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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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morgendlichen Pflichten bereits hinter sich gebracht hatte. Und weil sie neugierig war. Als sie aus der grauen Morgendämmerung in den Stall trat, hörte sie als Erstes Brians Stimme.
    Sie musste lächeln. Über die Verzweiflung, die darin mitschwang.
    »Los jetzt, Jim, du hast den Kürzeren gezogen du kannst dich jetzt nicht drücken.«
    »Will ich ja auch gar nicht.«
    Der Exerciseboy presste die Kiefer aufeinander und rollte die Schultern, als Keeley vor der Box stehen blieb. »Guten Morgen. Wie ich höre, hat es Sie getroffen, Jim.«
    »Ja, mein Glück.« Er warf Betty einen finsteren Blick zu. »Sie würde mich am liebsten auffressen.«
    »Du brauchst ihr jetzt nur noch einen Grund zu liefern, zum Beispiel, wenn du sie spüren lässt, dass du Angst vor ihr hast«, sagte Brian. »Also los, Jim, du wirst heute in die Geschichte eingehen … als der erste Mensch, den die nächste Gewinnerin der Triple Crown auf sich geduldet hat.«
    Betty gab ein verächtliches Schnauben von sich und versuchte, sich aufzubäumen, als Brian die kurzen Zügel fester packte. Und Jims Augen in seinem bleichen Gesicht wurden riesengroß.
    »Ich mache es.« Keeley wusste nicht genau, ob sie die Herausforderung reizte oder ob es Mitleid mit dem verängstigten Jungen war. »Wenn es wirklich ein historischer Moment ist, sollte schon eine Grant auf dem Champion von Royal Meadows sitzen.« Sie lächelte Jim bei ihren Worten an. »Geben Sie mir Ihre Jacke und die Mütze.«
    »Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie es machen wollen?« Jim schaute eher erleichtert als beschämt von Keeley zu Brian.
    »Sie ist der Boss. In gewisser Weise«, sagte Brian. »Pech gehabt, Jim.«
    »Ich werde es überleben.« Ein bisschen zu eilig versuchte er, aus der Box zu kommen. Betty, die nur auf diese Gelegenheit gewartet zu haben schien, spannte alle Muskeln an und hob das Bein. Brian stieß Jim geistesgegenwärtig mit einem Fluch beiseite und bekam den Tritt in die Rippen.
    Jeder weitere Fluch vergrößerte den Schmerz noch. Keeley schlüpfte, ohne eine Sekunde zu überlegen, in die Box und legte ihre Hände über seine, die die Zügel fest gepackt hielten, und half ihm, das Fohlen unter Kontrolle zu halten.
    Tausend Pfund Pferd versuchten durchzugehen. Keeley spürte die Hitze, die der riesige Pferdekörper abstrahlte, und als sie mit Brian zusammenstieß, spürte sie seine Hitze ebenfalls. »Wie schlimm hat sie dich erwischt?«
    »Nicht so schlimm, wie sie wollte.« Aber immerhin so schlimm, dass ihm die Luft weggeblieben war und er Sterne gesehen hatte.
    Er schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht, blinzelte sich den Schweiß aus den Augen und setzte alles daran, dem Fohlen seinen Willen aufzuzwingen.
    »Mann, Brian, tut mir echt leid.«
    »Du solltest eigentlich wissen, dass man einem nervösen Fohlen nicht den Rücken zudreht«, fuhr Brian den Jungen an. »Beim nächsten Mal rühre ich keinen Finger. Mach jetzt, dass du hier rauskommst. Sie weiß, dass sie es dir gezeigt hat. Geh einen Schritt zurück«, befahl er Keeley genauso scharf, dann zog er die Zügel straff, um Betty zu veranlassen, den Kopf zu senken.
    »Dann willst du es also so, ja? Nur deine Aufmüpfigkeit ausleben und keinen Ruhm? Verschwende ich bloß meine Zeit mit dir? Vielleicht bist du ja gar nicht scharf darauf zu laufen. Schön, dann stellen wir dich eben auf die Weide, warten noch ein Weilchen und lassen dich dann decken. Obwohl du so nie wissen wirst, wie man sich fühlt, wenn man siegt.«
    Draußen vor der Box schlüpfte Keeley in die gepolsterte Jacke und setzte sich die Mütze auf. Und wartete. Brians Hemd war am Rücken schweißnass, sein Haar glich einer ungebändigten braunen, von blonden Strähnen durchzogenen Mähne. An seinen Armen traten die Muskeln hervor, und seine Stiefel waren abgestoßen und verdreckt.
    Er sah genauso aus wie ein Mann, der mit Pferden arbeitete. Stark. Selbstbewusst. Und überheblich genug, um sich einzubilden, er könnte ein Pferd, das fünf Mal stärker war als er selbst, bezwingen.
    Er redete weiter, aber jetzt auf Gälisch. Der langsame Rhythmus ließ die Worte warm und weich klingen. Die Satzmelodie stieg an und fiel wieder ab wie bei einem Lied. Es war faszinierend.
    Das Fohlen stand jetzt ganz ruhig da und schaute mit seinen braunen Augen in Brians grüne.
    Verführt, dachte Keeley. Sie wohnte gerade einer Art Verführungsritual bei. Das Fohlen würde jetzt alles für ihn tun. Und wer würde das nicht, wenn er so gestreichelt, so angeschaut

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