Ruhig Blut!
eilte den Hang hinab.
In den grauen Schwaden hinter ihm zeichnete sich eine Gestalt auf ei-
nem Pferd ab.
Tod schüttelte den Kopf.
UND ICH HABE NICHT EINMAL ETWAS GESAGT, murmelte
er.
Wel en aus schwarzer Hitze spülten über Agnes hinweg, und dann öffne-
te sich eine tiefe Grube, und sie stürzte in heiße, erstickende Dunkelheit.
Sie fühlte das Verlangen. Wie eine Strömung zerrte es sie nach vorn.
Nun, dachte sie verträumt, wenigstens nehme ich ab…
Ja, dachte Perdita, aber du mußt auch soviel Eyeliner tragen, daß ein paar Pfunde hinzukommen…
Die Gier wurde größer und beschleunigte sie… Licht erstrahlte weiter
hinten, schimmerte an ihr vorbei. Der Fal verlangsamte sich al mählich,
als träfe sie auf unsichtbare Federn, und dann drehte sich die Welt, und
sie stieg wieder auf, schnel er als ein Adler im Sturzflug, einem sich aus-
dehnenden Kreis aus kaltem Weiß entgegen…
Es konnten keine Worte sein, die sie hörte – das einzige Geräusch war
ein leises Rauschen. Es handelte sich um den Schatten von Worten, um
ihre Wirkung, die im Selbst zurückblieb, nachdem sie gesprochen wor-
den waren. Agnes spürte, wie sich ihre Stimme beeilte, um die erschiene-
ne Form auszufüllen. Ich… kann… dies… nicht… zulassen…
Das Licht explodierte.
Und jemand schickte sich an, ihr einen Pflock durchs Herz zu treiben.
»Afn«, sagte sie und stieß die Hand beiseite. Sie prustete kurz, bevor sie
die Zitrone ausspuckte, die ihr jemand in den Mund gesteckt hatte.
»Aufhören!« wiederholte sie mit ihrer ganzen Autorität. »Was soll das,
zum Kuckuck? Sehe ich vielleicht wie ein Vampir aus?«
Der Mann mit dem Pflock und dem Holzhammer zögerte und klopfte
sich dann mit dem Zeigefinger an den Hals.
Agnes hob die Hand zu ihrem Hals und berührte zwei Bißmale.
»Offenbar blieb ihm nicht genug Zeit, richtig zuzubeißen!« sagte sie,
stieß den Pflock erneut beiseite und setzte sich auf. »Wer hat mir den
Strumpf ausgezogen? Wer hat mir den linken Strumpf ausgezogen? Rie-
che ich da kochenden Essig? Und wer hat Mohnkörner in meinen BH
rieseln lassen? Wenn es keine Frau war, die mir den Strumpf ausgezogen
hat, wird jemand ernste Schwierigkeiten bekommen, das versichere ich euch!«
Die Leute am Tisch wechselten einen Blick – soviel Zorn verunsicherte
sie. Agnes sah auf, als etwas an ihrem Ohr entlangstrich. Über ihr hingen
Sterne, Kreuze, Kreise und komplexere Muster, die sie als religiöse Sym-
bole identifizierte. Sie hatte nie dazu geneigt, an Religion zu glauben,
kannte jedoch ihr Aussehen.
»Das finde ich geschmacklos«, sagte sie.
»Sie verhält sich nicht wie ein Vampir«, sagte ein Mann. »Sie sieht auch nicht wie einer aus. Und sie hat gegen die anderen gekämpft.«
»Einer hat sie gebissen!« gab eine Frau zu bedenken.
»Aber er hat schlecht gezielt, weil es zu dunkel war«, erwiderte Agnes,
obgleich sie wußte, daß diese Worte nicht der Wahrheit entsprachen. Ein
Verlangen zitterte in ihr. Es ließ sich nicht mit der schwarzen Gier ver-
gleichen, die sie in der Finsternis gespürt hatte, aber es war ein dringen-
des Bedürfnis, das sie nicht ignorieren konnte. Sie mußte ihm nachge-
ben.
»Für eine Tasse Tee könnte ich jemanden umbringen«, sagte sie.
Das schien den Ausschlag zu geben. Tee war nicht die Flüssigkeit, die
man normalerweise mit Vampiren in Verbindung brachte.
»Und laßt mich um Himmels willen die Mohnkörner herausschütteln«,
fügte Agnes hinzu. Sie zog ihren BH einige Male hin und her. »Ich
komme mir fast wie ein Vol kornbrot vor.«
Die Leute wichen beiseite, als sie die Beine vom Tisch schwang. Jetzt
konnte sie den auf dem Boden liegenden Vampir sehen. Fast hätte sie
sich ihn als den anderen Vampir vorgestellt.
Es war ein Mann, der einen langen Gehrock und eine Weste trug, bei-
des von Blut und Schlamm bedeckt. Ein Pflock steckte in seinem Her-
zen. Die endgültige Identifizierung mußte warten, bis Agnes herausfin-
den konnte, wo die Bürger von Eskrau den Kopf verstaut hatten.
»Einen habt ihr also erwischt«, sagte sie und kämpfte gegen die Übel-
keit an.
»Zwei«, sagte der Mann mit dem Hammer. »Den anderen haben wir
verbrannt. Sie haben den Bürgermeister und Herrn Vlack umgebracht.«
»Soll das heißen, die anderen sind entkommen?« fragte Agnes.
»Ja. Sie sind noch immer recht stark, auch wenn sie nicht mehr richtig
fliegen können.«
Agnes deutete auf den kopflosen Vampir. »Äh… ist das Vlad?«
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