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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kerzenlicht, ohne Gesel schaft… Es ist ganz ein-
    fach, die vielen kleinen Risse zu erweitern, auf daß sich der Geist gegen
    sich selbst richtet. Wie bei einem Waldbrand, wenn der Wind umschlägt
    – plötzlich rast das Feuer den Häusern entgegen, von denen man glaub-
    te, sie könnten al em widerstehen.«
    »Eine gute Metapher.«
    »Danke.«
    »In Eskrau bist du sehr erfolgreich gewesen…«
    »Ein Modell für die Zukunft. Vampire und Menschen leben endlich in
    Harmonie miteinander. Es ist nicht nötig, daß Feindseligkeit zwischen uns herrscht – das habe ich oft betont.«
    Die Gräfin ging zum Fenster und zog vorsichtig den Vorhang beiseite.
    Der Himmel war bedeckt, und graues Licht fiel herein.
    »Du brauchst nicht so vorsichtig zu sein«, sagte der Graf. Er trat hinter
    seine Gemahlin und zog den Vorhang ganz beiseite. Die Gräfin schau-
    derte und wandte das Gesicht ab.
    »Siehst du?« sagte Graf Elstyr fröhlich. »Es bleibt harmlos. Mit jedem
    Tag werden wir besser und besser. Wir helfen uns selbst. Mit positivem
    Denken. Indem wir üben und uns mit den Dingen vertraut machen.
    Knoblauch? Ein nützliches Gewürz. Zitronen? Man muß sich nur an
    ihren Geschmack gewöhnen. Gestern habe ich irgendwo eine Socke
    verloren, und es kümmert mich überhaupt nicht. Ich habe noch viele
    andere Socken. Und ich kann mir weitere besorgen, wenn ich will!« Das
    Lächeln wich von seinen Lippen, als er den Gesichtsausdruck der Gräfin
    sah.
    »Das Wort ›aber‹ liegt dir auf der Zungenspitze«, stellte er fest.
    »Ich wol te nur bemerken, daß es in Eskrau keine Hexen gab.«
    »Was dem Ort keineswegs schadet!«
    »Ja, aber…«
    »Da haben wir’s, meine Liebe. In unserem Vokabular gibt es keinen
    Platz für ›aber‹. Erstaunlicherweise hatte Verence recht. Es entsteht tat-
    sächlich eine neue Welt, und in ihr gibt es keinen Platz für die gräßlichen
    kleinen Gnome oder Hexen und Zentauren, und erst recht nicht für
    Feuervögel! Sol en sie verschwinden! In der neuen Welt können sie nicht
    überleben! Wir wollen den Fortschritt!«
    »Du hast den Phönix nur verwundet.«
    »Was meinen Standpunkt bestätigt. Er ließ sich von mir verwunden,
    was bedeutet, daß er bald aussterben wird. Nein, meine Liebe, wenn wir
    nicht zusammen mit der alten Welt untergehen wol en, müssen wir uns
    dem Neuen anpassen. Hexen? Ich fürchte, sie gehören bereits der Ver-
    gangenheit an.«

    Die Besen der Gegenwart landeten direkt über der Baumlinie am Rand
    des Moors. Wie Agnes gesagt hatte: Eigentlich war der Bereich kaum
    groß genug, um »Moor« genannt zu werden. Sie hörte sogar das Plät-
    schern des Baches auf der anderen Seite.
    »Hier sieht nichts knotig aus«, meinte Agnes. Sie wußte, daß es eine dumme Bemerkung war, aber Magrats Gegenwart ging ihr auf die Nerven.
    Nanny sah zum Himmel hinauf. Die beiden anderen Hexen folgten ih-
    rem Blick.
    »Man muß zunächst ein Gefühl dafür bekommen und wissen, wonach
    man Ausschau halten muß«, sagte Nanny. »Nur vom Moor aus ist es zu
    erkennen.«
    Agnes beobachtete den bedeckten Himmel.
    »Ich glaube, ich sehe es«, sagte Magrat.
    Ich wette, sie kann überhaupt nichts erkennen, sagte Perdita. Mir fäl t jedenfalls nichts auf.
    Und dann sah es Agnes. Es ließ sich tatsächlich kaum ausmachen, wie
    die Verbindungsstelle zwischen zwei Glasstücken, die außerdem ständig
    hin und her glitt. Sie wechselte immer dann die Position, wenn Agnes
    glaubte, sie endlich erkannt zu haben: eine gewisse… Inkonsistenz, die vage am Rand des Blickfelds flackerte.
    Nanny befeuchtete sich den Zeigefinger, hielt ihn hoch und deutete
    dann in eine bestimmte Richtung.
    »Dort entlang. Und schließt die Augen.«
    »Es gibt keinen Weg«, sagte Magrat.
    »Stimmt. Du nimmst meine Hand, und Agnes nimmt deine. Ich bin
    hier schon einige Male unterwegs gewesen. Es ist nicht al zu schwierig.«
    »Wie in einer Geschichte für Kinder«, kommentierte Agnes.
    »Ja«, erwiderte Nanny. »Hier geht’s wieder um die elementaren Dinge.
    Also los…«
    Agnes spürte, wie ihr Heidekraut über die Füße strich, als sie vortrat.
    Sie öffnete die Augen.
    Überal erstreckte sich das Moor, selbst hinter ihnen. Es war dunkler,
    und die Wolken wirkten schwerer. Der Wind wehte stärker, und die
    Wolken schienen weit entfernt zu sein. Wasser donnerte in der Ferne.
    »Wo sind wir jetzt?« fragte Magrat.
    »Noch immer am gleichen Ort«, antwortete Nanny. »Mein Vater
    sprach einmal davon, daß gejagtes Rotwild oder andere

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