Ruheloses Herz
für eins ihrer Pferde, den Breeder’s Cup zu gewinnen.
Sie wusste, dass er da war. Das heiße Kribbeln, das sie auf der Haut verspürte, verriet es ihr. Mit sechs Kindern, die ihre Aufmerksamkeit beanspruchten, konnte sie es sich nicht leisten, sich ablenken zu lassen.
Doch seine Anwesenheit zu spüren und ihre Reaktion darauf, dieses Jagen ihres Pulses und das wilde Schlagen ihres Herzens, war herrlich.
Langsam begann sie zu verstehen, warum Frauen sich wegen eines Mannes so oft zu Närrinnen machten.
Als sie die Klasse anwies, in den Trab zurückzukehren, murrten einige Kinder enttäuscht. Dann befahl sie den Schülern kehrtzumachen, alle Gangarten zu wiederholen und schließlich wieder im Schritt zu reiten.
Nachdem die Pferde schließlich stillstanden, klatschte Brian Beifall.
»Gut gemacht«, lobte er. »Wer irgendwann einen Job sucht, kann sich an mich wenden.«
»Das ist Mr. Donnelly«, stellte Keeley ihn den Kindern vor. »Er ist der Cheftrainer auf Royal Meadows. Er trainiert die Rennpferde.«
»Und ich bin immer auf der Suche nach einem neuen vielversprechenden Jockey.«
»Er spricht so schön«, flüsterte eins der Mädchen, doch Brian hatte es gehört. Er lächelte ihr zu, was sie dazu brachte, wie eine Rosenknospe zu erröten.
»Findest du?«
»Mr. Donnelly kommt aus Irland«, erklärte Keeley, während sie überlegte, was er wohl an sich haben mochte, dass ihn sogar zehnjährige Mädchen schon anhimmelten.
»Miss Keeleys Mutter kommt auch aus Irland. Sie spricht genauso schön.«
Als Brian den Blick hob, sah er, dass ihn der Junge namens Willy eingehend musterte. »Niemand spricht schöner als wir Iren, Junge. Das kommt daher, weil uns Feen geküsst haben.«
»Wenn man einen Zahn verliert, soll man eigentlich von der Zahnfee Geld kriegen, aber ich habe noch nie welches gekriegt.«
»Das kommt doch von deiner Mutter.« Das Mädchen hinter Willy verdrehte die Augen. »Feen gibt’s ja gar nicht.«
»Vielleicht in Amerika nicht, aber dort, wo ich herkomme, gibt es viele. Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen, Willy. Für nächstes Mal, wenn du wieder einen Zahn verlierst.«
Willy schaute Brian aus großen Augen an. »Woher wissen Sie meinen Namen?«
»Den muss mir eine Fee zugeflüstert haben.«
Keeley verkniff sich ein Lächeln, als sie Willys ungläubigen Gesichtsausdruck sah. »So, Kinder. Absteigen. Und dann die Pferde abkühlen und tränken.«
Beim Absteigen gab es viel Geplapper und Bewegung. Auch nachdem Willy vom Pferd geklettert war, stand er immer noch mit den Zügeln in der Hand da und musterte Brian. Ein zu wachsamer Blick für so einen kleinen Jungen, dachte Brian. Es ging ihm zu Herzen.
Willy holte tief Luft, schien den Atem anzuhalten. »Ich habe einen. Einen wackligen Zahn, meine ich.«
»Wirklich?« Brian konnte nicht anders, als über den Zaun zu steigen und vor dem Jungen in die Hocke zu gehen. »Zeig mal her.«
Willy schob die Zunge gegen einen lockeren Schneidezahn. »Das ist ein guter«, sagte Brian. »In zwei Tagen wirst du durch die Lücke spucken können.«
»Man soll aber nicht spucken.« Willy warf Brian einen forschenden Blick zu, während sich dieser wieder aufrichtete.
»Wer sagt das?«
»Ladys«, erwiderte Willy mit einem Schulterzucken. »Und rülpsen ist auch verboten.«
»Ladys sind in mancher Beziehung ein bisschen komisch. Da ist es wohl am besten, wenn man gewisse Dinge nur unter Männern macht.«
»Und wie ein angestochenes Tier soll man auch nicht durch die Gegend rennen.« Willy überzeugte sich mit einem kurzen Blick, dass Keeley nicht in der Nähe war, dann schob er seinen Hemdsärmel hoch. »Das kommt davon, weil ich wie ein angestochenes Tier über den Schulhof gerannt bin. Ich bin eine halbe Ewigkeit über den Boden geschlittert und hab mir die ganze Haut aufgeschürft, und es hat rich-tig geblutet.«
Brian stieß einen bewundernden Pfiff aus und sagte: »Das ist sehr beeindruckend, wirklich.«
»Mein Knie sieht sogar noch schlimmer aus. Ist Ihnen so was auch schon mal passiert?«
»Ich habe mir kürzlich einen schönen blauen Fleck geholt.« Um das Spiel auch wirklich richtig zu spielen, schaute Brian sich erst um, bevor er sich das Hemd aus der Hose zog und Willy seinen Bluterguss zeigte, der inzwischen eine gelbgrüne Farbe angenommen hatte.
»Wow! Das muss ja echt wehgetan haben! Haben Sie geweint?«
»Ging nicht. Miss Keeley war dabei. Vorsicht, sie kommt«, flüsterte Brian, während er, unschuldig vor sich hin
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