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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fiel.
    Perdita öffnete die Augen. Sie stand im Bach.
    »Verdammt!« Agnes hätte nie »verdammt« gesagt, und gerade deshalb
    nutzte Perdita jede Gelegenheit dazu.
    Sie griff nach der Steinplatte direkt über ihr und zog sich hoch. Dann
    bemerkte sie Nanny Oggs Gesichtsausdruck, veränderte die Position der
    Hände und schwang die Beine nach oben.
    Die dumme Agnes hat nie begriffen, wie kräftig sie ist, dachte Perdita.
    So viele Muskeln, und sie fürchtet sich davor, sie zu gebrauchen…
    Sie streckte sich ein wenig, bis ihre Zehen zum Himmel zeigten und sie
    einen Handstand direkt am Rand der Steinplatte machte. Der Umstand,
    daß ihr Rock nach unten sank, störte den Effekt ein wenig.
    »Du hast noch immer den Riß im Schlüpfer«, sagte Nanny scharf.
    Von einem Augenblick zum anderen stand Perdita.
    Magrat hatte die Augen zusammengekniffen. »Hat sie tatsächlich einen
    Handstand an der Kante gemacht?«
    »Ja«, bestätigte Nanny. »Und nun, A… Perdita, hör mit der Angeberei
    auf, wir haben bereits zuviel Zeit vergeudet. Gib Agnes den Körper zu-
    rück, du weißt ja, daß er ihr gehört.«
    Perdita schlug ein Rad. »Er ist an sie verschwendet. Und du sol test mal
    sehen, was sie ißt! Und weißt du eigentlich, daß sie noch immer zwei
    Regale vol er Plüschtiere hat? Und Puppen? Und dann fragt sie sich,
    warum sie nicht mit Jungen zurechtkommt!«
    »Ein starrender Teddybär kann einen jungen Mann tatsächlich aus dem
    Konzept bringen«, sagte Nanny Ogg. »Erinnerst du dich an die alte Frau
    Ärmel, Magrat? Zwei von uns mußten ihr beispringen, wenn sie einen
    ihrer komischen Anfäl e hatte.«
    »Was hat das mit Spielzeug zu tun?« fragte Perdita argwöhnisch.
    »Und was… Oh, ja«, sagte Magrat.
    »Und dann der alte Glöckner in Ohulan«, fuhr Nanny fort und ging
    voran. »Hatte nicht weniger als sieben Persönlichkeiten in seinem Kopf.
    Drei von ihnen waren Frauen, die anderen Männer. Armer Kerl. Er
    nannte sich selbst das fünfte Rad am Wagen. Er meinte, die anderen
    überließen ihm die Arbeit, das Atmen und Essen, während sie den gan-
    zen Spaß hatten. Weißt du noch? Er meinte, es sei gräßlich, wenn er sich
    einen guten Tropfen genehmigte – was alle anderen dazu veranlaßte, um
    einen Platz bei den Geschmacksknospen zu kämpfen. Manchmal
    herrschte hinter seiner Stirn ein solcher Lärm, daß er sich gar nicht mehr
    denken hörte… Jetzt !«
    Agnes öffnete die Augen. Ihr Kinn schmerzte.
    Nanny Ogg musterte sie mißtrauisch, während sie sich das Gefühl in
    die rechte Hand zurückrieb. Aus einer Entfernung von wenigen Zenti-
    metern betrachtet, wirkte ihr Gesicht wie ein Stapel älterer Wäsche.
    »Ja, das ist Agnes«, stellte sie fest und richtete sich auf. »Bei der ande-
    ren werden die Züge ein wenig schärfer. Na bitte! Ich habe ja gesagt, daß
    sie zu sich kommen würde. Weil sie mehr Übung hat.«
    Magrat ließ ihre Arme los. Agnes rieb sich das Kinn.
    »Das tat weh«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Es war trotzdem gut gemeint«, erwiderte Nanny. »Unter den gegen-
    wärtigen Umständen können wir nicht zulassen, daß Perdita freie Bahn
    hat.«
    »Du hast nach der Brücke gegriffen und dich einfach so hochgezogen«, sagte Magrat.
    »Ich habe gespürt, wie sie auf festem Boden stand!« entgegnete Agnes.
    »Nun, das liegt hinter uns«, sagte Nanny. »Kommt. Es ist jetzt nicht
    mehr weit. Hoffe ich. Und ich schlage vor, wir lassen es ruhiger angehen.
    Manche von uns könnten tiefer fal en als andere.«
    Ganz vorsichtig gingen sie weiter, während zwischen Agnes’ Schläfen
    eine beharrliche Stimme darauf hinwies, daß sie ein dummer Feigling war
    und natürlich nicht verletzt werden konnte. Sie versuchte, nicht darauf zu achten.
    Agnes erinnerte sich an Höhlen, die eigentlich nur aus Felsüberhängen
    bestanden. Dies waren Höhlen. Der Unterschied bestand vor al em aus felsiger und poetischer Größe. In diesem Fal mangelt es ihnen weder an
    dem einen noch an dem anderen.
    »Knotiges Land ist wie ein Eisberg«, erklärte Nanny und führte ihre
    beiden Begleiterinnen durch eine Rinne zur größten Höhle.
    »Neun Zehntel liegen unter Wasser?« fragte Agnes. Ihr Kinn schmerzte
    noch immer.
    »Es steckt mehr dahinter, als man auf den ersten Blick erkennt.«
    »Dort sitzt jemand!« entfuhr es Magrat.
    »Oh, das ist die Hexe«, meinte Nanny. »Sie stellt kein Problem dar.«
    Das Licht vom Zugang der Höhle fiel auf eine vornübergeneigte Ges-
    talt, die an einigen Pfützen saß. Aus der Nähe

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