Ruheloses Herz
neugierigen Blicken und Ablenkung schützen sollte, während sie unter der Anleitung eines Reiters trabten. Als Brian Betty mit Keeley im Sattel zum Ring führte, hielten mehrere Männer bei ihrer Arbeit inne und schauten neugierig herüber. Geld wechselte den Besitzer.
»Manche haben darauf gewettet, dass wir sie heute Vormittag nicht so weit bringen«, sagte Brian beiläufig. »Du hast mir soeben zu fünf Dollar verholfen.«
»Wenn ich gewusst hätte, dass es einen Wettpool gibt, hätte ich auch gesetzt.«
Er warf ihr einen Blick zu. »Worauf?«
»Ich setze immer auf Sieg.«
Er blieb innerhalb des Rings stehen und reichte Keeley die Zügel. »So, jetzt gehört sie dir.«
Keeley neigte den Kopf zur Seite. »Sozusagen«, erwiderte sie und veranlasste Betty, im Schritt zu gehen.
Was für ein schönes Bild sie abgeben, schoss es Brian durch den Kopf. Ein atemberaubendes sogar. Die langbeinige Vollblutstute mit dem stolzen Gang und dem glänzenden Fell, und die zierliche Frau im Sattel.
Wenn er sich je ein eigenes Pferd gewünscht hätte – und er hatte nie weder eines gewollt noch besessen –, dann dieses.
Wenn er sich je eine Frau gewünscht …
Nun, hier war es dasselbe. Doch da er schon immer die Verantwortung abgelehnt hatte, die sich aus jeder Form von Besitz ergab, konnte er auch in diesem Fall weder das eine noch das andere ganz haben. Aber er würde von beidem ein bisschen bekommen, und das war noch viel besser.
Was das Pferd anging, so würde er sich hingebungsvoll um Betty kümmern. Und bei der Frau würde es nicht mehr lange dauern, bis er wusste, wie es sich anfühlte, sie eine ganze Nacht lang unter, auf und neben sich zu spüren. Vielleicht nur ein einziges Mal, aber das würde genügen.
Und die möglichen Risiken, die sich daraus ergaben, konnten ihn nicht aufhalten. Keeley und er kamen sich jedes Mal, wenn sie sich in die Augen sahen, ein bisschen näher. Und heute hatte er begriffen, dass ihr das ebenfalls klar war. Jetzt war es nur noch eine Frage von Zeitpunkt und Ort. Und diese Entscheidung überließ er ihr gern.
»Sie schauen gut aus.«
Brian schrak kaum merklich zusammen. Es war verdammt unangenehm, gänzlich unerwartet dem Vater der Frau gegenüberzustehen, die ihn, Brian, zu wilden Fantasien gereizt hatte. Noch unangenehmer war es, wenn dieser Mann auch noch der eigene Arbeitgeber war.
»Ja, das stimmt. Betty braucht eine ruhige Hand, und Ihre Tochter hat eine.«
»Hatte sie schon immer.« Travis klopfte Brian wohlwollend auf die Schulter, was bewirkte, dass der sofort ein schlechtes Gewissen bekam. »Ich habe vorhin von Jim gehört, was passiert ist.«
»Halb so schlimm.« Obwohl die Befürchtung bestand, dass seine Rippen wochenlang schmerzten.
»Sie müssen sich röntgen lassen.« Und das war ein Befehl, wenngleich es in beiläufigem Ton vorgebracht worden war.
»Ja, sobald ich Zeit habe. Jim hat Angst bekommen. Ich hätte ihn nicht drängen dürfen.«
»Er ist noch sehr jung«, stimmte Travis zu. »Trotzdem, es gehört zu seinem Job. Im Moment fühlt er sich jedenfalls so mies, dass er wahrscheinlich sogar bereit wäre, Betty auf sich aufsitzen zu lassen, wenn Sie ihn darum bäten. Das würde ich an Ihrer Stelle ausnützen.«
»Das habe ich auch vor. Er macht seine Sache gut, Travis. Er ist nur noch ein bisschen unerfahren, das ist alles. Ich habe mir überlegt, dass ich ihn in Zukunft vielleicht öfter auf die Rennbahn mitnehmen sollte, damit er ein bisschen Patina ansetzt.«
»Gute Idee. Davon haben Sie übrigens eine ganze Menge. Gute Ideen, meine ich.«
»Dafür werde ich schließlich bezahlt.« Brian zögerte einen Moment, ehe er einen Vorstoß wagte, indem er sagte: »Betty ist nicht nur Ihre erste Wahl für das Derby, sie wird auch gewinnen. Außerdem setze ich ein ganzes Jahresgehalt darauf, dass sie die Triple Crown holt.«
»Das ist ein großer Sprung, Brian.«
»Für sie nicht. Ich wette, dass sie alle Rekorde brechen wird. Und wenn es Zeit wird, sie decken zu lassen, sollte es Zeus sein. Ich habe einige Aufstellungen gemacht«, fuhr Brian fort. »Ich weiß, dass für Zuchtfragen Sie und Brandon zuständig sind, aber …«
»Ich werde mir Ihre Aufstellungen ansehen, Brian.«
Der nickte und reckte den Hals, um Betty besser sehen zu können. »Es geht nicht so sehr um die Tabellen, obwohl sie meine Ansicht bestätigen. Es ist eher, weil ich sie zu kennen glaube. Manchmal …« Er ertappte sich dabei, dass er Keeley anschaute. »Manchmal glaubt man
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