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Ruhe Sanft

Ruhe Sanft

Titel: Ruhe Sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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gekrümmten Schultern. Sie starrte ihn im Spiegel an.
    »Laß es darauf ankommen«, sagte er leise. »Dir zuliebe. Ich möchte nicht, daß du allein bist.« Sie hatte ihn betroffen im Spiegel angesehen. Es war die Zeit der Pest, und zu viele Menschen, die sie kannten, waren gestorben und würden sterben, an AIDS. »Nein, es geht mir gut, aber ich meine, ich werde nicht ewig dasein«, sagte er traurig. »Keiner von uns kann heute noch langfristig denken.« Sie hatte sich von ihren Spiegelbildern abgewandt, und sie hatten einander festgehalten und geweint.
    Also versuchte sie es, aber sie fürchtete sich vor der Stärke ihrer Gefühle für Silvestri.
    Sie schüttelte die Wolldecke ab, setzte sich auf und wählte die Auskunft wegen der Nummer des Lenox Hill Hospital, dann rief sie an, um sich nach Hazels Befinden zu erkundigen.
    »Wir stellen heute abend keine Anrufe zu Ms. Osborn durch«, erfuhr sie von der Vermittlung, »aber ihr Zustand ist zufriedenstellend.«
    »Schön, dann sagen Sie ihr doch bitte, daß Ms. Wetzon angerufen hat und sich morgen wieder meldet.«
    »Ms. Weston.«
    »Wetzon. W-e-t-z-o-n.«
    »Weston.«
    Wetzon lachte, als sie den Hörer auflegte. Sie hob den dunkelblauen Gucci-Straßenschuh auf, schaltete den Fernseher an und legte den Schuh auf dem Fernseher ab.
    Das Bild kam deutlich und scharf, und plötzlich sah sie ihren Freund Teddy Lanzman an, der mit feierlichem Gesicht für eine Sondersendung warb, die sich mit der Misere der Alten in der Stadt befaßte. Er hatte es seit seiner Zeit als Vorzeigeschwarzer bei Kanal 8 weit gebracht. Es war eine Ewigkeit her, seit sie ihn zum letztenmal gesehen hatte. Sie erinnerte sich, daß er mit jemandem befreundet war, Produktionssekretärin oder etwas in der Richtung in David Merricks Büro, als Wetzon in 42nd Street mitwirkte. Er war vom Lokalredakteur zum Featureschreiber und Produzenten aufgestiegen. Sie starrte auf den Bildschirm, in Gedanken ganz woanders, dann schaltete sie die Nachrichten aus und ging wieder in die Küche.
    Der Kessel war gefüllt, der gemahlene Koffeinfreie von Zabar’s abgemessen im Melittafilter, der Thunfisch abgegossen und mit italienischer Knoblauchsoße gemischt. Sie legte die Baguette hälften in den Toaster und setzte sich an die Küchentheke. Sie liebte ihre kleine Küche mit den blau-weißen französischen Bauernkacheln an der Wand und den weißen Arbeitsflächen. Sie schaltete den winzigen Fernseher an und hörte die Wirtschaftsnachrichten um halb sieben, während sie eine Tomate in Scheiben schnitt. Mit der Nase am Teller zog sie den wundervollen Duft der sommerreifen Tomaten ein.
    Verdammt, jemand war wegen Börsengeschäften aufgrund von Insider-Informationen festgenommen worden. Würden sie es denn nie lernen? Erinnerte sich niemand an Ivan Boesky? Es war wirklich beunruhigend, weil diese Männer fast alle jung waren, jünger als sie, Absolventen der besten Hochschulen, und schon das große Geld verdienten. Es war eine andere Art von Pest. Man starb nicht an ihr, aber sie verdarb die ganze Finanzgemeinde. Sie hörte noch die Börsenkurse und schaltete dann auf die überregionalen Nachrichten um.
    Als der Kaffee durchgelaufen war, warf sie den Papierfilter mit dem Satz weg und goß sich einen Becher Kaffee ein. Sie schichtete Thunfisch und Tomatenscheiben auf jede Baguettehälfte und aß sie nacheinander, während sie ihre Notizen über Peter Tormenkov las.
    Sie spürte immer noch Hunger, aber es war kein echter. Sie brauchte Schokolade zum Abschluß. Die Brocken dunkler Schokolade von Li-Lac in der Christopher Street, die Silvestri letzte Woche mitgebracht hatte. Sie waren im Speiseschrank. Sie nahm ein kleines Stück und legte den Rest wieder auf das Brett.
    Teddy Lanzman erschien wieder auf dem Bildschirm mit einer weiteren Werbung für seinen Sonderbericht über alte Menschen, der in der kommenden Woche beginnen sollte. »...welche helfen und welche betrügen«, sagte Teddy. »Bitte machen Sie mit, und sagen Sie es Ihren Freunden. Sie gehören jetzt vielleicht nicht zur alten Bevölkerung dieser Stadt, aber eines Tages werden Sie es. Und wir alle kennen auch heute Menschen, die dazugehören.«
    »Dazugehören und dazugehörten«. Wetzon dachte über Peepsie Cunningham und ihre Freundin Hazel Osborn nach.
    Die schmackhafte, bittersüße Schokolade zerging in ihrem Mund und erfüllte sie mit einem warmen Gefühl der Zufriedenheit. Ich bin in Sicherheit, dachte sie mit schlechtem Gewissen. Sie war gesund. Sie war

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