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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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befinden oder fehlen.«
    »Ich glaube, das brauche ich mir nicht als sehr weit verbreitete Auffassung zu notieren«, sagte Nanny.
    »Oh, in einigen Dörfern erzählt man sich auch, daß man Vampire aufhalten kann, indem man Mohn nach ihnen wirft«, fuhr Himmelwärts fort. »Dann erliegen sie nämlich dem unwiderstehlichen Drang, die Körner zu zählen. Vampire sind ausgesprochen anal-retentiv, versteht ihr?«
    »Ich möchte keinem begegnen, bei dem das Gegenteil der Fall ist«, kommentierte Nanny.
    »Ja, nun, wir werden wohl kaum Zeit genug haben, den Grafen nach seiner genauen Adresse zu fragen«, sagte Agnes rasch. »Wir begeben uns ins Schloß, holen Magrat und verschwinden wieder, klar? Wieso bist du eigentlich zu einem Fachmann für Vampire geworden, Himmelwärts?«
    »Wie ich schon sagte: Ich habe mich an der Schule damit befaßt. Wir müssen den Feind kennen, wenn wir erfolgreich gegen die bösen Mächte kämpfen wollen. Damit meine ich Vampire, Dämonen, Hex…« Er sprach nicht weiter.
    »Oh, laß dich nicht unterbrechen«, sagte Nanny Ogg mit arsensüßer Stimme.
    »Aber was Hexen betrifft, werde ich betonen, daß unsere Kirche bisher einen falschen Standpunkt vertreten hat.« Hilbert Himmelwärts hüstelte nervös.
    »Das nehme ich mit Freuden zur Kenntnis«, sagte Nanny. »Dann kann ich in Zukunft wenigstens auf ein feuerfestes Korsett verzichten. Na schön, brecht jetzt auf, ihr drei…«
»Wir drei?« wiederholte Himmelwärts.
    Agnes spürte, wie ihr linker Arm zitterte. Gegen ihren Willen geriet die Hand in Bewegung, und zwei Finger streckten sich. Nur Nanny bemerkte es.
    »Es ist so, als hätte man ständig die Anstandsdame dabei, wie?« fragte sie.
»Was hat sie gemeint?« erkundigte sich Himmelwärts, als sie sich auf den Weg zum Schloß machten.
»Sie war ein wenig konfus«, sagte Agnes laut.
Zugedeckte Ochsenkarren rumpelten über die Straße zum Schloß. Agnes und Himmelwärts standen auf der einen Seite und beobachteten sie.
    Die Kutscher schienen kaum an den Zuschauern interessiert zu sein. Sie trugen schlichte, schlecht sitzende Kleidung, und jeder von ihnen hatte sich einen Schal einem Verband gleich um den Hals geschlungen.
    »Entweder ist in Überwald eine Halsschmerzenepidemie ausgebrochen, oder unter den Schals sind kleine Bißwunden verborgen«, sagte Agnes.
    »Äh… ich weiß etwas über die Methode, mit der Vampire Einfluß auf andere Leute ausüben«, ließ sich Himmelwärts vernehmen.
»Ja?«
    »Es klingt dumm, aber es stand in einem alten Buch.«
»Nun?«
»Es fällt Vampiren leichter, zielstrebige Personen zu kontrollieren.« »Zielstrebige Personen?« fragte Agnes skeptisch. Weitere Karren rollten vorbei.
    »Es klingt nicht richtig, ich weiß. Man sollte meinen, daß Leute mit einem starken Willen schwerer zu beeinflussen sind. Nun, ich schätze, ein großes Ziel ist leichter zu treffen. In einigen Dörfern betrinken sich Vampirjäger, bevor sie auf die Jagd gehen. Um sich zu schützen, weißt du? Nebel kann man nicht schlagen.«
    Wir sind also Nebel? fragte Perdita. Bei ihm scheint das tatsächlich der Fall zu sein…
    Agnes zuckte mit den Schultern. Die Gesichter der Ochsenkarrenkutscher hatten eine stoische Komponente. So etwas gab es natürlich auch in Lancre, aber im Königreich kam eine Mischung aus Schuld, gesundem Menschenverstand und unerschütterlicher Sturheit hinzu. Die Leute sahen einfach nur ausgeschaltet aus.
    Wie Vieh, dachte Perdita.
»Ja«, sagte Agnes.
»Bitte?« fragte Himmelwärts.
»Ich habe nur laut gedacht…«
    Sie stellte sich vor, wie leicht ein einzelner Mensch eine Herde Kühe kontrollieren konnte, obwohl jede Kuh ihn in einen feuchten Fleck auf dem Boden verwandeln könnte. Aber aus irgendeinem Grund kamen sie nie auf diese Idee.
    Angenommen, die Vampire sind besser als wir, überlegte Agnes. Angenommen, im Vergleich zu ihnen sind wir wirklich nur…
Du bist dem Schloß schon sehr nahe! erklang Perditas scharfe Stimme. Du denkst Viehgedanken.
    Dann bemerkte Agnes, daß Männer hinter den Karren marschierten. Sie sahen ganz anders aus als die Kutscher.
Und das sind die Viehtreiber, sagte Perdita.
    Sie trugen Uniformen mit dem schwarzweißen Wappen der Elstyrs, aber es waren keine Leute, denen eine Uniform stand. Sie wirkten vielmehr wie Männer, die andere Personen für Geld umbrachten, und das nicht einmal für viel Geld. Solche Männer hätten nicht gezögert, niedliche Hündchen zu verspeisen. Einige von ihnen blickten zu Agnes und grinsten

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