Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
schob einen Bleistift zwischen seinen Fingern herum. »Kemp«, sagte er gedehnt. »Mr. Zimburger baut einen Yachthafen – einen verdammt großen.« Er machte eine Pause. »Außerdem wird er eins der besten Hotels auf der Insel bauen.«
Ich lachte und ließ mich nach hinten fallen.
»Hör zu«, sagte er in scharfem Ton, »du bist jetzt lange
genug hier, um ein paar Dinge zu begreifen, und eines der wichtigsten Dinge ist: das Geld kommt hier auf seltsamen Wegen.« Er klopfte mit dem Stift auf den Tisch. »Zimburger – der für dich ein Volltrottel ist – kann dich dreißig Mal einkaufen und wieder abstoßen. Wenn du darauf bestehst, nur nach den Äußerlichkeiten zu gehen, wärst du besser an einem Ort wie Texas aufgehoben.«
Ich lachte wieder. »Vielleicht hast du recht. Also sag mir einfach, worum es geht. Ich hab’s eilig.«
»Irgendwann«, sagte er, »kostet dich deine verfluchte Arroganz noch eine Menge Geld.«
»Verdammt«, erwiderte ich. »Ich bin nicht hierher gekommen, um mich von dir analysieren zu lassen.«
Er lächelte steif. »Also gut. Die TIMES will für den Frühjahrsreiseteil einen allgemeinen Report über die Insel. Mrs. Ludwig stellt dir das Material zusammen – ich werde ihr sagen, was du brauchst.«
»Was wollen sie?« fragte ich. »Tausend tolle Wörter?«
»So ungefähr«, erwiderte er. »Und wir kümmern uns um die Photos.«
»Gut«, sagte ich. »Da muß man sich ja richtig ein Bein ausreißen – und was ist jetzt mit Zimburger?«
»Tja«, sagte er. »Zimburger will einen Prospekt. Er baut einen Yachthafen auf der Insel Vieques, zwischen hier und St. Thomas. Wir besorgen die Photos und machen das Layout – und du schreibst den Text, ungefähr fünfzehnhundert Wörter.«
»Was zahlt er mir?« fragte ich.
»Gar nichts«, erwiderte Sanderson. »Uns zahlt er eine Pauschale – und wir zahlen dir fünfundzwanzig Dollar Tagessatz plus Spesen. Du wirst nach Vieques fahren müssen, wahrscheinlich sogar mit Zimburger.«
»Meine Fresse«, sagte ich.
Er lächelte. »Ist nicht besonders eilig. Sagen wir nächsten Freitag.«
»Der Prospekt richtet sich an Investoren«, schob er nach. »Ein Wahnsinn von einem Yachthafen – zwei Hotels, hundert Gästehäuser und alles, was sonst dazugehört.«
»Woher hat Zimburger so viel Geld?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht nur Zimburger, es sind auch noch andere Leute finanziell beteiligt. Er hat auch mich gefragt, ob ich einsteigen will.«
»Und – was hält dich ab?«
Er drehte sich schnell um und schaute wieder aus dem Fenster. »Ich bin noch nicht soweit, mich zur Ruhe zu setzen. Die Arbeit hier ist sehr interessant.«
»Glaube ich gern«, sagte ich. »Wie hoch ist dein Anteil – zehn Prozent von jedem Dollar, der auf der Insel investiert wird?«
Er grinste. »Du denkst zuviel an Geld, Paul. Wir sind da, um zu helfen und die Sache am Laufen zu halten.«
Ich stand auf. »Ich komm morgen wieder vorbei und hol mir das Material.«
»Wie wär‘s mit einem Lunch?« fragte er und schaute auf die Uhr. »Wäre jetzt ungefähr die Zeit.«
»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich muß wirklich los.«
Er lächelte. »Spät dran für’s Büro?«
»Genau«, sagte ich. »Ich muß zurück, an einem Exposé arbeiten.«
»Paß auf, daß deine Pfadfinder-Moral nicht mit dir durchgeht«, sagte er, immer noch lächelnd.«Ach ja, und wo wir gerade bei Pfadfindern sind – sag deinem Freund Yeamon, er soll mal vorbeischauen, wenn er dazukommt. Ich hätte da was für ihn.«
Ich nickte. »Bring ihn mit Zimburger zusammen. Die beiden werden sich glänzend verstehen.«
Als ich zurück in die Redaktion kam, rief mich Sala an seinen Tisch und zeigte mir ein Exemplar von EL DIARIO. Auf der Titelseite war ein Photo von uns dreien. Ich konnte mich kaum wiedererkennen – zusammengekniffene Augen, durchtriebener Blick, gekrümmt auf der Bank sitzend wie ein verstockter Krimineller. Sala sah betrunken aus, Yeamon wie ein Irrer.
»Wann haben sie das aufgenommen?« sagte ich.
»Keine Ahnung«, antwortete er. »Aber aufgenommen haben sie es zweifellos.«
Unter dem Photo war ein kurzer Text. »Was steht da?« fragte ich.
»Das, was der Cop gesagt hat«, antwortete er. »Wir können froh sein, wenn sie uns nicht lynchen.«
»Hat Lotterman sich dazu schon geäußert?«
»Der ist immer noch in Ponce.«
Ich bekam langsam Angst. »Besser, du legst dir eine Waffe zu«, riet Moberg. »Sie sind jetzt hinter dir her. Ich kenne diese
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