Ruheloses Herz
ebenso sehr mochte. Am Anfang, als er einfach nur scharf auf sie gewesen war, war alles so einfach gewesen. Zumindest hatte er es geschafft, sich einzureden, dass das alles war. Für eine gewisse Zeit war es sogar möglich gewesen, den Gedanken zu ertragen, dass er sich in sie verliebt haben könnte – immerhin hatte er ja versucht, es sich auszureden. Doch wenn er sie jetzt wirklich mochte, machte das alles unendlich kompliziert.
Es erschien ihm durchaus plausibel, dass er in das Bild, das er sich von ihr gemacht hatte, verliebt war, aber keinesfalls in die Frau selbst. In ihre Schönheit, in ihre gesellschaftliche Stellung, ihre Unerreichbarkeit. Dies alles war eine Art Herausforderung gewesen, und es hatte ihm Vergnügen bereitet, sich ihr zu stellen. Aber sie hatte es weitergetrieben, indem sie sich ihm geöffnet hatte, und jedes Mal, wenn er in der Nähe gewesen war, hatte sie ihm mehr von sich gezeigt.
Er bewunderte ihre Freundlichkeit, ihren Humor, ihre Zielstrebigkeit und ihr ausgeprägtes Selbstwertgefühl.
Und jetzt trieben ihn ihre Neckereien, ihr Flirt langsam, aber sicher in den Wahnsinn. Und, Gott steh ihm bei, es machte ihm immer noch Spaß.
»Möchten Sie noch etwas, Brian?«
»Wenn ich noch etwas esse, werde ich es bereuen.« Trotzdem nahm er die große Schüssel entgegen, die Delia ihm hinhielt. »Aber noch mehr werde ich es bereuen, wenn ich nichts nehme. Sie sind wirklich eine großartige Köchin, Mrs. Grant.«
»Delia. Und bis vor einigen Jahren hätte jeder, der mich kennt, schallend gelacht, wenn Sie mich als eine großartige Köchin bezeichnet hätten. Das hat sich erst geändert, nachdem Hannah, unsere Haushälterin, in Ruhestand gegangen war. Sie kannte Travis schon fast sein ganzes Leben lang, und nachdem sie weg war, wollte ich keine Fremde im Haus haben, wissen Sie. Und dann wurde mir klar, dass wir alle verhungern würden, wenn ich nicht lernte, etwas mehr als Fish and Chips zuzubereiten.«
»Was in den ersten sechs Monaten dann auch um ein Haar passiert wäre«, steuerte Travis trocken bei und handelte sich damit einen finsteren Blick von seiner Frau ein.
»Nun, immerhin hat diese Erfahrung bei dir bewirkt, dass du dich endlich aufgerafft hast, diesen schicken Grill da draußen anzuwerfen. Dieser Mann war unglaublich verwöhnt. Aber ich wette, Sie können sich auch etwas zu essen machen, Brian.«
Brian streichelte Sheamus, der unter dem Tisch schnarchte, mit seiner Stiefelspitze. »Wenn ich keine Wahl habe, dann schon.«
Er erhaschte den trägen Blick, mit dem Keeley ihn streifte, während sie einen Schluck vom Wein trank. In seiner Leistengegend staute sich die Hitze. Um sie abzuwehren, wandte er sich an Travis. »Wie ich gehört habe, spielen Sie gelegentlich ganz gern Poker.«
»Richtig.«
»Die Stallburschen haben etwas von einem Spiel morgen Abend gesagt.«
»Vielleicht komme ich ja … ich habe gehört, dass Sie schwer zu schlagen sind.«
»Irgendwann solltet ihr Keith dazuholen«, warf Delia ein. »Und vielleicht Keeley. Cathleen und ich werden mit Sicherheit etwas ebenso Törichtes finden, mit dem wir uns den Abend vertreiben können.«
»Gute Idee. Noch einen Schluck Wein, Brian?« Keeley hob mit fragend hochgezogenen Augenbrauen die Flasche. Das Gurren in ihrer Stimme war unterschwellig, aber er hörte es. Und litt Folterqualen.
»Nein, danke. Ich muss noch arbeiten.«
»Nachher komme ich noch kurz mit rüber«, sagte Travis. »Ich möchte einen Blick auf die Stute mit der Kolik werfen.«
»Geht ruhig schon, ihr beiden. Wir kümmern uns um den Abwasch«, sagte Delia.
Travis grinste wie ein Schuljunge. »Kein Spüldienst heute?«
»Es ist nicht viel, und du kannst dich morgen revanchieren.« Delia stand auf, um abzuräumen, und küsste ihn auf die Schläfe. »Geh schon. Ich weiß ja, dass du dir Sorgen um sie machst.«
»Vielen Dank für das gute Essen, Delia«, sagte Brian.
»Nichts zu danken.«
»Gute Nacht, Keeley.«
»Gute Nacht, Brian. Vielen Dank für die Hilfe.«
Delia wartete, bis die Männer die Küche verlassen hatten, dann drehte sie sich zu ihrer Tochter um. »Das hätte ich wirklich nicht von dir gedacht, Keeley. Du quälst diesen armen Mann.«
»An diesem Mann ist nichts, aber auch gar nichts arm.« Zufrieden mit sich brach Keeley ein Stück Brot ab, schob es sich in den Mund und kaute. »Und ihn ein bisschen zu quälen ist ein echtes Vergnügen.«
»Nun, da würde dir wahrscheinlich keine Frau widersprechen. Aber pass auf, dass du ihn
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