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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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had.

KAPITEL 38
SAM
    Das Haus war komplett verwüstet. Das Erste, worauf mein Blick fiel, als ich ins Wohnzimmer kam, war Cole mit Handfeger und Kehrblech in der Hand – ein noch groteskerer Anblick als seine Verwandlung in einen Wolf-, dann sah ich hinter ihm zerbrochenes Glas und umgekippte Möbel.
    Grace hinter mir entfuhr ein etwas erschöpft klingendes »Oh« und beim Klang ihrer Stimme drehte Cole sich um. Wenigstens hatte er genug Anstand, überrascht zu gucken. Für eine reumütige Miene reichte es allerdings nicht.
    Ich wusste nicht, was ich zu ihm sagen sollte. Immer gerade dann, wenn ich dachte, ich könnte ihm gegenüber doch noch ein wenig Mitgefühl und Freundlichkeit entwickeln, baute er wieder irgendwelchen Mist. Ob der Rest des Hauses auch so aussah? Oder beschränkte sich das Ausmaß der Zerstörung einfach nur auf jeden einzelnen Quadratzentimeter des Wohnzimmers?
    Grace hingegen sah Cole an, die Hände in den Hosentaschen, und fragte: »Probleme?« Ihre Stimme klang fast amüsiert.
    Und zu meinem grenzenlosen Erstaunen lächelte Cole sie zerknirscht an, charmant und jetzt auch reumütig. »Ein Rudel Katzen«, seufzte er. »Aber ich hab alles im Griff.« Der letzte Satz war offensichtlich für mich bestimmt. Grace bedachte mich mit einem Blick, der mich deutlich dazu aufforderte, netter zu ihm zu sein. Ich überlegte angestrengt, ob ich überhaupt jemals nett zu ihm gewesen war. Aber das musste ich doch wohl, oder? Ganz am Anfang.
    Ich sah wieder zu Grace. Im helleren Küchenlicht wirkte sie blass und müde, durch ihre blütenzarte Haut schimmerte es dunkel. Eigentlich gehörte sie ins Bett. Eigentlich sollte sie jetzt zu Hause sein. Ich fragte mich, was ihre Eltern wohl dachten und wann sie zurückkommen würden. »Ich hole dann mal den Staubsauger?«, sagte ich in fragendem Tonfall, was so viel heißen sollte wie: Ist es okay, wenn ich dich hier mit ihm allein lasse?
    Grace nickte entschlossen. »Gute Idee.«
GRACE
    Das also war Cole St. Clair. Ich hatte noch nie einen Rockstar in natura vor mir gehabt. Und ich kann nicht behaupten, dass ich enttäuscht war. Sogar mit Besen und Kehrblech in der Hand sah er aus wie ein Rockstar, unwirklich, rastlos und unberechenbar. Aber dass Sam meinte, er hätte leere Augen, konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Auf mich wirkten sie kein bisschen leer. Allerdings war ich ja auch keine Meisterin der Charakterdeutung. Ich sah ihn einfach an und sagte: »Du bist also Cole.«
    »Und du bist Grace«, entgegnete er, obwohl ich keine Ahnung hatte, woher er das wusste.
    »Ja«, bestätigte ich, stieg vorsichtig durch das Chaos zu einem der Wohnzimmersessel und ließ mich dankbar hineinplumpsen. Langsam fühlte ich mich, als wäre mein Körper von innen gesteinigt worden. Ich sah wieder zu Cole hinüber. Das war also der Typ, von dem Beck gehofft hatte, dass er Sams Stelle einnehmen würde. Mit Sam hatte er ja guten Geschmack bewiesen, darum war ich durchaus bereit, bei Cole im Zweifel für den Angeklagten zu entscheiden. Nach einem kurzen Blick in Richtung Treppe, um sicherzugehen, dass Sam noch nicht mit dem Staubsauger wiederkam, fragte ich: »Und, ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?«
COLE
    Ich mochte Sams Freundin schon, bevor sie den Mund aufmachte, und als sie schließlich etwas sagte, sogar noch mehr. Irgendwie war sie ganz anders, als ich mir die Freundin von Sam vorgestellt hatte. Sie war auf eine undramatische Art hübsch und sie hatte eine tolle Stimme: sehr ruhig, nüchtern und unverwechselbar.
    Zuerst verstand ich ihre Frage nicht. Und als ich nicht gleich antwortete, verdeutlichte sie, was sie meinte: »Ein Wolf zu sein?«
    Ich fand es super, dass sie so geradeheraus fragte.
    »Sogar noch besser«, sprach ich die Wahrheit aus, bevor ich sie zensieren konnte. Sie wirkte nicht entsetzt, wie Isabel es gewesen war. Also sah ich ihr in die Augen und erzählte ihr auch den Rest. »Ich bin ein Wolf geworden, um mich zu verlieren, und genau das habe ich auch geschafft. Alles, woran ich als Wolf denke, ist, mit den anderen Wölfen zusammen zu sein. Ich denke dann nicht an die Zukunft oder die Vergangenheit oder daran, wer ich war. Das spielt alles keine Rolle. Das einzig Wichtige ist der Augenblick und das Rudel. Ich bin dann wie ein Knäuel aus geschärften Sinnen. Keine Fristen. Keine Erwartungen. Es ist unglaublich – die beste Droge, die es gibt.«
    Grace lächelte mich an, als hätte ich ihr ein Geschenk gemacht. Es war so ein schönes Lächeln,

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