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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einen Ast hüpfte.
»Ich habe immer den Eindruck, daß sie nie allein kommen«, sagte
    Nanny und ließ den Stock fallen.
»›Zwei für die Freud’?‹« fragte Agnes.
»Nein, ›zwei für Vergnügen‹.«
»Das läuft aufs gleiche hinaus.«
»Keine Ahnung«, erwiderte Nanny. »Ich habe mich gefreut, als unser
    Jason geboren wurde, aber ich kann nicht behaupten, daß ich zu diesem Zeitpunkt gelacht habe. Komm, laß uns noch einen Rundgang machen.«
    Zwei weitere Elstern landeten auf dem uralten Strohdach. »Damit hätten wir ›drei für die Freundin‹…«, sagte Agnes nervös. »In der Version, die ich gelernt habe, heißt es ›drei für die Särge‹«,
    meinte Nanny. »Aber es gibt viele Elstern-Verse. Ich schlage vor, du nimmst den Besen und siehst dir die Gegend in Richtung der Berge an. Was mich betrifft…«
    »Warte mal«, sagte Agnes.
    Perdita schrie in ihr und verlangte Aufmerksamkeit. Sie hörte zu. Drei… Drei Löffel. Drei Messer. Drei Tassen.
Die zerbrochene Tasse weggeworfen…
    Agnes stand völlig reglos. Sie fürchtete, daß etwas Schreckliches passierte, wenn sie sich bewegte oder auch nur atmete.
    Die stehengebliebene Uhr…
»Nanny?«
Nanny Ogg war klug genug zu wissen, daß etwas geschah. Sie verlor
    keine Zeit mit dummen Fragen.
»Ja?« erwiderte sie.
    »Bitte geh in die Hütte und sieh nach, wann die Uhr stehengeblieben ist.«
Nanny nickte und stapfte fort.
    Die Anspannung in Agnes’ Kopf dehnte sich und verursachte dabei das gleiche Geräusch wie eine Bogensehne, an der jemand zupfte. Es erstaunte sie, daß man das Surren nicht überall im Garten hörte. Wenn sie sich jetzt von der Stelle rührte, wenn sie versuchte, die Dinge zu erzwingen… dann würde die metaphorische Sehne reißen.
    Nanny kehrte zurück.
»Drei Uhr?« fragte Agnes, bevor sie den Mund öffnete.
»Kurz danach.«
    »Wie viele Minuten danach?«
»Zwei oder drei…«
»Zwei oder drei?«
»Na schön, drei.«
Die drei Elstern flogen zu einem anderen Baum und jagten sich dort
    von Ast zu Ast, wobei sie laut schnatterten.
»Drei Minuten nach drei«, sagte Agnes. Die Anspannung löste sich
    langsam auf, als Worte entstanden. »Überall die Drei, Nanny. Oma Wetterwachs dachte in Dreien. Im Ziegenschuppen lag noch ein Kerzenhalter, und ich habe dort auch weiteres Besteck gesehen. Aber sie hat von jeder Sorte nur drei Exemplare auf den Tisch gelegt.«
    »An manchen Stellen war auch nur ein Objekt oder zwei«, wandte Nanny ein, doch in ihrer Stimme lag auch Zweifel.
    »Dann hatte sie nur ein oder zwei Exemplare davon«, sagte Agnes. »In der Spülküche waren noch mehr Löffel und andere Dinge. Ich meine, aus irgendeinem Grund hat Oma nicht mehr als jeweils drei auf den Tisch gelegt.«
    »Ich weiß, daß sie vier Tassen hat«, erinnerte sich Nanny.
»Drei« korrigierte Agnes. »Eine ist zerbrochen. Die Reste liegen im Schmutzwassereimer.«
    Nanny Ogg richtete einen verwunderten Blick auf die junge Hexe. »Esme ist nie ungeschickt«, murmelte sie und sah Agnes so an, als versuchte sie, einen großen, schrecklichen Gedanken zu verdrängen.
    Ein Windstoß ließ die Bäume erzittern. Einige Regentropfen fielen. »Laß uns in die Hütte gehen«, schlug Agnes vor.
    Nanny schüttelte den Kopf. »Da drin ist es kälter als hier draußen.« Etwas glitt über die Blätter hinweg und landete auf dem Rasen: eine vierte Elster.
    »›und vier steht für Wiegen‹«, sagte Nanny wie zu sich selbst. »Das wär’s dann wohl. Ich hatte gehofft, daß sie nichts merkt, aber vor Esme kann man nichts verbergen. Der junge Shawn kann sich auf eine Abreibung gefaßt machen, wenn ich nach Hause komme! Er hat geschworen, daß er ihr die Einladung gebracht hat!«
»Vielleicht hat Oma sie mitgenommen.«
»Nein!« widersprach Nanny scharf. »Wenn sie die Karte bekommen
    hätte, wäre sie gestern abend im Schloß erschienen, da kannst du sicher sein!«
    » Was sollte sie nicht gemerkt haben?« fragte Agnes.
»Das mit Magrats Tochter!«
»Was? Kein Wunder, daß ihr etwas aufgefallen ist! Ich meine, ein Baby
    kann man nicht einfach so verstecken! Alle im Königreich wissen darüber Bescheid.«
    »Ich meine, Magrat hat eine Tochter !« betonte Nanny. »Sie ist jetzt Mutter !« »Ja! So was passiert! Und?«
Sie bemerkten zum selben Zeitpunkt, daß sie sich anschrien.
    Es regnete stärker. Wenn sich Agnes bewegte, fielen Tropfen von ihrem Hut.
Nanny beruhigte sich ein wenig. »Nun, wir könnten wenigstens so vernünftig sein, einen trockenen Ort

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