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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Orgel genau nach feinen Vorgaben
    anfertigen…«
    Nannys Finger berührten eine Messingplatte über der Klaviatur.
    Die Aufschrift lautete: »LAUSCHET DEN KHINDERN DER
    NAHCHT – WIE WHUNDERVOLL IHRE MUSIK ISSET. Gbt. von
    Bergholt Stattlich Johnson, Ankh-Morpork.«
    »Eine Johnson«, hauchte sie. »Schon seit Jahren hatte ich keine Gele-
    genheit mehr, eine Johnson auszuprobieren…« Sie sah genauer hin.
    »Was ist das? ›Schrei 1‹? ›Donnerschlag 14‹? ›Wolfsheulen 5‹? Und eine
    ganze Registergruppe ist mit ›Knarrende Böden‹ beschriftet! Kann man
    mit diesem Ding denn überhaupt keine Musik machen?«
    »Oh, natürlich. Aber der alte Herr intereffierte fich mehr für… akufti-
    sche Fpezialeffekte.«
    Auf dem Ständer lag ein Notenblatt, das jemand sorgfältig beschriftet
    hatte. Viele Stel en waren durchgestrichen.
    »›Rückkehr der Braut der Rache des Sohnes von Graf Elstyr‹«, las
    Nanny. Später war »nach 20000 Meilen (?)« hinzugefügt und dann wieder
    durchgestrichen worden. »›Sonate für Gewitter, Fal türen und junge
    Frauen in knappen Gewändern.‹ Dein alter Herr scheint auch ein Künst-
    ler gewesen zu sein.«
    »Auf eine fehr… befondere Art und Weife«, erwiderte Igor vol er Nos-
    talgie.
    Nanny trat zurück.
    »Magrat ist doch sicher, oder?« fragte sie und griff wieder nach den
    Pflöcken.
    »Die Tür bietet Schutf vor wütenden Mengen«, sagte Igor. »Und Fetfen
    ift zu neun Dreiundachtzigftel Rottweiler.«
    »Welche Teile, wenn ich fragen darf?«
    »Fwei Beine, ein Ohr, jede Menge Fehnen und der Unterkiefer«, sagte
    Igor, als sie weitereilten.
    »Ja, aber er hat das Gehirn eines Spaniels«, gab Nanny zu bedenken.
    »Ef fteckt ihm in den Knochen«, meinte Igor. »Er hält die Leute mit
    dem Maul feft, und dann schlägt er fie mit feinen beiden Schwänzen
    bewuftlof.«
    »Er wedelt Leute mit dem Schwanz zu Tode?«
    »Manchmal geifert er fo fehr, daf fie ertrinken«, sagte Igor.

    Die Dächer von Eskrau schälten sich aus der Dunkelheit, als die Vampi-
    re tiefer sanken. Kurz darauf berührten Agnes’ Füße den Boden, und sie
    bemerkte Licht hinter einigen Fenstern.
    Vlad landete neben ihr.
    »Bei diesem Wetter sieht man den Ort natürlich nicht von seiner bes-
    ten Seite«, sagte er. »Es gibt hier einige Beispiele für gute Architektur,
    und das Rathaus ist sehr schön. Vater hat die Uhr bezahlt.«
    »Wie nett von ihm.«
    »Und natürlich auch den Glockenturm. Bei seinem Bau kamen hiesige
    Arbeitskräfte zum Einsatz.«
    »Vampire haben viel Geld, nicht wahr?« fragte Agnes.
    Der Ort schien recht groß zu sein, und er ähnelte den kleinen Städten
    in der Ebene, abgesehen von den Verzierungen an den Dachvorsprün-
    gen.
    »Nun, die Familie hatte immer große Ländereien«, antwortete Vlad und
    überhörte den Sarkasmus. »Im Lauf der Jahrhunderte sammelt sich das
    Geld an, und natürlich gehen wir nicht oft aus.«
    »Außerdem halten sich die Kosten für Nahrungsmittel in Grenzen«,
    fügte Agnes hinzu.
    »Ja, ja, das stimmt…«
    Irgendwo über ihnen läutete eine Glocke.
    »Jetzt wirst du gleich sehen und verstehen«, sagte Vlad.

    Oma Wetterwachs öffnete die Augen. Flammen züngelten direkt vor ihr.
    »Oh«, sagte sie. »Na gut…«
    »Geht es dir besser?« fragte Himmelwärts. Sie drehte den Kopf. Und
    dann sah sie auf ihr dampfendes Kleid.
    Hilbert Himmelwärts duckte sich unter den Zweigen von zwei Tannen
    hinweg und warf noch mehr Holz ins Feuer. Es zischte und prasselte.
    »Wie lange habe ich… ausgeruht?« fragte Oma.
    »Etwa eine halbe Stunde, schätze ich.«
    Rotes Licht und schwarze Schatten tanzten zwischen den Bäumen. Der
    Regen hatte sich inzwischen in Schneeregen verwandelt, und über dem
    Feuer wurde Dampf daraus.
    »Man muß sehr geschickt sein, um bei diesem Wetter ein Feuer zu ent-
    zünden«, sagte Oma.
    »Ich danke Om dafür«, erwiderte Himmelwärts.
    »Sehr freundlich von ihm, zweifel os. Aber wir müssen jetzt… wieder
    los.« Oma versuchte aufzustehen. »Es ist nicht mehr weit. Und es geht
    nur noch bergab…«
    »Der Maulesel ist weggelaufen«, sagte Himmelwärts.
    »Wir haben Füße, oder? Die… Ruhepause hat mir gutgetan. Und das
    Feuer hat mich wieder mit… Leben erfül t.«
    »Es ist viel zu dunkel und zu naß. Warte bis morgen früh.«
    Oma stand auf. »Nein. Besorg mir einen Stock oder etwas, auf das ich
    mich stützen kann. Na los.«
    »Nun, etwas weiter oben am Hang habe ich einen Haselbusch gesehen,
    aber…«
    »Ein Stock aus

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