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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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aufzusuchen.«
»Wie wär’s, wenn wir ein Feuer im Kamin anzünden?« fragte Agnes, als sie in die kalte Küche traten. »Es liegt schon Holz bereit…«
    »Nein!«
»Du brauchst nicht schon wieder laut zu werden!«
»Es wird kein Feuer angezündet, klar?« sagte Nanny. »Rühr nicht mehr
    Dinge an als unbedingt notwendig.«
»Ich könnte noch mehr Holz holen und…«
    »Ausgeschlossen! Das Feuerholz liegt nicht hier, damit du es anzündest! Und laß die Tür offen!«
Agnes hatte den Stein fortschieben wollen und zögerte.
    »Ich bitte dich, Nanny: Der Wind weht Regen und Laub herein!« »Und wenn schon.«
Nanny nahm wieder im Schaukelstuhl Platz, hob den Rock, suchte im
    Schlüpferbein und holte den Flachmann hervor. Sie nahm einen großen Schluck, und ihre Hände zitterten dabei.
»In meinem Alter kann ich nicht einfach so anfangen, eine alte Fuchtel zu sein«, murmelte sie. »Ich schätze, meine BHs sind viel zu groß dafür.«
    »Nanny?«
»Ja?«
»Was hat das alles zu bedeuten? Tochter? Kein Kaminfeuer anzünden?
    Alte Fuchteln?«
Nanny ließ den Flachmann wieder verschwinden, griff ins andere Schlüpferbein und holte ihre Pfeife sowie den Tabaksbeutel hervor. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es dir erklären soll«, erwiderte sie.
    Oma Wetterwachs hatte bereits eine ganze Strecke zurückgelegt und befand sich jetzt hoch oben im Wald. Sie folgte dem Lauf eines Weges, der gelegentlich von Köhlern und Zwergen benutzt wurde.
    Lancre starb bereits. Sie fühlte, wie das Land in ihrem Geist verblaßte. Tief unten, wenn alles ruhig war, spürte sie das Summen von Selbstsphären. Menschen und Tiere… Sie alle bildeten einen großen mentalen Eintopf. Doch hier gab es nur die langsamen Gedanken der Bäume, die nach den ersten Stunden sehr langweilig wurden und getrost ignoriert werden durften. Schnee, der in Mulden und im Windschatten von Bäumen liegengeblieben war, taute im beständigen Nieselregen.
    Oma erreichte eine Lichtung, und auf der gegenüberliegenden Seite hoben mehrere Rehe den Kopf. Aus reiner Angewohnheit blieb sie stehen und ließ ihre Präsenz vorsichtig zerfasern, bis aus dem Blickwinkel des Damwilds betrachtet kaum mehr jemand zugegen war.
    Als sie sich wieder in Bewegung setzte, kam ein Hirsch aus dem Gebüsch, verharrte und sah sie an.
    So etwas erlebte sie nicht zum erstenmal. Jäger erzählten manchmal davon. Den ganzen Tag über verfolgten sie eine Herde, krochen leise zwischen den Bäumen umher und versuchten, sich in eine gute Schußposition zu bringen. Und wenn sie dann anlegten, trat ein Hirsch oder ein Reh direkt vor ihnen aus dem Unterholz und sah sie an… Wenn so etwas geschah, fand ein Jäger heraus, wie gut er war.
    Oma Wetterwachs schnippte mit den Fingern. Der Hirsch schüttelte sich kurz und lief davon.
    Sie kletterte höher und wanderte am steinernen Bett eines Baches entlang. Zwar floß das Wasser ziemlich schnell, aber am Ufer hatte sich trotzdem eine dünne Eisschicht gebildet.
    An einer Stelle, wo einige kleine Wasserfälle rauschten, hielt Oma kurz inne und blickte auf Lancre hinab. Wolken schwebten über dem kleinen Königreich. Einige Dutzend Meter weiter unten flog eine schwarzweiße Elster über dem Dach des Waldes.
    Oma wandte sich um und trat flink über feuchte, eisbedeckte Steine hinweg. Kurze Zeit später erreichte sie den Rand des Moorlands. Hier oben gab es mehr Himmel. Stille drückte herab. Ein Adler kreiste in großer Höhe.
    Er schien das einzige andere Geschöpf weit und breit zu sein. Niemand kam jemals bis in diese Höhen. Ginster und Heidekraut erstreckten sich eine Meile weit zwischen den Bergen, ohne einen Pfad. Die Pflanzen bildeten einen dichten, dornigen Teppich, der ungeschützte Haut zerfetzen konnte.
    Oma nahm auf einem Felsen Platz und blickte eine Zeitlang über die weite Fläche. Dann griff sie in ihren Rucksack und holte ein Paar dicke Socken daraus hervor.
    Anschließend setzte sie den Weg nach oben fort.
    Nanny Ogg kratzte sich an der Nase. Sie wirkte nur selten verlegen, doch diesmal war sie es. Damit bot sie einen noch seltsameren Anblick als eine besorgte Nanny Ogg.
    »Ich weiß nicht, ob dies der richtige Zeitpunkt ist«, sagte sie. »Jetzt hör mal, Nanny«, erwiderte Agnes, »wir brauchen sie. Wenn es etwas ist, das ich wissen sollte, so erklär es mir.«
»Es geht dabei um die Sache mit den… du weißt schon… drei Hexen«, sagte Nanny. »Die Jungfrau, die Mutter und…«
    »… und die andere«, warf Agnes ein. »Oh, ja, das weiß

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