich gebracht hat, doch mit den Jahren werde ich immer unsicherer. Niemals hätte ich gedacht, dass sie so endgültig mit allem brechen würde. Dass es sie so sehr transformieren könnte. Sie fehlt mir, und ob du es glaubst oder nicht, ich bereue so manches, was ich tat. So ist es wohl meine gerechte Strafe, zu spät erkannt zu haben, was sie mir wirklich bedeutet.“
Auf lange Reise geht mein Herz
D ie Wunde an ihrer Seite war dank Stevens und Thomas’ Pflege schneller verheilt, als sie zu hoffen gewagt hatte. Aliya wollte die Gastfreundschaft ihrer Retter nicht über die Maßen strapazieren. Außerdem bangte sie, die beiden ebenfalls in Gefahr zu bringen, da noch immer unklar war, wer versucht hatte, sie zu fangen und zu welchem Zweck. Besser, sie blieb auf der Hut. Aber sie musste auch wieder zu ihrem Rudel zurück.
Steven hatte ihre Gefährtinnen zwar informiert und sich sogar bei dem PSI-Orden, mit dem er in Kontakt stand, und mit einigen Lycanern ausgetauscht, doch all das brachte keine näheren Erkenntnisse. Die Lupin-Rudel hielten sich streng an ihre Reviergrenzen, daher war es schwierig, zu erfahren, ob auch andere Leitwölfinnen angegriffen worden waren. Es lag Aliya am Herzen, dies so bald wie möglich herauszufinden. Die Lycaner, die Steven aus dem früheren Untergrund kannte, stritten ab, etwas über solche Vorkommnisse zu wissen, und auch die Gestaltwandler aus der näheren Umgebung zeigten sich betroffen, als sie hörten, was Aliya widerfahren war. Sie wollten alle die Augen und Ohren offen halten. Mehr konnte man nicht erwarten.
Die beiden Ärzte waren nicht glücklich mit ihrer Entscheidung gewesen. Sie hatten die halbe Nacht auf sie eingeredet, sich noch eine Woche Ruhe zu gönnen, damit die frische Narbe nicht wieder aufriss oder sich das Gewebe entzündete. Aber Aliya blieb bei ihrem Entschluss. Sie versprach, vorsichtig zu sein und sich zu melden. Ein merkwürdiges Gefüht, wenn sich ein Mensch und ein Vampir um eine Lupin sorgten. Aber gar nicht mal so schlecht.
Sie lächelte in sich hinein, während sie die Straße entlangtrottete. Ihr erster Weg führte Richtung Friedhof. Das Fleisch, das sie in den letzten Tagen verzehrt hatte, war zwar nahrhaft gewesen, aber frisch, und Aliya mochte halb verwestes Gewebe lieber. Daran war sie gewöhnt, es entsprach ihrer Natur. Wenn sie Glück hatte, waren einige ihrer Rudelgefährtinnen dort. Muna, das Betaweibchen, hatte Steven begleiten wollen, um sich von Aliyas Zustand zu überzeugen, aber Steven war ebenso dagegen gewesen wie sie selbst. Zu gefährlich, auch wenn es sie rührte, dass sich Muna
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