Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
wie genau sich dieser darstellte.
„Ist das … ungewöhnlich? Ich meine, ihr könnt doch Tore erzeugen.“
Blue nickte langsam. „Wir sind die Einzigen, die Tore erzeugen können. Und wenn gerade welche entstehen, untermauert das meine schlimmste Befürchtung. Wer auch immer die Tore benutzt, hat mindestens einen Dolmenwächter auf seiner Seite.“
Ash spürte, dass das keine gute Nachricht war. Ihm entging nicht der Blick, den Blue seinem Bruder zuwarf. Seine Haut kribbelte vor Anspannung.
Blue atmete tief durch. „Damit können die überall hin. Und ich meine überall!“
„Und jetzt?“
Blue und Lavant wechselten Blicke, bei denen Ash sich fragte, ob die beiden telepathisch kommunizierten und ihn bewusst ausschlossen. Normalerweise lag ihm Telepathie, aber er vernahm keine Schwingung.
„Wir müssen diese neuen Tore auf jeden Fall checken. Wo führen sie hin, was ist dort und wozu kann man es einsetzen?“
Die beiden Wächter wollten keine Zeit verlieren. Blue entschied, weitere Brüder und Schwestern einzuweihen und ihnen zu erklären, welche Vermutungen ihn quälten. Lavant übertrug die Daten der neuen Tore in die Karte, damit Ash durch die Koordinaten ermitteln konnte, wo sie lagen. Alle befanden sich in Wohnsiedlungen, absolut untypisch für Dolmentore, wenn man von den wenigen absah, die Blue während seiner Zeit bei den Lux Sangui erzeugt hatte. Er fluchte leise und machte Ash die Tragweite dieser Anomalie bewusst.
Nachdem er wieder allein war, versuchte Ash herauszufinden, wer dort wohnte, wo die neuen Tore in den letzten achtundvierzig Stunden erzeugt worden waren, und was es über diese Personen im Netz gab. Mit jeder Identität, die er lüftete, wurde ihm unbehaglicher zumute. Er musste Franklin einweihen. Das alles nahm die Formen eines Hollywood-Thrillers an, der hoffentlich niemals wahr wurde.
Blut, überall Blut. Es tropfte von der Decke, ergoss sich über den Boden, rann in Strömen die große Treppe von Gorlem Manor herab. Ich hörte die Schreie meiner einstigen Brüder und Schwestern. Todesschreie. Und die Wölfe waren da. Ein riesiges Maul öffnete sich am Himmel und verschlang den Mond, ein zweites stürzte sich auf die Sonne. Die Erde bebte und ich sah einen schuppigen Leib, der mich an die Serpenias von Darkworld erinnerte und der sich um den Planeten wand, als wollte er ihm den Lebensatem aus den Lungen pressen. Ich bekam keine Luft mehr, konnte mich nicht bewegen, und als ich auf meine Hände hinabsah, waren sie rot vom Blut derer, die ich einst geliebt und die mir vertraut hatten
.
Der Traum war einen Tag nach Corelus’ Besuch gekommen und ich hoffte inständig, dass er keine prophetische Bedeutung besaß, sondern nur aus dem rührte, was der Lycanerfürst mir gesagt hatte. Immerhin stand ich jetzt im Garten von Gorlem Manor und es floss kein Blut an den Mauern des Hauses herab. Noch nicht. Aber das konnte noch kommen, oder? Ich fuhr mir mit der Hand über die Stirn und Armand umfasste tröstend meine Schulter.
„Es wird alles gut. Darum sind wir hier.“
Ja, darum waren wir gekommen. Nachdem ich ihm von Corelus’ Besuch erzählt hatte, zögerte er keine Sekunde. Unserer Freunde brauchten uns, also verließen wir unser Exil und standen ihnen zur Seite, auch wenn sie vermutlich derzeit noch keine Ahnung von dem hatten, was auf sie zukam.
Gorlem Manor hatte sich verändert, seit ich weggegangen war. Das Haus schwirrte nur so vor paranormaler Energie. Wo früher nur Menschen gelebt hatten, die für ein Gleichgewicht zwischen ihrer und der PSI-Welt arbeiteten, lebten heute Gestaltwandler, Bajangs, Sidhe, Elfen, Zwerge und eine ganze Reihe weiterer Wesen, die in der Welt der Menschen mehr oder weniger auffielen.
Die Spuren des Magisters waren lange vergangen. Ich sah ein gesundes System des Miteinanders – der erste Schritt in eine neue Welt, die Menschen und PSI-Wesen gleichberechtigt nebeneinander sah. Oder war die Welt außerhalb der Mutterhäuser noch nicht so weit?
Franklin saß an seinem Schreibtisch und ging Berichte durch. Als sich die Flügeltüren unter einer Sturmbö öffneten und er meinen Schatten vor dem Brunnen sah, gefror ihm das Blut in den Adern. Ich konnte es körperlich fühlen mit all der Macht, die ich nun besaß und die mir seinen Geist so offen legte wie ein aufgeschlagenes Buch. Er spürte meine dunkle Macht, das schwarze Blut in mir, aber erkannte mich noch nicht. Zu wenig war von seiner Tochter geblieben, nachdem ich mir Herz und Seele
Weitere Kostenlose Bücher