Ruheloses Herz
einfach, alles wiederzuerkennen.«
»Ja, ich weiß.« Mit nachdenklich zusammengekniffenen Augen musterte Travis Betty. »Arbeiten Sie ein Trainingsprogramm aus, von dem Sie glauben, dass es funktioniert … eins, für das sie bereit ist. Dann unterhalten wir uns darüber.«
Keeley lenkte Betty zu ihnen herüber und zügelte das Pferd. »Sie hat beschlossen, mich zu ertragen.«
»Und? Was hältst du von ihr?« Travis streichelte den Hals der jungen Stute und ignorierte es, dass sie sich bemüßigt fühlte, so zu tun, als wolle sie gleich zubeißen.
»Sie ist etwas Besonderes«, erwiderte Keeley, »obwohl sie einige Verhaltensprobleme hat, die korrigiert werden müssen. Sie ist intelligent und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Und das bedeutet, dass man ihr immer einen Schritt voraus sein muss. Natürlich ist es noch zu früh, um etwas Endgültiges zu sagen, aber ich glaube, dass das kein Pferd ist, das gern faulenzt. Sie wird hart arbeiten, und mit der richtigen Betreuung wird sie schnell laufen. Wenn ich noch Turniere reiten würde, würde ich sie wollen.«
»Sie ist nicht für den Showring gemacht.« Brian holte noch ein Stück Apfel heraus. »Sie ist für die Rennbahn.«
Betty nahm die Belohnung entgegen und stupste ihn dann leicht an der Schulter, als ob er der Einzige wäre, der wirklich zählte.
»Sie muss allerdings erst noch beweisen, dass sie in der Menge laufen kann«, wandte Keeley ein. »Du wirst ihr vielleicht Scheuklappen anlegen wollen.«
»Nein, ihr nicht. Die anderen Pferde werden keine Ablenkung für sie sein, sondern Konkurrenten.«
»Wir werden sehen.« Keeley stieg ab und wollte Brian die Zügel geben, doch ihr Vater nahm sie ihr aus der Hand.
»Ich bringe sie zurück.«
Und das ist der Unterschied zwischen Trainer und Halter, dachte Brian, wobei er sich auf absurde Weise plötzlich beraubt fühlte.
»Es gibt keinen Grund, so missmutig dreinzuschauen.« Keeley musterte Brian mit nachdenklich zur Seite geneigtem Kopf. »Sie hat ihre Sache wirklich gut gemacht. Besser als ich erwartet hatte.«
»Hm? Oh ja, das hat sie. Ich war eben in Gedanken woanders.«
»Bei deinen Rippen? Tun sie noch sehr weh?« Als er nur abwehrend die Schultern zuckte, schüttelte sie den Kopf. »Lass mal sehen.«
»Da gibt’s nichts zu sehen. Sie hat mich ja kaum erwischt.«
»Oh, um Himmels willen.« Ungeduldig tat Keeley das, was sie bei ihren Brüdern auch getan hätte. Sie zog Brian das Hemd aus der Hose.
»Wirklich, Darling, wenn ich gewusst hätte, dass du so erpicht darauf bist, mich auszuziehen, wäre ich sofort einverstanden gewesen, wenn auch nicht an einem so öffentlichen Ort.«
»Sei still. Oh Gott, Brian, und da sagst du, das ist nichts!«
»Nichts Außergewöhnliches, jedenfalls.«
Seine Definition von nichts Außergewöhnlichem war ein tennisballgroßer, scheußlich rotschwarz schillernder Bluterguss. »Machos öden mich an, deshalb sei einfach still.«
Er verzog die Lippen zu einem Grinsen, aber als sie anfing, den Bluterguss abzutasten, jammerte er. »Himmel, Keeley, wenn das deine Vorstellung von sanft ist, lass es lieber sein.«
»Vielleicht hast du dir ja eine Rippe gebrochen. Du musst dich unbedingt röntgen lassen.«
»Ich muss überhaupt nichts … Au! Hör sofort auf, mich zu piesacken!« Er versuchte, sein Hemd nach unten zu ziehen, aber sie schob es wieder hoch.
»Halt still, und sei nicht so zimperlich.«
»Vor einer Sekunde hieß es noch, sei nicht so ein Macho, und jetzt heißt es, sei nicht so zimperlich. Was willst du eigentlich?«
»Dass du vernünftig bist.«
»Es ist schwer für einen Mann, Vernunft zu bewahren, wenn ihn eine Frau mitten am Tag in aller Öffentlichkeit auszieht. Wenn du vorhast, mir einen Kuss auf den Bluterguss zu drücken, kann ich dir mitteilen, dass auf meinem Po auch noch ein recht ansehnlicher ist.«
»Sehr komisch, wirklich. Einer der Männer sollte dich ins Krankenhaus fahren.«
»Mich fährt überhaupt niemand irgendwohin. Ich würde es wissen, wenn meine Rippen gebrochen wären, weil es nicht das erste Mal wäre. Es ist ein Bluterguss, und seitdem du daran herumgedrückt hast, pocht er wie verrückt.«
Sie entdeckte eine weitere Schwellung auf seiner Hüfte und tastete sie behutsam ab. Diesmal stöhnte er auf.
»Keeley, du quälst mich.«
»Ich versuche nur …« Sie sprach nicht weiter und hob den Kopf, um ihm in die Augen zu blicken. Doch was sie dort entdeckte, waren weder Schmerz noch Verärgerung, sondern Leidenschaft und
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