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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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schlug die Hände in den Lederhandschuhen zusammen und stellte den Mantelkragen hoch.
    Aber er irrte sich. Sie wartete ungeduldig, zog die Schultern hoch gegen die Kälte, dann gab sie auf. »Ich gehe vor auf die Third Avenue. Jedenfalls vielen Dank.« Sie ging beinahe im Laufschritt los, indem sie einen Schwenk um eine in Pelz gehüllte Frau machte, die eine schwere Aktentasche in einer Hand und eine chinesische Einkaufstüte von Pig Heaven in der anderen trug.
    Am Bordstein der Third Avenue half ein alter Mann einer alten Frau aus einem Taxi, und aus dem Augenwinkel sah Wetzon ein gutgekleidetes junges Paar rufend und im Zickzack durch den Verkehr über die Avenue auf das Taxi zulaufen. Wetzon legte etwas Tempo zu und kam zuerst dort an. Der alte Herr lächelte Wetzon an und hielt ihr die Tür auf, nachdem er seine Frau auf den Bürgersteig geführt hatte.
    Sie setzte sich in das Taxi, und er schlug die Tür zu. Das enttäuschte Paar schrie sie wütend an und beschimpfte den Fahrer, der die Achseln zuckte. »Wohin?«
    »92., zwischen Park und Madison, so schnell Sie können.«
    Sie lehnte sich zurück. Smith war die Besitzerin von Tender Care, und Arleen Grossman leitete die Firma für sie. Was für ein Durcheinander. Wie hatte Leon zulassen können, daß Smith dort einstieg? Was für ein Anwalt...? Nein... halt... wie konnte sie Leon die Schuld zuschieben? Es war schließlich eine einträgliche Firma. Mein Gott, ging es immer um Profit? Sie fragte sich, wie das Geld vom Verkauf der Aktienzertifikate in die Firma floß. Wenn es so war. Vielleicht verschwand es einfach in den Taschen von Arleen und ihren Partnern. Arleen hatte gewiß alle beide, Smith und Leon, hinters Licht geführt.
    Aber was nun? Arleen hatte gesagt, sie müßte vielleicht länger verreisen. Sie würde versuchen, das Land zu verlassen, um nicht festgenommen zu werden.
    Warum hatte sie sich solche Mühe gegeben, Wetzon behilflich zu sein? Weil Smith ihr vermutlich von Peepsie Cunninghams Tod erzählt hatte. Arleen wollte Wetzon verwirren, Zweifel an Smith in ihr wecken, vielleicht sogar Smith als schuldig hinstellen.
    Verdammt, warum dauerte das so lang? Die Ampel schien endlos auf Rot zu stehen. »Bitte, bitte beeilen Sie sich.«
    Smith hatte eine Firma gekauft, deren Zweck Betrug war. Machte das Smith verantwortlich, haftbar? Welche juristischen Folgen ergaben sich aus allem? Arme Smith.
    Dieses eine Mal hatte Wetzons Vorsicht sich zu ihren Gunsten ausgewirkt. Wieviel Geld hatte Smith für die Firma gezahlt? Das Taxi hielt und fuhr nicht wieder an. »Was hält uns auf?« Sie schlug die Beine über und setzte sie wieder nebeneinander.
    »Irgendein Problem dort vorn«, sagte der Fahrer. Er kurbelte sein Fenster herunter und streckte den Kopf hinaus. »Der Verkehr staut sich an der 92. Street. Die Straße ist blockiert.«
    »Probleme?« Sie drehte ihr Fenster herunter und spähte hinaus. Was war da vorn los? Sie sah kreisende rote und blaue Lichter von Streifenwagen. Es war der Straßenabschnitt, wo Hazel wohnte. Wenn es nun um Hazel ging? Ihre Hände begannen zu zittern. »Ich muß hier aussteigen.« Sie zahlte den Fahrer und stieg aus.
    Wie alle Wohnstraßen im oberen Manhattan war die 92. Street schmal. Da waren Wälle aus gefrorenem Schnee, Autos waren auf beiden Seiten der Straße geparkt, dazu Streifenwagen, ein Notarztwagen, Scheinwerfer, Menschen. Neugierige Zuschauer drängten sich auf der Straße und lehnten sich aus Fenstern von Apartmenthäusern und Sandsteinvillen. Unglücksfälle waren auch in New York ein Ereignis.
    Das Geschehen konzentrierte sich vor Hazels Gebäude. Eine dicke Frau in einem purpurroten Allwettermantel mit einem Kind im Sportwagen versperrte den Bürgersteig. Was zum Teufel hatte sie in dieser Kälte um diese Uhrzeit draußen zu suchen? Das Kind war in einen grellen rot-blauen Schneeanzug mit Kapuze gepackt, sein Gesicht war blaß im Licht der Straßenlampe, die Augen rund und ängstlich. Die Frau, deren Hände in Fausthandschuhen auf dem gebogenen Griff des Sportwagens lagen, war dunkelhäutig und schien zu alt, um die Mutter zu sein. Sie war vermutlich ein Kindermädchen oder eine Babysitterin, vom Lärm nach draußen gelockt.
    Wetzon drängte sich an der Frau vorbei und war wütend, daß sie einen Hindernislauf machen mußte, um zu Hazels Haus durchzukommen. Sie wich zwei Jungen in zerrissenen Jeans und Fliegerjacken aus, von denen einer ein Skateboard unter dem Arm hatte, und wurde von einer Polizistin

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