Ruheloses Herz
hoch. »Wir wissen nichts voneinander.«
»Ich weiß, wie du schmeckst.« Er knabberte zärtlich an ihrem Hals. »Und wie du duftest und wie du dich anfühlst. Ich sehe dein Gesicht vor mir, ob ich es will oder nicht.« Er drehte sie zu sich herum und musterte sie aus dunklen Augen. »Warum solltest du eine Wahl haben, wenn ich keine habe?«
Gleich darauf presste er seinen Mund auf ihren – aufreizend, gefährlich, prickelnd. Er durchwühlte ihr Haar und drängte sich an sie.
Und diesmal spürte sie in der Umarmung Wut und Leidenschaft gleichermaßen. Jetzt empfand sie unter dem Beben auch eine Spur Angst. Diese Mischung war unerträglich erregend.
»Dafür bin ich noch nicht bereit.« Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. »Ich bin einfach nicht bereit. Begreifst du das?«
»Nein.« Aber er verstand, was er in ihren Augen sah. Er hatte ihr Angst eingejagt, und dazu hatte er kein Recht. »Ich sage es noch einmal: Ich will es nicht verstehen.« Damit ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. »Deine Mutter findet, dass ich ein geduldiger Mensch bin. Und das bin ich unter gewissen Umständen tatsächlich. Ich werde also warten, weil ich mir sicher bin, dass du irgendwann kommst. Irgendetwas ist zwischen uns, deshalb wirst du mir signalisieren, wenn du bereit bist.«
»Zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz ist nur ein schmaler Grat, Brian. Pass auf, wo du hintrittst«, warnte sie ihn, während sie zur Tür ging.
»Du hast mir gefehlt.«
Ihre Hand schloss sich über dem Türknopf, aber sie schaffte es nicht, ihn zu drehen. »Du kennst aber auch wirklich alle Tricks«, flüsterte sie.
»Kann sein. Trotzdem hast du mir gefehlt. Danke für den Tee.«
Sie seufzte. »Keine Ursache«, sagte sie und verließ ihn.
5. K APITEL
Bad Betty hatte sich ihren Namen redlich verdient. Sie machte nicht einfach nur Probleme, sondern suchte geradezu nach ihnen. Es schien ihr nur noch Spaß zu machen, die Stallburschen zu beißen. Und die Exerciseboys zu treten. Draußen auf der Weide jagte sie die anderen Jährlinge, und wenn es Zeit war, in den Stall zu traben, bäumte sie sich auf, schlug aus und schnaubte empört.
Aus all diesen Gründen vergötterte Brian sie.
Nachdem er beschlossen hatte, sich persönlich um sie zu kümmern, ging durch die Reitställe ein kollektives Aufseufzen. Sie stellte ihn auf die Probe, aber obwohl sie es nur selten schaffte, ihn auszutricksen, hatte Brian doch eindrucksvolle, in allen Regenbogenfarben schillernde Blutergüsse.
Viele hielten sie für eine Bestie, aber Brian wusste es besser. Sie war eine Rebellin. Und eine geborene Siegerin. Man musste ihr nur beibringen, wie man gewann, ohne dieser wilden Seele Schaden zuzufügen.
Er führte sie an der Longierleine im Kreis herum, während sie vorgab, ihn zu ignorieren. Dennoch, sobald er leise auf sie einredete, zuckten ihre Ohren, und hin und wieder riskierte sie aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihn. Und als er der Leine mehr Spiel ließ und Bad Betty in einen kurzen Galopp verfiel, wurde seine tagelange harte Arbeit schließlich belohnt.
»Ah ja, genau so. Wie schön du bist.« Diesen Augenblick hätte er gern mit einer Kamera festgehalten – das prächtige Stutenfohlen, das anmutig galoppierend seine Kreise in der Koppel drehte, während sich dahinter unter einem strahlend blauen Himmel die grünen Hügel erstreckten.
Es wäre ein hübsches Foto geworden, und für manche hätte es wie ein ausgelassenes Herumtollen ausgesehen. Doch dies war nicht so. Ein Rennpferd lernte, durch die Signale, die ihm durch das Zaumzeug übermittelt wurden, Befehle entgegenzunehmen – ein weiterer wichtiger Schritt zum Ziel.
Und er bemerkte noch etwas, während er Betty anschaute, während er Form und Haltung und dieses unmissverständliche Glitzern in ihren Augen studierte.
Er sah seine eigene Bestimmung.
»Mit uns beiden wird es klappen«, sagte er leise. »Wir sind füreinander bestimmt. Denn wir sind beide Rebellen, zumindest für die Leute, die nicht begreifen, wo wir hin wollen. Wir müssen gewinnen, oder was meinst du?«
Er verkürzte die Leine, und Bad Betty verfiel in Trab. Und dann noch ein Stück, bis sie im Schritt ging. Auf ihrem Fell glänzte Schweiß, und ihm liefen ebenfalls die Schweißtropfen über den Rücken. Nicht genug damit, dass der September sich weigerte, den Sommer loszulassen. Er klammerte sich auch noch an ihn und bearbeitete ihn mit Fäusten.
Sie verständigten sich mit Blicken, ohne auf die Hitze
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