Ruheloses Herz
sie traurig war, genauso wie ich es zu schätzen weiß, dass du in dem Moment zögerst zuzugreifen, in dem ich dir etwas anbiete, was ich zuvor noch nie jemandem angeboten habe.«
Als sie die Verblüffung sah, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, legte sie ihm eine Hand auf den Arm. »Wenn ich dich nicht so respektieren und mögen würde, hätten wir diese Unterhaltung jetzt nicht, Brian. Selbst wenn ich mich noch so sehr zu dir hingezogen fühlte.«
»Sex verkompliziert die Dinge nur, Keeley.«
»Ich weiß.«
»Woher willst du das wissen? Du hattest noch nie welchen.«
Sie drückte kurz seinen Arm. »Gut erkannt. Also, was ist, willst du es jetzt in der Sattelkammer ausprobieren?« Als er sie schockiert ansah, lachte sie, legte ihm die Arme um den Nacken und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich habe nur Spaß gemacht. Lass uns jetzt lieber ins Haus gehen und zu Abend essen.«
»Ich muss noch arbeiten.«
Sie lehnte sich ein bisschen zurück, um ihm in die Augen sehen zu können, aber jetzt vermochte sie den Ausdruck nicht zu deuten. »Brian, wir haben beide noch nichts gegessen. Und falls du dir Sorgen machst, dass etwas passieren könnte, versichere ich dir, dass wir im Haus nicht allein sein werden. Deshalb werde ich mich wohl oder übel zusammenreißen müssen. Vorübergehend.«
»Aha.« Er hielt es nicht durch. Wie auch? Sie hatte ihm mit so selbstverständlicher Zuneigung die Arme um den Nacken gelegt, dass es ihm ganz warm ums Herz geworden war. So sanft wie möglich schob er sie zur Seite. »Na ja, einen Bissen könnte ich schon vertragen.«
»Gut.«
Sie hätte seine Hand genommen, aber seine Hände waren bereits in seinen Taschen verschwunden. Es belustigte und rührte sie, wie entschlossen er war, sich zurückzuhalten. Und wenn das ihren angeborenen Siegeswillen anfeuerte, nun, dann war das doch nicht ihre Schuld, oder?
»Ich hoffe, dass ich nach Charles Town mitkommen kann, wenn du mit Betty und einigen anderen Jährlingen zum Training runterfährst.«
»Es wird nicht mehr lange dauern.« Die Erleichterung strich wie eine kühle Brise über ihn hinweg. Ein Gespräch über Pferde würde vieles vereinfachen. »Wenn du nicht schon auf ihr geritten wärst, würde ich sagen, dass sie dich überraschen wird, aber du weißt ja, aus welchem Stoff sie gemacht ist.«
»Ja. Guter Stall, gute Erbanlagen, ein dicker Kopf und ein unbedingter Siegeswille.« Sie warf ihm ein Lächeln zu, während sie auf die Hintertür zugingen. »Man hat mir gesagt, dass das auf mich ebenso zutrifft. Meine Mutter ist Irin, Brian. Mein Dickkopf ist angeboren.«
»Da kann ich dir nicht widersprechen. Es mag ja Menschen geben, die durch ihre Passivität in ihrer Umgebung Ruhe und Gelassenheit verbreiten, aber zu denen gehörst du ganz bestimmt nicht.«
»Das zeigt wieder einmal, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Und jetzt sag mir, ob du Spaghetti mit Fleischbällchen magst.«
»Es gehört zufällig zu meinen Lieblingsgerichten.«
»Wie praktisch. Zu meinen nämlich auch. Und wie ich gehört habe, gibt es das heute zum Abendessen.« Sie streckte die Hand nach dem Türknauf aus, dann überrumpelte sie ihn, indem sie ihm einen Kuss auf den Mund gab. »Und da wir mit meinen Eltern essen, ist es vielleicht am besten, wenn du die nächsten zwei Stunden darauf verzichtest, mich dir nackt vorzustellen.«
Damit eilte sie vor ihm ins Haus, und Brian folgte ihr hilflos und erregt zugleich.
Es gab doch nichts Besseres als Schuldgefühle, um das überhitzte Blut eines Mannes abzukühlen. Und es waren eben diese Schuldgefühle in Verbindung mit dem warmen Essen und dem guten Wein, die Brian halfen, den Abend in der Küche der Grants zu überstehen.
Delia Grant begrüßte ihn so freundlich, als ob er jederzeit unangemeldet zum Abendessen kommen könnte, und Travis holte mit größter Selbstverständlichkeit einen zusätzlichen Teller für ihn heraus – so, als ob er fünf Mal pro Woche Angestellte bewirtete – und erklärte, wie gut es sich träfe, weil Brendon sich zum Abendessen entschuldigt hätte.
Und noch ehe Brian so recht wusste, wie ihm geschah, saß er auch schon mit einem reichlich gefüllten Teller vor sich am Tisch und erzählte auf Nachfrage, wie sein Tag verlaufen war.
Brian war machtlos dagegen. Er mochte diese Leute einfach, er mochte sie wirklich. Und er begehrte ihre Tochter. Ein Straßenköter, der einer Rassehündin hinterherhechelte.
Und das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass er diese Tochter
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