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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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'nen recht großen Gefallen gethan,« schloß van Asten. »Könnte man alle Geschäfte so schnell abwickeln! Passirt aber auch nur unter Freunden, die sich ganz verstehen. Und wenn Sie sonst zur Equipage noch etwas bedürfen, einhundert oder zweihundert Thälerchen, klingeln Sie nur, Spandauerstraße, gleich um die Ecke, das dritte Haus, und dann links auf dem Hofe ist der Eingang.«
     
Zweiundvierzigstes Kapitel.
     
Fensterskizzen.
    Es war ein grauer Herbsttag, an dem die Sonne nur dann und wann einen Blick auf die Dächer von Potsdam warf. Der Wind wehte die gelben Blätter durch die Straßen; öde sonst, heute belebt von Köpfen, Uniformen, Livreen aller Farben und Muster, von Physiognomien, die den verschiedensten Nationen, ja Welttheilen anzugehören schienen. Die Equipagen von Ministern, Generalen, von Gesandten und fremden Prinzen, rollten unaufhörlich zwischen den Palästen und Wirthshäusern, und zu diesen Gästen von diplomatischem Charakter kamen aus der Hauptstadt zahlreiche Postchaisen, Lohnfuhrwerke und jene langen und schmalen, ihrer Zeit wohlbekannten Charlottenburger Korbwagen, deren magere und keuchende Pferde zwölf Neugierige oder noch mehr aus der ersten auf ein Mal in der zweiten Residenzstadt absetzten..
    Es musste ein großes Ereigniß oder eine große Erwartung sein, welche so viele Berliner, und an einem Tage, den beschwerlichen Weg unternehmen ließ. Ja, Potsdam, das lange verödete, schien wieder der Mittelpunkt eines europäischen Lebens geworden. Man sah es an den Blicken, man hörte es am Geflüster der Gruppen, aber nicht an den laut gewordenen Reden. Denn wenn Zwei sich begegneten, fragten sie nur: »Haben Sie ihn schon gesehen?« – Wenn ihn nicht, den ritterlichen Gast, hatte man doch einen seiner silberumgürteten Kosacken gesehen, die Straße auf, die Straße ab sprengten, angestaunt und bewundert von Allen. Und es war doch auch sonst so viel auf den Straßen zu sehen, was da selten sich zeigt: die ersten Männer des Staates, Militär und Civil, im Freien promenirend, in den Hausthüren, an den Ecken stehend. Es schien ein öffentliches Leben in der Stadt Potsdam, und – es war keine Parade! So vornehm die Männer und Gäste, waren doch nicht alle geladen, ja die wenigsten hatten in den Appartements des Schlosses Zutritt, welche heute mehr dem häuslichen und Familienbeisammensein geöffnet sein sollten. Aber gleiche Erwartung, Spannung, ob und was sich entwickeln werde, hatte die Ersten und Höchsten hergetrieben. Feldherren, Minister, und Kabinetsräthe, und nicht mit dem geheimnißvollen Nimbus der Autorität und des Allesbesserwissens um die Stirn, suchten, wie die Opferpriester im Pflug der Vögel, in den Mienen der Anderen, ob sie eingeweiht waren. Es mussten Wenige eingeweiht sein. Die eben vom Schlosse zurückkamen, antworteten, wenn Gruppen sich um sie bildeten, nur mit Achselzucken.
    Auch vornehme Damen standen an den geöffneten Fenstern. Neugierig schweiften die Blicke der Fürstin Gargazin über den Platz, und sie hörte nur halb, was der Kammerherr von St. Real erzählte. Er war im Schlosse gewesen und hatte aus dem Vorzimmer einen flüchtigen Blick auf das häusliche Glück im Schooß des Heiligthums geworfen.
    »Was helfen uns Familienscenen, Kammerherr!«
    »Seine Majestät der Kaiser ließen zwei der königlichen Kinder auf Ihren Knieen reiten. Ihre Majestät die Königin blickte mit verklärter Mutterfreude auf das Bild.«
    »Das glaube ich; aber der König?«
    »Stand, die Hände auf dem Rücken, daneben.«
    »Ernst wie immer?«
    »Nein, Seine Majestät lächelten. Alle meinten, das werde ein Unit
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die nie zerreißen kann.«
    »Aber Andern die Geduld,« warf die Fürstin ein. » Die Einigkeit da gefällt mir besser. Sehen Sie, Haugwitz mit dem Erzherzog Arm in Arm.«
    »Sie scheinen in ein sehr ernsthaftes Gespräch verwickelt,« bemerkte ein Dritter am Fenster.
    »Und Blücher schlägt hinter ihnen mit den Füßen den Takt. Er kann kaum seine Freude verbergen.«
    »Er sollte nur den Säbel nicht so klirren lassen! Lombard flankirt umher. Ihm ist's nicht recht. Er möchte gar zu gern Haugwitz einen Wink geben.«
    »Sehen Sie die Position, die er einnimmt. Sie sehen Lombard noch nicht, so sind sie vertieft. Jetzt müssen sie auf ihn stoßen, und geben Sie Acht, wie er sich wie ein Aal in ihr Gespräch schlängeln wird.«
    »Magnifique!« rief die Fürstin und klatschte ihre feinen Hände unwillkürlich zusammen. Ein rieselndes Gelächter der Umstehenden

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