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Ruht das Licht

Ruht das Licht

Titel: Ruht das Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Stapel ungelesener Krimis auf meinem Regal denken. Und daran, auf dem Bett zu liegen, meine Beine in den Jeans verschlungen mit Sams, der einen Roman las, während ich Hausaufgaben machte. Daran, mit offenem Fenster in seinem Auto zu fahren. Daran, wie wir Hand in Hand über einen Collegecampus gehen würden. Und an eine Wohnung, voll mit unseren Sachen, an einen Ring, der in seiner gekrümmten Handfläche lag, an ein Leben nach der Schule, ein Leben als Grace.
    Ich schloss die Augen.
    Es tat so weh. Alles tat mir weh und ich konnte nichts dagegen tun. Der Ruf des Waldes klang anders, wenn man keine Wahl hatte.
SAM
    Ich dachte, sie wäre bloß müde. Es war ja auch ein langer Tag gewesen. Ich sagte nichts, bis es auch Cole auffiel.
    »Sie schläft, obwohl wir hier direkt neben ihr staubsaugen?«, fragte Cole, als wäre sie ein kleines Kind oder ein Hund und das eine ihrer liebenswerten Angewohnheiten.
    Eine irrationale Welle der Angst schlug über mir zusammen, als ich ihre geschlossenen Augen, die langsamen Atemzüge und geröteten Wangen sah. Dann hob Grace den Kopf und mein Herz fing wieder an zu schlagen.
    Ich sah auf die Uhr. Ihre Eltern würden sicher bald wieder da sein. Sie musste nach Hause.
    »Grace«, sagte ich. Sie sah aus, als würde sie sofort wieder einschlafen.
    »Mmh?« Sie lag immer noch seitlich eingerollt auf dem Sessel, die Wange auf der Armlehne.
    »Was hatten deine Eltern gesagt, wann du wieder zu Hause sein musst?«, fragte ich. Plötzlich hellwach, blickte Grace mich an und ich sah, dass sie nicht ehrlich zu mir gewesen war. Meine Brust verkrampfte sich. »Wissen sie überhaupt, dass du weg bist?«
    Mit geröteten Wangen wandte Grace den Kopf ab. Ich hatte noch nie gesehen, dass sie sich für etwas schämte, und irgendwie machte das noch deutlicher, wie schlecht es ihr ging. »Ich muss wieder da sein, bevor sie von der Ausstellung zurückkommen. Um zwölf.«
    »Also jetzt«, sagte Cole.
    Einen einzigen hilflosen, stummen Augenblick lang hatten Grace und ich ganz klar denselben Gedanken: dass wir beide nicht wollten, dass dieser Tag zu Ende ging. Dass wir uns nicht trennen und weit voneinander entfernt in zwei kalten Betten liegen wollten. Aber das laut auszusprechen, würde uns kein Stück weiterbringen, also sagte ich: »Du siehst wirklich müde aus, du brauchst Schlaf.« Obwohl das nicht das war, was ich sagen wollte. Ich wollte flüstern: Bleib. Bleib hier. Ich wollte ihre Hand nehmen und sie hoch in mein Zimmer führen.
    Aber dann wäre ich wohl genau der, für den mich ihr Vater hielt.
    Sie seufzte. »Ich will nicht.«
    Ich kniete mich vor sie, sodass wir einander in die Augen sehen konnten; ihr Kopf lag immer noch auf der Armlehne. Sie wirkte so jung und verletzlich. Mir war nicht klar gewesen, wie sehr ich an ihr konzentriertes Gesicht gewöhnt war, bis es nicht mehr da war.
    »Ich will auch nicht«, erwiderte ich, »aber ich will nicht, dass du Ärger bekommst. Meinst du – meinst du, du kannst fahren?«
    »Muss ich wohl«, entgegnete Grace. »Ich brauche das Auto morgen. Oder, nein, morgen ist keine Schule, Lehrerkonferenz. Aber übermorgen.«
    Sie stand auf, langsam und unsicher. Plötzlich wurde mir bewusst, dass Cole und ich sie bloß anstarrten, während sie ihre Schlüssel suchte und sie dann in der Hand hielt, als wüsste sie nicht, was sie damit machen sollte.
    Ich wollte nicht, dass sie ging, aber vor allem wollte ich sie nicht fahren lassen.
    »Ich fahre ihr Auto«, erklärte Cole.
    Ich blinzelte ihn an.
    Cole zuckte mit den Schultern. »Ich fahre ihr Auto, dann kannst du sie fahren. Entweder du nimmst mich dann mit zurück oder …« Wieder zuckte er mit den Schultern.
    Grace sah mich an, als wünschte sie sich nichts lieber, als dass ich Ja sagte, also sagte ich Ja. »Danke«, sagte Grace zu Cole.
    »Keine Ursache.«
    Es fiel mir schwer, an Coles Verwandlung in einen netten Kerl zu glauben, aber solange er ihr Auto nicht zu Schrott fuhr, freute ich mich über die paar Minuten mehr mit Grace und die Gewissheit, dass sie sicher zu Hause ankommen würde.
    Also fuhren wir los, Cole als einsame Silhouette in Grace’ Auto hinter uns, und Grace und ich mit fest in meinem Schoß verschlungenen Händen. Als wir beim Haus der Brisbanes ankamen, setzte Cole den Wagen zügig rückwärts in die Einfahrt, während Grace sich vorbeugte und mich küsste. Erst war es nur ein ganz keuscher Kuss, dann aber öffnete sie den Mund und klammerte sich an meinem Hemd fest und ich wollte bei ihr

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