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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Entenpfeife blies. Agnes griff nach dem Arm des Priesters.
»Komm, laß uns zur Straße gehen. Wir müssen zu Nanny…«
    Festgreifaah blieb mit Handschuhpuppe, Entenpfeife, Rucksack und voller Unbehagen zurück. Man hatte ihn gelehrt, Hexen zu respektieren, und Fräulein Nitt war eine Hexe. Der Mann in ihrer Begleitung sicher nicht, aber sein Verhalten kennzeichnete ihn als jemanden, der zu einer ganz bestimmten Kategorie von Personen gehörte. Festgreifaah bezeichnete sie als »Höhergestellte«, und dies war eine ziemlich umfangreiche Kategorie. Höhergestellten widersprach man nicht. Festgreifaah war ein Ein-Mann-Feudalsystem.
    Doch als er seine Sachen zusammenpackte und sich anschickte, den Weg fortzusetzen, gingen ihm einige Gedanken durch den Kopf: Bücher über die Welt wurden von Leuten geschrieben, die alles über Bücher wußten, aber kaum etwas über die Welt. Dieser Kram von Jungvögeln, die sich aus Asche erhoben… So was konnte nur jemand schreiben, der keine Ahnung von Vögeln hatte. Und dann die Tatsache, daß es immer nur einen Phönix gab. Wer das in einem Buch behauptete, gab dadurch zu erkennen, daß er häufiger an die frische Luft gehen und Frauen kennenlernen sollte. Vögel schlüpften aus Eiern. Sicher, der Phönix gehörte zu den Geschöpfen, die den Umgang mit Magie gelernt und sie gewissermaßen in ihre Existenz eingebaut hatten. Doch Magie war eine knifflige Angelegenheit, und kein Tier setzte mehr davon ein als unbedingt notwendig. Woraus folgte: Es gab also ein Ei. Und Eier brauchten Wärme, nicht wahr?
Im Verlauf des Morgens hatte Festgreifaah gründlich darüber nachgedacht, während er durch das feuchte Gebüsch kroch und die Bekanntschaft mehrerer enttäuschter Enten machte. Geschichte interessierte ihn nicht sonderlich, abgesehen von der Geschichte der Falknerei, aber er wußte: Einst hatte es Orte mit starker Hintergrundmagie gegeben – hier und dort existierten sie sogar noch heute. Diese Bereiche konnten recht aufregend sein und eigneten sich nicht besonders für die Aufzucht von Jungen.
    Wie auch immer der Phönix aussehen mochte: Vielleicht hatte er herausgefunden, wie man die Entwicklung beschleunigen konnte.
    Festgreifaah war mit seinen Überlegungen weit gekommen, und mit etwas mehr Zeit hätte er vielleicht auch den nächsten Schritt hinter sich gebracht.
    Ein ganzes Stück nach Mittag verließ Oma Wetterwachs das Moorland, und ein Beobachter hätte sich vermutlich gefragt, warum es so lange dauerte, ein relativ kleines Moor zu durchqueren.
    Der Bach hätte dem Beobachter sicher noch mehr Kopfzerbrechen bereitet. Das Wasser hatte eine mit Felsen und Steinen übersäte Rinne in den Torf gewaschen. Eine gesunde Frau wäre imstande gewesen, ans andere Ufer zu springen, aber jemand hatte einen breiten Stein in die Strömung gelegt, um gewissermaßen eine Brücke zu schaffen.
    Oma Wetterwachs sah eine Zeitlang darauf hinab, griff dann in ihren Beutel, holte ein schwarzes Tuch daraus hervor und legte sich eine Augenbinde um. Dann trat sie auf den breiten Stein, ging mit kleinen, langsamen Schritten und hielt die Arme ausgebreitet, um das Gleichgewicht zu halten. Auf halbem Wege zur anderen Seite sank sie auf Hände und Knie, verharrte einige Minuten lang in dieser Haltung und schnaufte. Dann kroch sie weiter, Zentimeter um Zentimeter.
    Das Wasser des Torfbaches plätscherte fröhlich über die tiefer gelegenen Steine.
    Der Himmel glitzerte. Er war blau mit weißen Wolken, aber er wirkte seltsam, wie ein auf Glas gemaltes Bild, das zerbrochen und falsch zusammengesetzt worden war. Eine dahinziehende Wolke verschwand an einer unsichtbaren Grenzlinie, um an einer ganz anderen Stelle des Himmels wieder aufzutauchen.
    Die Dinge waren nicht das, was sie zu sein schienen. Aber darauf hatte Oma Wetterwachs schon immer hingewiesen.
    Agnes mußte Himmelwärts praktisch in Nanny Oggs Haus ziehen. Es wich so sehr vom Konzept einer Hexenhütte ab, daß es sich ihm von der anderen Seite näherte. So neigte es zu fröhlichen Farben, die Schwarz ausklammerten; außerdem roch es nach Bohnerwachs und Möbelpolitur. Totenschädel fehlten ebenso wie sonderbare Kerzen, abgesehen von der rosaroten, die Nanny in Ankh-Morpork gekauft hatte und nur Gästen mit dem richtigen Sinn für Humor zeigte. Es gab viele Tische, und sie dienten hauptsächlich dazu, die große Anzahl an Zeichnungen und Ikonographien des riesigen Ogg-Clans zu präsentieren. Auf den ersten Blick schien es, daß sie zufällig

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