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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht weiter schwer, wenn man weif, worauf ef ankommt.
    Manchmal braucht man natürlich einen Fpiegel, und ef hilft, wenn je-
    mand den Finger auf den Faden hält, damit man einen Knoten knüpfen
    kann.«
    »Tut es nicht weh?«
    »O nein. Ich gebe den Leuten immer rechtzeitig Bescheid, bevor ich
    den Faden feftziehe.«
    Die Tür knarrte; ein langsames, gequältes Knarren, das enorm viel
    Substanz zu haben schien und selbst dann noch andauerte, als sich die
    Tür gar nicht mehr bewegte.
    »Das klingt schrecklich «, sagte Nanny.
    »Danke. Ef hat Tage gedauert, ef richtig hinzukriegen. Ein folchef
    Knarren geschieht nicht von al ein.«
    Es bellte in der Dunkelheit, und etwas sprang zu Igor und stieß ihn zu Boden.
    »Runter von mir, du Rüpel!«
    Es war ein Hund. Beziehungsweise mehrere Hunde, in einem zusam-
    mengefaßt. Magrat zählte insgesamt vier Beine, die al e gleich lang zu
    sein schienen, aber nicht die gleiche Farbe hatten. Darüber hinaus ver-
    fügte das Geschöpf über einen Kopf mit zwei Ohren: Das linke war
    schwarz und lief spitz zu; das rechte war braun und neigte sich nach un-
    ten. Zu den Eigenschaften dieses Hunds gehörte offenbar eine besonde-
    re Begeisterung fürs Sabbern.
    »Daf ift Fetfen«, sagte Igor und versuchte, in einem Durcheinander aus
    aufgeregten Pfoten auf die Beine zu kommen. »Ein dummer alter Kerl.«
    »Fetzen… ja«, erwiderte Nanny. »Ein guter Name. Sehr… passend.«
    »Er ift achtundsiebzig Jahre alt«, sagte Igor und ging eine Wendeltrep-
    pe hinab. »Gewiffe Teile von ihm.«
    »Ausgezeichnete Nähte«, lobte Magrat. »Stehen ihm gut. Und er
    scheint so glücklich zu sein wie ein Hund mit zwei… Oh, er hat tatsäch-
    lich zwei, wie ich sehe…«
    »Ich hatte noch einen übrig«, sagte Igor und setzte den Weg fort, wäh-
    rend der Hund neben ihm herumsprang. »Ich dachte mir: Mit einem ift
    er fo zufrieden, und mit zweien hätte er ficher noch viel mehr Fpaf.«
    Nanny Ogg erhielt keine Gelegenheit, den Mund zu öffnen.
    »Komm nicht einmal auf den Gedanken, jetzt etwas zu sagen, Gytha
    Ogg!« schnappte Magrat.
    »Wer ich?« erwiderte Nanny unschuldig.
    »Ja! Du wolltest etwas sagen. Ich hab’s gesehen ! Und du weißt, daß er Schwänze meint und nicht etwa…«
    »Oh, daran habe ich schon vor langer Zeit gedacht«, sagte Igor. »Ift doch ganz klar. Dadurch beugt man der Abnutzung vor, und auferdem
    kann man einf benutzen, während daf andere erfetzt wird. Ich habe an
    mir felbft ekfperimentiert.«
    Ihre Schritte hal ten im Treppenhaus wider.
    »Wovon reden wir eigentlich?« erkundigte sich Nanny in ruhigem Ich-
    frage-nur-aus-Interesse-Tonfall.
    »Von Herfen«, antwortete Igor.
    »Oh, zwei Herfen. Du hast zwei Herzen?«
    »Ja. Daf andere gehörte dem armen Herrn Fwupps von der Fägemühle,
    aber feine Frau meinte, nach dem Unfal könnte er ef nicht mehr
    gebrauchen, denn immerhin fehlte ihm ja der Kopf.«
    »Du bist eine Art heimlicher Selfmademan, nicht wahr?« bemerkte
    Magrat.
    »Und dein Gehirn?« fragte Nanny.
    »Am Gehirn kann man nicht felbft arbeiten.«
    »Aber du hast da diese Nähte am Kopf…«
    »Oh, ich habe eine Metallplatte in meinem Schädel untergebracht«, er-
    klärte Igor. »Und ein Draht führt an Half und Rücken entlang, bif zu den
    Ftiefeln. Ich bin ef fatt, immer wieder vom Blitf getroffen zu werden. Da
    find wir.« Er schloß eine weitere knarrende Tür auf. »Mein bescheidenef
    Heim.«
    Jenseits der Tür erstreckte sich ein feuchter, dunkler Raum, in dem
    ganz offensichtlich jemand wohnte, der nur sehr selten Besuch empfing.
    Ein Hundekorb stand vor dem Kamin, und in einer Ecke sah Magrat ein
    Bett mit einer Matratze und einer Decke. An der gegenüberliegenden
    Wand waren einfache Schränke aufgestel t.
    »Unter dem Deckel da drüben befindet fich ein Brunnen«, sagte Igor.
    »Und dort geht’f zum Abort.«
    »Was ist hinter der Tür?« fragte Magrat und zeigte auf eine Pforte mit
    dicken Riegeln.
    »Nichtf weiter«, erwiderte Igor.
    Nanny bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. Interessanter-
    weise waren die Riegel auf dieser Seite der Tür angebracht.
    »Dies scheint eine Krypta zu sein«, sagte sie. »Ausgestattet mit einem
    Kamin.«
    »Alf der alte Graf noch lebte, wärmten wir unf abendf gern ein wenig auf, bevor wir loffogen«, erläuterte Igor. »Ach, daf waren noch Zeiten.
    Der heutige Haufen taugt überhaupt nichtf. Wufftet ihr, daf ich Fetfen
    aufgeben fol te?«
    Fetzen sprang und zielte mit der Zunge nach Nannys

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