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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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wie Sie sich durch Ihr Vorurtheil täuschen ließen. Ueberhaupt, da war nichts Affektirtes in Bonaparte's Benehmen, nichts von der Herablassung eines Emporkömmlings. Er verhandelte mit unserm Freunde wie der Gleiche mit dem Gleichen. Lombard wollte diplomatisch Schritt um Schritt mit seinen Missionen herausrücken. Napoleon unterbrach ihn rasch: Ich bin Frankreich, die Welt fängt an es zu erkennen, und Sie sind Preußen, die Welt erkennt es noch nicht, aber ich. Ueberlassen wir doch das Anderen, sich untereinander zu täuschen, setzte er mit dem durchdringend freundlichen Blicke hinzu. – Das bleibt natürlich unter uns, und Lombard that natürlich das Seinige, dagegen zu protestiren und auf seine untergeordnete Stellung zu weisen. – Wie Sie wollen, sagte Napoleon lächelnd, ich nehme die Menschen wie sie sind, respektire aber auch den Schein, den sie hervorzukehren für nöthig halten. – Und nun floß das Gespräch anmuthig hin, wie zwischen Zweien, die, wie Schiller sagt, auf der Menschheit Höhen stehen, und parteilos und affektlos das Getriebe tief unter sich betrachten.«
    »Und bei dem Gespräche blieb es?«
    »Lombard kann nicht genug sein Entzücken über den reichen Geist ausdrücken. Er schüttete seine Anschauungen über die Weltverhältnisse wie eine Fee aus ihrem Füllhorn. Unser Freund sagt, er hat in dieser einen Stunde viel gelernt.«
    »Dazu ward er indeß nicht hingeschickt. – Und noch gar keine positiven Resultate?«
    »Wir können ganz beruhigt sein. Bonaparte hegt eine Achtung vor Preußen, die mich wirklich überrascht hat. Wenn er von Friedrich spricht – nun das versteht sich von einem Genius, wie seiner von selbst. Er malte seine Schlachten; als er die von Hochkirch schilderte, gerieth er in eine wahre Begeisterung: Die gewonnenen Schlachten wolle er dem großen Todten lassen, rief er aus, aber er gebe drei seiner eigenen Siege für den Rückzug von Hochkirch.«
    »Lombards Mission war aber doch nicht eigentlich, sich Unterricht über den siebenjährigen Krieg geben zu lassen?«
    »Spötter! wissen Sie, was Napoleon über den Baseler Frieden sagte?«
    »Die erste Wunde unserer Ehre!« seufzte der Rath.
    »Das gab er selbst zu. Erkennen Sie die Größe des Mannes. Aber nach diesem Frieden sei es Preußens Aufgabe gewesen, die demarkirten Theile von Deutschland, die unter seinem Schutz gegeben waren, sich zu unterwerfen. Ein kleines Unrecht, rief er, kann in der Politik nur gut gemacht werden durch ein großes Unrecht. Was wäre Preußen jetzt, es stände da, eine europäische Macht, die nicht nöthig hätte, Sie, mein lieber Lombard, zu mir zu schicken, um mich zu sondiren. Es wäre an mir gewesen, zu Ihnen zu schicken, ich hätte aber freilich schwer einen Lombard gefunden. Er that einige Schritte im Zimmer auf und ab. Aber es thut nichts, hub er wieder an. Preußen ist ohnedem was es ist. Der Genius Friedrichs schwebt über ihm, und die Fittiche seines Adlers rauschen stark genug, daß sich so leicht kein Feind heranwagt.«
    »Und weiter berichtet Lombard nichts?«
    »Sie bleiben ein ungläubiger Thomas. Der Kaiser ist nicht allein weit entfernt von einer feindlichen Absicht, sondern eine innige Verbindung mit uns wäre sein Wunsch. Wohl verstanden, eine Alliance, welche die Zügel der Welt in die Hand nimmt. Civilisation, Kultur, wahre Aufklärung, das Glück des Menschengeschlechts und ewiger Friede wären ihr Ziel. Wer zwingt ihn denn immerfort, das Schwert wieder zu ziehen, als die Manövres des Herrn Pitt, der jetzt Oesterreich, jetzt Neapel, nun Rußland, Schweden, und die Kleinen, warum nicht auch Spanien und die ganze Welt aufhetzt. Was sind diese Subsidien, die das monopolisirende England verschwenderisch auswirft, als das Blutgeld, womit es den Ruin der Länder erkauft, die sich verführen lassen? England wäre es recht, wenn der ganze Kontinent zur Wüste würde, wenn er nur damit der Markt wird, wo die Bettelvölker, um ihre Blöße zu kleiden, seine schlechtesten Waaren kaufen müssen. Das ist sein Ziel, und jedesmal, wenn Bonaparte seinen Degen gegen einen neuen Feind ziehen muß, thut er es mit Seufzen; er weiß, er kriegt nicht gegen die armen Neapolitaner, Hessen und Schwaben, die sind nur die Schlachtopfer; seine eigentlichen Gegner, die reichen Kaufleute an der Themse, sitzen ruhig hinter ihren Wollsäcken und trinken ihren Ostindischen Thee, derweil die mit ihren Taschengeldern zu ihrem Vergnügen, zu ihrer Spekulation erkauften Völker in die französischen

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