Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
seinen Stärken, und er war schon zu lange geduldig. Aber ein vorschnelles Handeln gefährdete seine Pläne, also musste er es hinnehmen, noch ein Weilchen die Füße stillzuhalten.
„Sie sollen zusehen, dass sie Ergebnisse liefern. Und zwar schnell. Ich hoffe, dieser Hacker versucht nicht, uns hinters Licht zu führen.“
Marcia schüttelte den Kopf. „Das wagt er nicht. Er hat gesehen, was mit den anderen passiert, die ihre Arbeit nicht gut genug machen.“
Domeniko entließ Marcia mit einem knappen Nicken und schickte Ragna gleich mit. „Pharac, bereite zwei Expeditionen vor.“
„Gleich zwei, Domeniko?“
„Ja. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Eine wirst du anführen, die andere übernehme ich. Der neue Fürst soll gleich etwas zum Spielen haben, damit ihm nicht langweilig wird auf seinem Thron.“
Stunden der Wahrheit
F ür heute war Feierabend. Ben streckte sich und überprüfte ein letztes Mal alle Sicherheitssysteme, bevor er seinen Rechner herunterfuhr. Offenbar hatten sie den Angriff schnell genug erkannt und abgewehrt. Seitdem war jedenfalls keine Unregelmäßigkeit mehr aufgetreten.
Er freute sich auf einen schönen Abend mit Sally. Sie wollten essen gehen und er war fest entschlossen, sie heute zu fragen, ob sie bei ihm bleiben wollte. Und zwar, ohne dass einer von ihnen die Couch nahm.
Pettra hatte ihm eine neue Unit geschickt, die er in den Hauptserver einbauen sollte. Er überlegte kurz, entschied dann, dass er die fünf Minuten noch hatte und ging zum Serverraum. Das Büro war ziemlich leer, die Nachtschicht bestand nur aus fünf Leuten. Ben grüßte jeden im Vorbeigehen. Vor der Sicherheitstür holte er seinen Ausweis hervor und zog ihn durchs Lesegerät. Ein Signal ertönte, die Lampe wurde grün und die Verriegelung geöffnet. Der Flur zum Serverraum wurde durch Neonröhren erhellt, deren Licht in den Augen wehtat. Außerdem kam man sich hier vor, als wäre man von der Welt abgeschnitten. Sobald die Tür ins Schloss fiel, sperrte sie sämtliche Geräusche der IT-Zentrale aus. Man fühlte sich allein. So wie damals in der Namib. Bens Herz schlug schneller und beim Atmen fühlte es sich an wie eine zentnerschwere Last auf seinen Lungen. Schweiß trat ihm auf die Stirn, er musste sich zwingen, nicht sofort wieder rauszurennen. „Cool, Mann! Es ist nur ein Flur. In fünf Minuten bist du hier wieder raus.“ Seine Schritte klangen hohl und hallten von den Wänden wider. Das Summen der Server wirkte dagegen fast beruhigend. Der Rechnerschrank, in den er die Unit einbauen wollte, lag am anderen Ende. Als er darauf zuschritt, glaubte er, einen Schatten zwischen den beiden Hauptreihen zu sehen. Ben runzelte die Stirn. Hier hatten nur wenige Personen zutritt. Cooper saß an seinem Schreibtisch, Ross und Sheffield waren nicht da, mit Sally traf er sich in ein paar Minuten am Ausgang. Dr. Brunner war in Urlaub. Ihm wurde unbehaglich zumute, es kribbelte an seiner Wirbelsäule. Langsam bog er in den Gang zwischen den Rechnerreihen ein.
„Hallo?“
Keine Antwort. Er setzte einen Fuß vor den anderen, versuchte, zwischen den Geräuschen der IT-Einheiten etwas zu hören, was nicht hierhergehörte und näherte sich dem Ende. Plötzlich kam eine große, massige Gestalt um die Ecke. Bens Herz setzte einen Schlag aus, bis er ihn erkannte.
„Rourke!“ Es war der Sicherheitsmann. Er hatte überall im Gebäude Zutritt durch eine Universalkarte. „Was machen Sie hier?“
„Das könnte ich Sie genauso gut fragen, Willow.“
Ben mochte den Typ nicht. Er war stets übellaunig und hielt sich für sehr wichtig. „Ich will diese Unit austauschen“, erklärte Ben und hielt das besagte Teil hoch, ließ Rourke aber nicht aus den Augen, bis der unwillig schnaubte.
„Da ging eben ne Warnlampe an. Unautorisierte Bewegung im Serverraum.“
„Und?“
Der Sicherheitsmann zuckte die Schultern. „War wohl ne Ratte.“ Er grinste breit. „Schönen Abend noch, Willow.“
Nachdem Rourke fort war, atmete Ben tief durch. Ratten? Dass er nicht lachte. Er tauschte die Unit aus und beeilte sich, zu seinem Treffen mit Sally zu kommen.
„Ach, du darfst ihn nicht so ernst nehmen“, zerstreute sie seine Zweifel, als er ihr von der Begegnung im Serverraum erzählte. „Er macht nur seinen Job, und den verdammt gut. Seit über fünfzehn Jahren.“
„Ich wusste gar nicht, dass man so lange ein und denselben Job für unsere Regierung macht.“ So richtig traute Ben dem Kerl immer noch nicht, egal was Sally
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