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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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in dieser Brust, wie in einem Grabe.«
    »Sie wissen ja Alles.«
    »Ich hielt es für längst vorüber; das Spiel des Windes auf einem Aehrenfelde.«
    »O es wird auch wohl so sein. Sie werden recht haben, ganz recht,« brach es aus der bewegten Brust. »Aber er verfolgte mich ja letzthin so auffällig.«
    »Besitzen Sie einen Brief von ihm? – sprach er Sie an?«
    »Nein – aber – es war ja ganz klar – die Fürstin Gargazin –«
    »Können Sie der auch ganz trauen? –« Der Legationsrath sah sich vorsichtig um.
    »Sie ist eine seelensgute Frau. Schon vor acht Tagen versicherte sie mich, ich möchte mich vorbereiten, er könne sich gar nicht mehr halten. Sie hat ihn neulich bei sich in ihr Kabinet zurückgedrückt, er wäre im Stande gewesen, in ihrer Gegenwart mir zu Füßen zu stürzen.«
    Der Legationsrath sah ernst vor sich hin und schüttelte den Kopf: »Das glaube ich doch nicht –«
    »Als wir von der Waldow kamen, öffnete er mir den Wagenschlag. Ei, wie komm ich zu der Ehre, sagte ich.«
    »Und er –«
    »Er hatte schon, ganz träumerisch, einen Fuß auf dem Tritt, als mein Mann dazu kam und ihn einlud mitzufahren –«
    »Worüber er zur Besinnung kam, das ist freilich sehr begreiflich.«
    »Sahen Sie, wie er jetzt fortsah, als er mich erblickte?«
    Er fasste sanft ihre Hand: »Einem Kavalier muß der Ruf seiner Geliebten über Alles gehen. Was der Rasende im verschlossenen Kabinet der Fürstin vielleicht gewagt hätte, wird er doch nicht vor tausend Augen sich unterstehen. Nein, da beruhigen Sie sich – und wenn er es gethan, so hätte ich ein Wort mit ihm reden wollen. Eine Bitte! Thun Sie sich Gewalt an. Verbergen Sie diese Gefühle. Sie sind zu schön und rein, die Welt ist Ihrer nicht werth. Möglich, das gebe ich zu, möglich, daß auch er Ihrer nicht werth ist. Aber erscheinen Sie dafür desto größer, und wenn er treu ist, bewahren Sie ihm das Vertrauen, ist er es nicht, sich die Größe, über ihren Schmerz erhaben zu sein. Meine Freundin,« sagte er aufstehend und drückte ihre Hand an seine Brust, »das Vergängliche gehört der Zeit, was aber in die Aeonen hinausragt, das ist das heilige Bewusstsein einer schönen Seele. Sie werden mich verstehen.«
    Ganz verstand sie ihn nicht, aber es war gut, daß sie ihn nicht fragte, denn die Gesellschaft war wieder im Zimmer. Nur der Major schien am Eckfenster noch draußen: »Das Friedrichs Heer!«
    »Gerade in diesen Regimentern ist nichts geändert,« sagte Fuchsius.
    »Jeder hat allerdings noch seine drei gepuderten Locken.«
    »Sie marschirten doch vortrefflich –«
    »Geknickte Glieder eines Riesenkörpers, die nicht mehr in einander klingen. Mein Freund, zuweilen will's doch auch mich beschleichen, als wäre es am gescheitesten, zur Friedenspartei überzugehen.«
    Der Legationsrath wurde mit Fragen, was er Neues bringe, überstürmt. »Duroc ist abgereist.«
    »Wirklich! Endlich!« rief es. »Mit einer Kriegserklärung?«
    »Man hat ihm nur zu verstehen gegeben, daß man unter den obwaltenden Umständen das Freundschaftsbündniß als gelöst vielleicht zu betrachten genöthigt sein dürfte.«
    »Und hat Laforest Pässe erhalten?«
    »So unhöflich ist man nicht gewesen«
    Die Fürstin lächelte: »Er denkt übermorgen eine Matinée zu geben.«
    »Dies unterbleibt doch vielleicht,« sagte Wandel, »wenn Erlaucht mir erlaubt, das Gerücht mitzutheilen, was ich von der Börse bringe. Seine Majestät Kaiser Alexander wird hier erwartet. Der Oesterreichische Erzherzog Anton ist schon auf dem Wege nach Berlin.« Die Nachricht überraschte. Auch der Regierungsrath war frappirt: »Dieser Mensch weiß Alles.«
    »Wenn wir nicht wollen,« sagte Eisenhauch, die Lippen zusammen beißend, »so zwingen uns Andere zum Ernst.«
    Man beobachtete die Fürstin, um auf ihrem Gesicht die Bestätigung zu lesen. Man konnte nichts lesen; sie war mit Adelheid beschäftigt, der sie heut ihre ganze Aufmerksamkeit zu widmen schien.
    »Herr von Wandel, Ihre Neuigkeiten sind noch nicht zu Ende?«
    Er war gefällig, und gab eine Liste von Avancements und Verfügungen zum Besten: »Auch hat Herr von Bovillard mit seinem Sohne sich ausgesöhnt. Er will ihn wieder für den Staatsdienst gewinnen. Einstweilen hat der junge Bovillard Courierstiefeln anziehen müssen. Er ist fortgeschickt.«
    »Da wird doch wenigstens ein Platz in den Gefängnissen frei,« sagte die Geheimräthin mit Bitterkeit und ihr Blick fiel auf Adelheid. »Ob zufällig, oder ob sie eine Veränderung

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