Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
dir. Von deiner Vergangenheit. Und da dachte ich, ich nutze meine Möglichkeiten als Sicherheitsbeauftragte und forsche ein wenig im Netz über dich.“
Ben stieß den Atem aus und schloss die Augen. In seinem Kopf drehte sich alles. Wenn sie gut war – und in ihrem Job war Sally gut – hatte sie mehr als nur eine Lücke gefunden.
Sie berührte ihn sacht am Arm. Als er sie ansah, wirkte ihr Blick hilflos und flehend. „Ich habe es wirklich nur getan, weil ich … weil ich mich in dich verliebt habe. Und ich musste dir das heute Abend sagen, weil ich mich sonst morgen früh hassen würde. Ich könnte nicht …“ Sie straffte die Schultern und atmete tief durch. „Ich möchte bei dir bleiben heute Nacht. Aber nicht mit einer Lüge zwischen uns.“
Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie damit nicht seine lückenhafte Vergangenheit, sondern ihre Nachforschungen meinte. „Sally“, begann er, wusste aber nicht recht, was er ihr sagen sollte.
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Es spielt keine Rolle, Ben. Ich werde es niemandem sagen, denn ich weiß, dass du ein guter Mensch bist und nichts Böses im Schilde führst. Was auch immer der Grund ist, dass du jemand anderer geworden bist, es war sicher nicht deine Schuld.“
Wortlos nahm er sie in die Arme. Sie zitterte. Himmel, wo waren sie nur hineingeraten? Er liebte Sally, das wusste er längst. Und sie ihn. Aber welche Zukunft hatte das unter den gegebenen Umständen? Trotzdem wollte er sie nicht gehen lassen. Er sehnte sich nach ihr – und er vertraute ihr. Weil sie ihm ebenfalls vertraute.
Es war ein seltsames Gefühl, nach dem Gesagten mit ihr allein in seinem Quartier zu sein. Tausend Fragen gingen Ben durch den Kopf. Was wusste sie? Was vermutete sie? Was sollte er ihr sagen? Oder sollte er schweigen und es auf sich beruhen lassen? Sie fragte nicht, würde auch nicht fragen, das wusste er.
Das Streichholz flammte auf, hinterließ einen leichten Schwefelgeruch. Seine Hand zitterte, als er die Kerze entzündete. Er war genauso nervös wie Sally, die ihm zusah, mit einem Glanz in den Augen, der heller leuchtete als die Sterne am Himmel. Er streckte die Arme aus und sie schmiegte sich an ihn.
„Ich dürfte überhaupt nicht hier sein“, sagte sie schüchtern.
„Ich bin aber froh, dass du hier bist“, raunte Ben und gab ihr einen Kuss auf die Schläfe. Sie wehrte seine Hände nicht ab, als er zärtlich über ihre Arme hinauf und ihren Rücken wieder hinunterstrich und sie an sich zog.
„Ich bin auch froh.“
Seit seiner Flucht aus der Namib war er keiner Frau mehr so nah gewesen. Zu groß war die Angst, dass ihn die Vergangenheit überrannte und er unvorhergesehen reagierte. Davor fürchtete er sich mehr als vor dem Tod. War er aus der Übung? Für einen Moment überkam ihn Scham, dass er sich vielleicht blamierte. Doch dann ergriff Sally die Initiative und küsste ihn innig. Ihre Hände glitten unter sein Shirt, streichelten über seinen Bauch und seine Brust. Er seufzte, ließ sich treiben, erkundete ihre Rundungen, die Weichheit ihres Körpers. Seine Angst war vergessen. Schicht um Schicht fielen die Kleider, legten fremdes Terrain frei, das es mit allen Sinnen zu erforschen galt. Sallys Haut schmeckte salzig, ihr Duft machte ihn trunken. Das leise Keuchen, wenn er mit der Zunge über empfindliche Stellen leckte, ließ ihn erschauern. Gänsehaut überzog ihren Leib.
„Ist dir kalt?“, fragte er besorgt.
Sie lächelte, schüttelte den Kopf. „Ganz im Gegenteil.“
Das Bett knarrte unter ihnen, aber das nahm er kaum wahr. Sallys Körper schimmerte golden im Kerzenlicht, fühlte sich wie Seide unter seinen Fingern an. Er hätte sich am liebsten ewig an ihrem Anblick geweidet, wollte sie gleichzeitig küssen und schmecken, sie anfassen, um zu glauben, dass sie wirklich bei ihm war. Selbst als Teenager war er nicht so nervös gewesen
Sally gewann hingegen an Sicherheit und überraschte ihn, indem sie die Führung übernahm und ihn kurzerhand auf den Rücken drehte, um sich rittlings auf ihm niederzulassen. Ihr Lächeln war schelmisch, sie strich über seine Wangen, fuhr die Linien in seinem Gesicht nach und küsste ihn auf die Lider, damit er sie schloss. Ben überließ sich gern ihren Verführungskünsten. Sie entfachte ein Feuer, das er seit Langem vermisste. Die Welt verlor an Bedeutung, in seinem Inneren brach das Eis, mit dem er sein Herz zu schützen versucht hatte. Es schmolz unter der Liebe,
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