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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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der Geheimrath gedehnt. »Diese Biedermänner werden sich gedulden müssen, bis Lombard aus Brüssel zurück ist. Die Spezialitäten seines Auftrages wird er mündlich Sr. Majestät vortragen.«
    Die Geschichte und auch die Memoiren der Zeit erzählen nichts von diesem Gespräch und dem, was es hervorrief; der Dichtung aber ist es erlaubt, auch aus der Tradition zu schöpfen, wo sie noch die Worte lebendiger Zeugen belauscht hat, die es glaubten. Was einmal geglaubt ward, ist ein Faktum, das auch der Geschichte angehört. Uebrigens mag der Geheimrath Bovillard Verhandlungen und Gespräche anders aufgefasst haben, als die, welche gesprochen und verhandelt hatten; er war ein Mann von lebhafter Imagination.
    »Und der Artikel für den Hamburger Korrespondenten?« sagte nach einer Weile der Rath Fuchsius.
    »Sie werden das selbst am besten kombiniren. Ihre feine Feder weiß die Fäden zu verschlingen, daß man nicht ahnt, woher es kommt.
De haut en bas
etwas, mit einem gelinden Achselzucken die kriegerischen Herren behandelt. Es versteht sich, die hohen Personen, die ich nannte, bleiben unverwähnt, auch die Generale, namentlich Rüchel, Blücher. Nur mit der höchsten Distinttion von ihnen gesprochen! Zu ihrer Einsicht habe das Publikum die feste Zuversicht, daß sie die verderblichen Rathschläge von des Königs Ohr abhalten würden. Die Seitenhiebe werden Sie eben so geschickt appliciren. Es bleibt, wie gesagt, ganz Ihrem Ermessen überlassen. Es ist Ihr Dafürhalten.«
    »Dann bleiben nur die Gensd'armerie-Offiziere übrig.«
    »Mit diesen Herren komm' ich nicht gern in Konflikt. Man begegnet sich doch täglich in Gesellschaften.«
    »So könnten nur die deutschen Gelehrten, die Romantiker, die Zielscheibe sein.«
    »Ganz richtig.«
    »Die Herr Geheimrath für unschädlich erklärt!«
    »Sie verführen die Anderen mit ihren abstracten Ideen. Ja, setzen Sie es recht ins Licht, die Lächerlichkeit dieser Theoretiker, die sich einbilden, über Dinge mitsprechen zu können, von denen sie nichts verstehen. Geben Sie's ihnen recht stark, legen Sie auch Napoleon einige pikante Phrasen in den Mund über die deutsche Ideologen. Sie wären das einzige Hinderniß des Friedens, nach dem alle Welt sich sehnt. Ich weiß, sie sind es nicht. Darauf kommt es aber nicht an. Sie schlägt man, die Kriegspartei meint man. Die Herren vom Miliär erfreut es inniglich, wenn man gegen die Professoren- und Schreiberweisheit loszieht. Sie schlucken die Invectiven mit Heißhunger herunter und merken nicht, daß es Schläge für sie selbst waren. –
A propos,
wenn Sie auch einige scharfe Seitenhiebe gegen den Herrn von Stein geschickt anbringen könnten –«
    »Rechnen Herr Geheimrath den Freiherrn zu den Ideologen, zu den Romantikern oder der Kriegspartei?«
    »
Qu'importe!
«
    »Viele richten ihre Blicke gerade jetzt auf ihn.«
    »Um so schlimmer, der Mann wäre im Stande –«
    Der Geheimrath hielt plötzlich, wie durch eine Erinnerung gestört, inne.
    Ein Secretair unterbrach das Gespräch in einem Augenblick, wo der Geheimrath selbst im Begriff stand, es zu enden, vielleicht, weil ihm Gedanken aufstiegen, für die Fuchsius ihm nicht der geeignete Vertraute schien.
    »Ich kann heut Niemand mehr empfangen,« rief er dem Sekeretair zu: »Mein Gott, wenn man doch wüsste, wie ich überlaufen bin. Ich kann mich doch nicht verdoppeln und verdreifachen.«
    Der Sekretär nannte einen Namen. Das Gesicht des Wirklichen verzog sich merklich in die Länge.
    »Diesmal werden Herr Geheimrath ihn wohl nicht abweisen können,« sagte der Rath. »Sie ließen ihn durch mich auf diese Stunde bescheiden.«
    Aufgähnend und mit einer französische Phrase fand sich der Geheimrath in sein Schicksal.
    Der Rath beurlaubte sich, das nächste Gespräch wurde wohl – besser ohne Zeugen geführt.
     

Achtes Kapitel.
     
Der wirkliche und der nichtwirkliche Geheimrath.
    Auch Lupinus war ein anderer in seinem Hause, als – wir ihn hier wieder sehen. Die süßesten Falten glätteten sein volles Gesicht und die Glätte ging über die sanft gepuderte Stirn bis an den Schopf. Lächelnd der Mund, das Auge, den Hut in der Hand, hatte er an der Thür seine respektvolle Verbeugung gemacht, um, den Dreiecker an die Brust gedrückt, mit einer Bewegung, welche an die der Maus erinnern konnte, auf den Wirklichen zu sich in Bewegung zu setzen:
    »Mein theuerster Gönner!«
    Der Wirkliche hatte die Bewegung vorausgesehen und vor dem Händedruck, der ihm drohte, sich hinter einem

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