Ruheloses Herz
zu achten.
Während Bad Betty im Kreis lief, benutzte er immer wieder die Leine, um ihr etwas zu signalisieren, und die ganze Zeit über hörte er nicht auf, sie zu loben.
Keeley konnte nicht widerstehen. Sie musste einfach einen Moment lang zuschauen, obwohl sie alle Hände voll zu tun hatte. Aber warum sollte sie sich nicht an einem strahlenden Septembertag einige Minuten Zeit nehmen, um Zeuge eines kleinen Wunders zu werden?
Sie lehnte sich gegen den Zaun und beobachtete, wie Brian mit Betty die verschiedenen Gangarten einübte. Ihr Vater hatte gut daran getan, ihn einzustellen, so viel war sicher. Zwischen Mann und Pferd existierte ein inneres Band, das stärker war als die Leine zwischen ihnen. Sie spürte es ganz deutlich.
Diese Fähigkeit konnte man nicht erlernen. Man besaß sie einfach oder auch nicht.
Sie wusste, dass Brian sich für jeden einzelnen Jährling Zeit nahm. Das war auf einer so großen Farm wie Royal Meadows keine leichte Sache, doch entscheidend war die Art, wie man ein Pferd behandelte. Ein kluger Züchter wusste, dass die Aufmerksamkeit, die man einem Pferd in den ersten Lebensmonaten zukommen ließ, viel damit zu tun hatte, wie es sich später beim Training verhielt.
»Sieht gut aus, hm?«, fragte Brian Keeley, während er Betty zu einem letzten Kurzgalopp aufforderte, indem er der Longierleine Spiel ließ.
»Sehr gut. du hast große Fortschritte gemacht.«
» Wir haben große Fortschritte gemacht. Sie ist bereit, einen Reiter auf sich zu dulden.«
Da Keeley Bettys Ruf kannte, fragte sie: »Und wen willst du bestechen – oder unter Androhung von Strafe zwingen –, sich auf sie zu setzen?«
Brian holte die Leine ein, und Betty verfiel in einen ruhigen Trab. »Was ist mit dir? Hast du nicht Lust?«
Sie lachte. »Nein, danke. Mir reicht meine Arbeit auch so.« Obwohl es eine Versuchung war.
Brian wusste, dass ein Samen Zeit brauchte, um aufzugehen, nachdem man ihn gesät hat. »Nun, sie wird ihr erstes Gewicht morgen früh auf sich spüren.« Jetzt holte er Betty mit der Leine zu sich heran und ging mit ihr an den Zaun, wo Keeley stand.
Sie sah schön aus, das Haar so schimmernd wie das Fell des Fohlens und die Augen genauso wachsam. »Sie wird zwar nie fügsam und sanft werden, aber sie wird es schaffen, richtig, maverneen? «
Er tätschelte dem Fohlen den Hals, während Betty an dem Beutel schnüffelte, der an Brians Gürtel befestigt war, dann drehte sie den Kopf weg.
»Sie sagt mir, dass es sie nicht interessiert, dass ich da Äpfel drin habe. Jawohl, kein bisschen.« Nachdem er die Leine um den Querbalken des Zauns geschlungen hatte, holte er einen Apfel und sein Taschenmesser heraus. Bedächtig zerteilte er ihn in zwei Hälften. »Dann sollte ich diese Belohnung vielleicht dieser anderen hübschen Lady hier anbieten.«
Er streckte den Arm aus und hielt Keeley den Apfel hin, woraufhin Betty ihm so hart den Kopf in die Seite rammte, dass er gegen den Zaun taumelte. »Aha, jetzt versucht sie, meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Heißt das, dass du doch ein Stück Apfel willst?«
Er ging auf sie zu und hielt ihr die eine Hälfte des Apfels hin. Betty pflückte ihn zart mit den Lippen von seiner Handfläche. »Sie liebt mich.«
»Sie liebt deine Äpfel«, widersprach Keeley.
»Oh, nicht nur. Pass auf.« Bevor Keeley ausweichen – oder auch nur daran denken – konnte, legte er ihr eine Hand in den Nacken, zog sie zu sich heran und rieb seine Lippen provozierend an ihren.
Betty schnaubte empört und versetzte ihm mit dem Kopf einen derben Schubs.
»Siehst du?« Brian streifte leicht mit den Zähnen Keeleys Oberlippe, bevor er sie losließ. »Sie ist eifersüchtig. Es passt ihr nicht, wenn ich einer anderen Frau meine Aufmerksamkeit schenke.«
»Dann solltest du nächstes Mal besser sie küssen. Auf diese Weise ersparst du dir einige blaue Flecken.«
»Macht nichts. Hat sich trotzdem gelohnt. Für beide Seiten.«
»Pferde lassen sich leichter einwickeln als Frauen, Donnelly.« Sie nahm ihm die andere Apfelhälfte aus der Hand und biss hinein. »Ich mag einfach nur deine Äpfel«, erklärte sie und schlenderte davon.
»Die ist genauso widerspenstig wie du.« Er tätschelte Betty den Kopf, während er Keeley nachschaute, die zu ihrem Stall ging. »Ich frage mich bloß, was mich an widerspenstigen Frauen so anzieht.«
Keeley hatte nicht vorgehabt, zu den Jährlingsställen zu gehen. Wirklich nicht. Sie hatte es nur getan, weil sie schon so früh auf war und ihre eigenen
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