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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Sie in meinem Haus?«
    Hazel sah Wetzon entschuldigend an. Peepsie Cunningham kicherte und stieß mit der Teetasse nach Hazel.
    »Möchte jetzt schlafen, Peepsie, Peepsie, Peepsie«, sang sie und gähnte breit. Sie schien Mühe zu haben, die Augen offenzuhalten.
    »Zeit, daß wir ein Schläfchen machen, Liebe.« Ida war wieder da.
    »Dann gehen wir wohl besser.« Man hörte Hazel an, daß sie ungern ging.
    Sie und Wetzon erhoben sich und sahen mit einem unguten Gefühl zu, wie Ida Peepsie Cunningham in die Arme nahm und aus dem Zimmer trug.
    Wie ein Sack mit Wäsche, dachte Wetzon.
    »Sie finden allein hinaus, ja?« sagte Ida, ohne sich nach ihnen umzudrehen.
    Schweigend wappneten sie sich gegen die Kälte. In der kleinen roten Vorhalle sagte Hazel: »Sehen Sie, warum ich mir solche Sorgen mache?«
    »Ja. Ist diese panische Angst ein Symptom für Alzheimer?«
    »Ich weiß nicht. Aber sie hat schreckliche Angst, finden Sie nicht?«
    »Das steht fest. Kann ihre Nichte nicht kommen und sich um sie kümmern?«
    »Peepsie weiß anscheinend nicht, wohin sie Marions letzten Brief gelegt hat. Und ich erinnere mich nicht, wie sie jetzt heißt.«
    »Es tut mir so leid, Hazel. Mein Gott, dieser ganze Reichtum, und dann ist alles so traurig.«
    Der Aufzug brachte sie wieder in die Halle.
    »Taxi, die Damen?« fragte Edward.
    »Ja, bitte«, sagte Hazel. Sie sah Wetzon an, die den Kopf schüttelte.
    »Ich gehe hoch zur 86. Street und fahre mit dem Bus rüber.«
    Sie standen hinter der Eingangstür, lauschten dem Wind, beobachteten Fußgänger, die gegen die ekelhaften Böen ankämpften, in Mäntel, Hüte und dicke Schals gepackt, vorgebeugt vor Anstrengung. Es war kein Tag zum Bummeln. Sogar die Stufen vor dem Metropolitan Museum, auf denen normalerweise massig Leute saßen und sich unterhielten, waren verlassen.
    Edward hielt seine Mütze fest, tanzte auf dem Bürgersteig draußen und versuchte, ein Taxi herbeizuwinken. Abfall, Schnipsel und Seiten von Zeitungen, Zweige von Bäumen und Büschen wirbelten hilflos im Wind. Ein großer dunkler Gegenstand flog an der Tür vorbei, scheinbar von hoch oben hergeweht. Edward blieb stehen und warf sich herum. Seine Hand schoß vor, zuckte zurück und bedeckte die Augen. Einen Augenblick lang schien er wie starr, dann drehte er sich um und rannte auf Hazel und Wetzon zu. Ein Schwall kalter Luft traf sie, als er die Tür aufstieß.
    »Jesus, Maria«, schrie er, »es ist Mrs. Cunningham!« Er rannte mit aschfahlem Gesicht vorbei. »Jesus, Maria.« Schwer atmend griff er nach dem Hörer und tippte drei Ziffern. »Kommen Sie sofort, kommen Sie sofort in die Fifth Avenue 999. Eine Mieterin hat sich gerade heruntergestürzt.«

» Hazel war außer sich«, sagte Wetzon. »Verdammt, ich war außer mir.« Sie lag auf dem Bett, noch völlig angezogen bis auf die Stiefel.
    Am anderen Ende der Leitung gab Smith mitfühlende Laute von sich. »Die arme Frau. Wie hat die Leiche ausgesehen?«
    »Smith, du kannst ganz schön makaber sein.«
    »Nein, hör zu, Wetzon, du fühlst dich besser, wenn du es mir erzählst. Du weißt doch, wie dir solche Sachen auf der Seele liegen, wenn du sie nicht ausspuckst.«
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Als wir aus dem Haus gingen, hatte man sie weggebracht...«
    Sie schauderte bei der Erinnerung. Sie und Edward hatten Hazel von der Tür zurückgerissen. »Das ist ein Irrtum«, wiederholte Hazel immer wieder. »Das ist ein Irrtum.« Irgendwie schafften sie es, sie auf ein Sofa in der Halle zu setzen. Wetzon schlüpfte aus ihrem Mantel und legte ihn um Hazels Schultern. Edward verschwand und kam mit etwas zurück, das wie eine Abdeckplane eines Anstreichers aussah. Wetzon wußte, daß er hinausgegangen war, um Peepsie Cunninghams sterbliche Überreste zuzudecken. Dann war die Polizei gekommen...
    »Sie waren schnell da«, unterbrach Smith sie.
    »Macht anscheinend was aus, wenn man in der Fifth Avenue wohnt.«
    »Aha, sie war also eine der besonders Privilegierten.«
    »Das kann man wohl sagen. Ich habe noch nie so eine Wohnung gesehen. Wie ein Museum...«
    »Erzähle...«
    »Nicht jetzt. Es war ein furchtbarer Nachmittag.« Wet-zon schloß die Augen und sah wieder den Schuh. Der kleine dunkelblaue Gucci mit den goldenen Bügeln.
    »Was hast du mit Hazel gemacht?« Smith’ Stimme war undeutlich, weil sie etwas aß. »Ich wollte, du würdest dich mitteilen, Liebes. Du weißt, daß du Alpträume bekommst, wenn du nicht darüber sprichst.«
    »Ich kann nicht«, sagte

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