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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht an Om glauben möchte und
    trotzdem ein anständiges Leben führt?«
    »Nach dem Propheten Brutha erfordert ein anständiges Leben den
    Glauben an Om.«
    »Oh, das ist schlau!« kommentierte Oma. »Auf diese Weise kann für
    Om überhaupt nichts schiefgehen. Der Bursche, dem das eingefal en ist,
    muß ziemlich intelligent gewesen sein. Bravo. Welche schlauen Dinge
    hat er sonst noch gesagt?«
    »Der Prophet Brutha sagte keine Dinge, um schlau zu wirken«, erwi-
    derte Himmelwärts mit Nachdruck. »Aber wenn du schon danach fragst:
    In seinem Brief an die Simoniten weist er darauf hin, daß wir durch an-
    dere Menschen zu richtigen Menschen werden.«
    »Gut. Zumindest in diesem Punkt hat er recht.«
    »Und er meinte, wir sol ten Licht zu dunklen Orten bringen.«
    Oma schwieg.
    »Viel eicht habe ich das schon einmal erwähnt«, meinte Himmelwärts.
    »Und in der Schmiede, als du vor dem Amboß knietest… da hast du
    etwas Ähnliches gesagt…«
    Oma blieb so plötzlich stehen, daß Himmelwärts fast gestolpert und
    gefallen wäre.
    »Ich habe was?«
    »Du hast gemurmelt und…«
    »Ich habe im… Schlaf gesprochen?«
    »Ja, und du hast eine Dunkelheit erwähnt, die dort ist, wo Licht sein sollte. Daran erinnere ich mich, denn im Buch Om… «
    »Du hast gelauscht?«
    »Nein, ich habe nicht gelauscht, sondern es zufäl ig gehört. Es klang so,
    als hättest du Streit mit jemand…«
    »Erinnerst du dich an al e Worte, die ich gesprochen habe?«
    »Ich denke schon.«
    Oma wankte einige Schritte und verharrte in einer Pfütze aus schwar-
    zem Wasser, das an ihren Stiefeln emporstieg.
    »Kannst du sie wieder vergessen?« fragte sie.
    »Wie bitte?«
    »Du wärst doch nicht so unfreundlich, anderen Leuten vom Gefasel
    einer alten Frau zu erzählen, die nicht richtig bei sich war, oder?« fragte
    Oma langsam.
    Himmelwärts überlegte kurz. »Welches Gefasel meinst du, Frau Wet-
    terwachs?«
    Erleichterung ließ Omas Schultern ein wenig nach unten sinken.
    »Ah. Gut, daß du mich danach fragst, denn immerhin gab es gar kein
    Gefasel.«
    Blasen stiegen in dem schwarzen Wasser um Oma Wetterwachs auf, als
    sie sich gegenseitig musterten. Eine spezielle Art von Waffenstillstand
    war gerade vereinbart worden.
    »Nun, junger Mann, wenn du die Liebenswürdigkeit hättest, mich hier
    herauszuziehen…«
    Der Vorgang nahm einige Zeit in Anspruch und erforderte den Einsatz
    eines Astes von einem nahen Baum. Zwar gab sich Himmelwärts al e
    Mühe, aber Omas erster Fuß glitt aus dem Stiefel. Und wenn sich ein
    Stiefel im Schlamm verabschiedet hat, so leistet ihm der andere aus brü-
    derlicher Solidarität Gesellschaft.
    Als Oma Wetterwachs wieder auf einigermaßen trockenem und relativ
    stabilem Boden stand, trug sie zwar keine Stiefel mehr, dafür aber die
    dicksten Socken, die Himmelwärts jemals gesehen hatte. Sie schienen
    selbst wuchtigen Hammerschlägen standhalten zu können.
    »Das waren gute Stiefel«, sagte Oma und sah in den blubbernden
    schwarzen Schlamm. »Na schön, setzen wir den Weg fort.«
    Sie schwankte ein wenig, als sie weitergingen, aber zu Himmelwärts’
    großer Bewunderung gelang es ihr, sich gerade zu halten. Diese bemer-
    kenswerte Frau veranlaßte ihn, sich etwa jede halbe Stunde eine neue
    Meinung von ihr zu bilden. Seine jüngste Meinung von ihr lautete: Oma
    Wetterwachs brauchte jemanden, den sie übertreffen konnte. Und wenn
    es niemanden zum Übertreffen gab, so versuchte sie, sich selbst zu über-
    treffen.
    »Schade um dein kleines Buch mit den heiligen Worten«, sagte Oma
    etwas weiter unten auf dem Weg.
    Es blieb eine Zeitlang still, bevor Himmelwärts antwortete.
    »Ich kann mir leicht ein neues besorgen«, sagte er ruhig.
    »Es ist bestimmt schwer für dich, ohne das Buch mit den Worten.«
    »Es war nur Papier.«
    »Ich werde den König darum bitten, dir ein neues Buch mit Worten zu
    geben.«
    »Du brauchst ihn deshalb nicht zu belästigen.«
    »Eine schreckliche Sache, daß du al die Worte verbrennen mußtest.«
    »Die wichtigsten verbrennen nicht.«
    »Zwar trägst du einen komischen Hut, aber du bist gar nicht so
    dumm«, sagte Oma.
    »Ich bin in der Lage, einen Notfal als solchen zu erkennen, Frau Wet-
    terwachs.«
    »Ausgezeichnet.«
    Schweigend gingen sie weiter. Hagelkörner pral ten von Omas spitzem
    Hut und Himmelwärts’ breiter Krempe ab.
    »Du brauchst gar nicht zu versuchen, mich zum Glauben an Om zu
    bekehren«, sagte Oma nach einer Weile.
    »Om möge es mir verbieten, Frau

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