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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Klauen nach der jungen Hexe…
    Agnes schlug mit aller Kraft zu und spürte, daß auch Perdita ausholte. Normalerweise hätte sie nicht damit rechnen dürfen, Lacrimosa zu treffen – die Vampirin war schnell genug, um dreimal um sie herumzulaufen, bevor sie zuschlagen konnte. Doch die Faust traf tatsächlich das wütende Gesicht.
    Die Menschen von Eskrau beobachteten, wie ein Vampir zurücktaumelte und blutete.
Der Bürgermeister hob den Kopf.
    Agnes kauerte sich nieder und hob beide Fäuste.
    »Ich weiß nicht, wo Oma Wetterwachs ihr Selbst versteckt hat«, sagte sie. »Vielleicht ist sie in mir.« Eine irre Inspiration ließ sie in Omas scharfem Tonfall hinzufügen: »Und wenn du mich niederschlägst, beiße ich mich durch deine Stiefel nach oben!«
    »Ein guter Versuch, Fräulein Nitt«, sagte der Graf und schritt ihr entgegen. »Aber ich falle nicht darauf herein…«
Er blieb stehen und zerrte an einer goldenen Kette, die ihm plötzlich die Luft abschnürte.
Hinter ihm zog der Bürgermeister mit seinem ganzen Gewicht und zwang den Vampir zu Boden.
Die Bürger wechselten stumme Blicke und bewegten sich alle gleichzeitig.
    Vampire stiegen auf und versuchten, höher zu fliegen, traten nach den Händen unter ihnen. Fackeln wurden aus Wandhalterungen gerissen. Die Nacht war plötzlich voller Schreie.
    Agnes sah zu Vlad auf, der entsetzt starrte. Um Lacrimosa hatte sich ein Ring aus Leuten gebildet, der immer enger wurde.
»Du solltest besser weglaufen«, riet Agnes dem Sohn des Grafen. »Sonst erwischen sie dich und…«
Er drehte sich um und sprang. Die junge Hexe sah Zähne, und dann nichts mehr.
Der Weg nach unten war schlimmer als der Aufstieg. Alle Mulden hatten sich in Quellen verwandelt, und jeder Pfad war ein Bach.
    Als Oma und Himmelwärts durch den Schlamm wankten, dachte der Priester an eine Geschichte im Buch Om, eigentlich die Geschichte. Darin ging es um den Propheten Brutha und seine Reise mit Om durch die brennende Wüste – eine Reise, die den Omnianismus vollkommen verändert hatte. Schwerter waren durch Predigten ersetzt worden, die weniger Opfer verursachten, von den ganz langen einmal abgesehen. Die Kirche zerfiel in tausend Stücke, die untereinander zu streiten begannen und schließlich Hilbert Himmelwärts hervorbrachten, der mit sich selbst stritt.
    Himmelwärts fragte sich, wie weit Brutha durch die Wüste gekommen wäre, wenn ihn die Umstände gezwungen hätten, Oma Wetterwachs zu stützen. Es war etwas Unbeugsames in ihr, etwas, so hart wie Fels. Nach der halben Strecke hätte der Prophet vielleicht der Versuchung nachgegeben, etwas Unangenehmes zu sagen oder wenigstens bedeutungsvoll zu seufzen. Seit dem Feuer hatte die Alte ausgesprochen schlechte Laune. Irgend etwas schien ihr durch den Kopf zu gehen.
    Es hatte aufgehört zu regnen, dafür wehte ein kalter Wind, und gelegentlich gingen kurze Hagelschauer nieder.
»Jetzt dauert es nicht mehr lange«, schnaufte Himmelwärts.
    »Das kannst du gar nicht wissen«, sagte Oma und platschte durch schwarzen, torfigen Schlamm.
»Da hast du völlig recht«, erwiderte Himmelwärts. »Ich wollte dich nur ein wenig aufmuntern.«
»Hat nicht geklappt«, meinte Oma.
»Frau Wetterwachs, möchtest du vielleicht, daß ich dich hier zurücklasse?« fragte Himmelwärts.
    Oma schniefte. »Das würde mir überhaupt nichts ausmachen«, behauptete sie.
» Möchtest du, daß ich dich zurücklasse?«
    »Dies ist nicht mein Berg«, brummte Oma. »Es steht mir nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie tun und lassen sollen.«
»Ich gehe fort, wenn das dein Wunsch ist«, betonte Himmelwärts.
    »Ich habe dich nicht gebeten, mich zu begleiten«, antwortete Oma schlicht.
»Du wärst längst tot, wenn ich dir nicht geholfen hätte!«
    »Das geht dich gar nichts an.«
»Mein Gott, Frau Wetterwachs, du stellst mich wirklich auf eine harte Probe.«
    »Dein Gott, lieber Herr Himmelwärts, stellt alle auf eine harte Probe. Das ist die typische Verhaltensweise von Göttern, und deshalb lasse ich mich nicht mit ihnen ein. Außerdem setzen sie dauernd irgendwelche Regeln fest.«
    »Regeln sind unerläßlich, Frau Wetterwachs.«
»Und wie lautet die erste Regel deines Gottes Om?«
    »Gläubige sollen keinen anderen Gott als Om verehren«, erwiderte Himmelwärts sofort.
»Na bitte. Typisch Gott. Ausgesprochen egozentrisch.«
    »Ich nehme an, diese Regel soll vor allem die Aufmerksamkeit der Gläubigen wecken«, erklärte Himmelwärts. »Es gibt viele Regeln, die den Umgang mit

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