Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
an Bord zog.
    »Doch nicht dich«, erwiderte Agnes – und begriff plötzlich, daß sie auf
    einem Sarg saß. Zwei davon standen im Karren, von Stroh umgeben.
    »Werden jetzt die Möbel gebracht?« erkundigte sich Himmelwärts.
    »Äh… viel eicht sind sie nicht leer…«, brachte Agnes hervor.
    Sie schrie fast, als der Priester den Deckel hob. Der Sarg war leer.
    »Du Idiot! Und wenn jemand da drin gelegen hätte?«
    »Tagsüber sind Vampire schwach«, erwiderte Himmelwärts vorwurfs-
    voll. »Das weiß jeder .«
    »Ich… spüre sie… irgendwo«, sagte Agnes. Das Rumpeln des Karrens
    veränderte sich, als sie das Kopfsteinpflaster des Schloßhofs erreichten.
    »Komm von dem anderen Sarg runter, damit ich nachsehen kann.«
    »Aber angenommen…«
    Er schob sie beiseite und hob den Deckel, bevor sie weitere Einwände
    erheben konnte. »Auch hier liegt kein Vampir drin«, stellte er fest.
    »Und wenn eine Hand zum Vorschein gekommen wäre und dich an
    der Kehle gepackt hätte?«
    »Om ist mein Schild«, sagte Himmelwärts.
    »Wirklich? Wie schön für dich.«
    »Du lachst vielleicht darüber…«
    »Ich lache nicht.«
    »Aber du kannst ruhig lachen. Ich bin sicher, daß wir uns richtig ver-
    halten. Hat nicht Sonaton das Ungeheuer von Batrigor in seiner eigenen
    Höhle besiegt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er hat. Und bezwang nicht der Prophet Urdur den Drachen von
    Schlutt nach einem dreitägigen Kampf auf der Gidralebene?«
    »Ich wußte nicht, daß wir soviel Zeit haben…«
    »Und stimmt es nicht, daß die Söhne von Exequial den Sieg über die
    Heerscharen von Myrilom davontrugen?«
    »Ja?«
    »Du hast davon gehört?«
    »Nein. Hör nur, wir haben angehalten. Ich möchte hier nicht unbe-
    dingt gefunden werden. Nicht jetzt. Und nicht von diesen Wächtern. Die
    sahen ganz und gar nicht wie nette Männer aus.«
    Sie wechselten einen bedeutungsvol en Blick über die Särge hinweg,
    der eine bestimmte Unausweichlichkeit in unmittelbarer Zukunft betraf.
    »Und wenn sie merken, daß die Särge schwerer sind?« fragte Himmel-
    wärts.
    »Die Kutscher schienen nicht besonders aufmerksam zu sein.«
    Agnes blickte in den nächsten Sarg. Ganz unten hatte sich ein wenig
    Schmutz darin angesammelt, abgesehen davon war er sauber, und es lag
    sogar ein Kissen am Kopfende. In das Futter waren einige Taschen ein-
    genäht.
    »So ist es am einfachsten«, sagte Agnes. »Du legst dich in diesen, und
    ich nehme den anderen. Was die Leute betrifft, die du eben erwähnt
    hast… Sind es historische Gestalten?«
    »Natürlich. Sie…«
    »Nun, versuch nicht, dir ein Beispiel an ihnen zu nehmen, klar? Sonst
    wirst du ebenfal s zu einer historischen Gestalt.«
    Agnes schloß den Deckel und spürte noch immer eine nahe Vampirprä-
    senz.
    Sie berührte eine der Taschen im Futteral – etwas Weiches und gleich-
    zeitig Spitzes steckte darin. Ihre Finger tasteten mit fasziniertem Entset-
    zen und entdeckten ein Wol knäuel mit zwei langen Stricknadeln. Ent-
    weder deutete der Fund auf eine recht häusliche Art von Voodoo hin –
    oder jemand strickte eine Socke.
    Wer strickte Socken in einem Sarg? Doch vielleicht litten auch Vampi-
    re gelegentlich an Schlaflosigkeit und wälzten sich den ganzen Tag über
    von einer Seite auf die andere.
    Agnes versteifte sich unwillkürlich, als der Sarg angehoben wurde. Um
    sich abzulenken, versuchte sie herauszufinden, wohin man sie brachte.
    Sie hörte das Geräusch von Schritten auf Kopfsteinpflaster, dann auf
    den Fliesen der breiten Treppe. Es ging durch den großen Saal, nach
    unten…
    Der Kel er. Logisch, aber nicht gut.
    Das machst du nur, um mich zu beeindrucken, dachte Perdita. Du willst dich extrovertiert und dynamisch gehen.
    Sei still, dachte Agnes.
    Draußen erklang eine Stimme: »Fetft fie hier ab und verschwindet.«
    Das war der Mann namens Igor. Agnes bedauerte, daß sie keine Waffe
    mitgenommen hatte.
    »Wol en mich lofwerden, wie?« fuhr die Stimme fort, während sich
    Schritte entfernten. »Beftimmt nimmt ef ein schlimmef Ende. Für fie
    mag ja al ef schön und gut fein, aber wer muf nachher den Ftaub wegwi-
    schen, hm? Daf würde ich gern wiffen. Wer muf anschließend ihre Köp-
    fe auf den Einmachgläfern holen? Wer fucht fie unterm Eif? Meine Gü-
    te, ich habe mehr Pflöcke auf ihnen heraufgezogen alf ich Würmer auf
    meinem Teller zählen kann…«
    Es wurde hel , als jemand den Deckel des Sargs abnahm.
    Igor starrte auf Agnes hinab. Agnes starrte zu Igor empor.
    Igor erholte sich

Weitere Kostenlose Bücher