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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fragte
    sie.
    »Wen meinst du?«
    »Den Vampir, der mich gebissen hat. Beziehungsweise mich zu beißen
    versuchte«, verbesserte sie sich.
    »Das läßt sich nachprüfen. Piotr, zeig ihr den Kopf.«
    Ein junger Mann ging zum Kamin, streifte sich einen Handschuh über,
    nahm den Deckel von einem großen Kochtopf und hob einen Kopf an
    den Haaren hoch.
    »Das ist nicht Vlad«, sagte Agnes und schluckte. Nein, meinte Perdita.
    Vlad war größer.
    »Die anderen Vampire kehren zum Schloß zurück«, sagte Piotr. »Zu
    Fuß! Du hättest sehen sol en, wie sie versucht haben zu fliegen! Sie wirk-
    ten wie in Panik geratene Hühner.«
    »Zum Schloß…«, murmelte Agnes.
    »Sie müssen es vor dem ersten Hahnenschrei erreichen«, sagte Piotr
    nicht ohne gewisse Zufriedenheit. »Und wegen der Werwölfe können sie
    nicht die Abkürzung durch den Wald nehmen.«
    »Was?« fragte Agnes. »Ich dachte, Werwölfe und Vampire kommen gut
    miteinander zurecht.«
    »Oh, so sieht es vielleicht aus«, erwiderte Piotr. »Aber sie beobachten
    sich ständig und warten darauf, wer als erster blinzelt.« Er sah sich im
    Zimmer um. »Gegen die Werwölfe haben wir eigentlich nichts«, fuhr er
    fort, und die übrigen Anwesenden brummten zustimmend. »Die meiste
    Zeit lassen sie uns in Ruhe, weil wir nicht schnell genug laufen. Deshalb
    sind wir uninteressant für sie.«
    Er musterte Agnes von Kopf bis Fuß.
    »Was hast du mit den Vampiren angestellt?«
    »Ich?« entgegnete Agnes überrascht. »Ich habe gar nicht… Ich meine,
    ich weiß nicht.«
    »Sie konnten uns nicht einmal richtig beißen.«
    »Und sie stritten wie Kinder, als sie uns verließen«, sagte der Mann mit
    dem Holzhammer.
    »Du trägst einen spitzen Hut«, stellte Piotr fest. »Hast du sie irgendwie
    verhext?«
    »Ich… ich weiß nicht. Wirklich nicht.« Und dann traf angeborene Ehr-
    lichkeit auf Hexerei. Ein Aspekt der Hexerei ist Gerissenheit und es ist
    nur selten unklug, das Verdienst für unerklärliche, aber glückliche Ereig-
    nisse zu beanspruchen. »Nun, viel eicht habe ich das tatsächlich.«
    »Wir verfolgen die Vampire«, sagte Piotr.
    »Ist ihr Vorsprung nicht zu groß?«
    »Wir nehmen die Abkürzung durch den Wald.«

    Blut färbte den Regen rot, der von Jason Oggs Schulter tropfte. Er be-
    tupfte die Wunde mit einem Lappen.
    »Ich schätze, für ein oder zwei Wochen muß ich mit der linken Hand
    hämmern«, sagte er und verzog das Gesicht.
    »Der Gegner hat ein sehr gutes Schußfeld«, brummte Shawn. Er hock-
    te hinter dem Bierfaß, das vor kurzer Zeit bei der Namensgebung des
    Babys eine wichtige Rol e gespielt hatte. »Ich meine, es ist ein Schloß. Ein Frontalangriff nützt einfach nichts.«
    Er seufzte und schirmte die Kerze ab, damit der Wind sie nicht aus-
    blies. Sie hatten es trotzdem mit einem Frontalangriff versucht, und es
    war nur deshalb niemand ums Leben gekommen, weil innerhalb der Fes-
    tung offenbar ziemlich viel getrunken wurde. Mehrere Angreifer würden
    eine Zeitlang hinken, aber zum Glück gab es keine schlimmeren Konse-
    quenzen. Anschließend hatten sie es mit etwas versucht, das Jason wei-
    terhin »Hintenangriff« nannte, doch selbst über der Küche gab es
    Schießscharten. Einem Mann war es gelungen, ganz langsam zur
    Schloßmauer zu kriechen – Shawn hatte sich dafür die Bezeichnung
    »Schleichangriff« einfallen lassen –, aber da alle Türen fest verriegelt wa-
    ren, stand er einfach dort und kam sich ziemlich dumm vor.
    Shawn hatte gehofft, in den alten militärischen Aufzeichnungen des
    Generals Taktikus Hilfe zu finden. Dessen Feldzüge waren so erfolgreich
    gewesen, daß man seinen Namen benutzte, um die ausgefeilte Anwen-
    dung der Kriegskunst zu beschreiben. Es gab tatsächlich einen Abschnitt
    mit dem Titel »Wie man vorgehen muß, wenn eine Streitmacht eine gut
    befestigte und weit überlegene Position einnimmt, während die andere
    viel schlechter steht.« Doch der erste Satz dieses Kapitels lautete »Versu-
    che, die erstere Streitmacht zu sein«, und daraufhin verlor Shawn das
    Interesse.
    Die übrigen Angehörigen der Miliz von Lancre hockten hinter Pfeilern
    und umgekippten Karren. Sie warteten darauf, daß Shawn sie anführte.
    Es klapperte respektvoll, als der Große Dumme Dummkopf – er fun-
    gierte als Deckung für zwei Teilzeitsoldaten – vor seinem Kommandeur
    salutierte.
    »Es vielleicht gute Idee ist, großes Feuer anzuzünden vor Tor«, meinte
    er. »Damit wir sie ausräuchern könnten.«
    »Nicht übel«,

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