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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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murmelte ich. »Wahrscheinlich komme ich mit. Ist vielleicht der letzte Spaß, den ich haben werde.«
    Chenault winkte zum Abschied und folgte Yeamon hinaus auf die Straße.
     
    Ich blieb noch sitzen, aber es war zu deprimierend. In der Zeit zwischen der Veröffentlichung meines Photos in EL DIARIO und dem Gespräch mit Yeamon hatte ich begonnen, ernsthaft an Selbstmord zu denken. Meine Haut fühlte sich erbärmlich an, und ich fragte mich, ob mir das ewige Trinken nicht den Verstand geraubt hatte. Dann fiel mir eine Geschichte über eine Parasiten-Epidemie in der öffentlichen Wasserversorgung ein, die die NEWS letzte Woche gedruckt hatte – winzige Würmer, die den Darm zerstören. Mein Gott, dachte ich, ich muß hier weg. Ich zahlte die Rechnung, stürzte hinaus, schaute mich auf der Straße um und fragte mich, wo ich hin sollte. Ich hatte Angst, zu Fuß zu gehen. Ich könnte erkannt und von einem aufgeschreckten Mob zusammengeschlagen werden  – aber die Vorstellung, nach Hause zu fahren, wo ich die letzten drei Monate in Unmengen von Flöhen und Giftkrabbenläusen geschlafen hatte, erfüllte mich mit Schrecken. Schließlich nahm ich ein Taxi zum Caribé Hilton. Ich saß ungefähr eine Stunde an der Bar und hoffte auf ein Mädchen, das mich mit aufs Zimmer nehmen würde. Aber der einzige Mensch, den ich traf, war ein Football-Trainer aus Atlanta, der am Strand mit mir spazierengehen wollte. Gern, sagte ich, aber zuerst müsse ich mir noch einen Fleischklopfer aus der Küche leihen.
    »Wozu?« fragte er.
    Ich starrte ihn an. »Wollten Sie nicht ein wenig durchgehauen werden?«
    Er lachte nervös.
    »Warten Sie hier«, sagte ich. »Ich geh den Klopfer holen.« Ich stand auf und ging zur Toilette; als ich zurückkam, war er verschwunden.
    Es gab keine Mädchen in der Bar – nur Frauen mittleren Alters und kahlköpfige Männer im Smoking. Ich zitterte. Mein Gott, dachte ich, vielleicht bin ich kurz vor dem Delirium tremens. Ich schüttete das Zeug hinunter, so schnell ich konnte, nur um betrunken zu werden. Immer mehr Leute schienen mich anzustarren. Aber ich brachte kein Wort heraus. Ich fühlte mich einsam und entblößt. Ich stolperte auf die Straße und winkte mir ein Taxi und war viel zu aufgewühlt, um in einem Hotel einzuchecken. Es gab keinen Platz, an den ich gehen konnte, nur mein dreckiges Kakerlaken-Apartment. Es war mein einziges Zuhause.
    Ich schaltete das Licht an und riß die Fenster auf. Dann machte ich mir einen großen Drink und streckte mich auf dem Feldbett aus, um Zeitung zu lesen. Es gab eine leichte Brise, aber der Lärm von der Straße war so unerträglich, daß ich den Versuch zu lesen aufgab und das Licht ausmachte. Auf dem Bürgersteig gingen immer noch Leute vorbei und schauten herein. Und jetzt, da mich niemand mehr sehen konnte, rechnete ich damit, daß die Plünderer jeden Moment durch das Fenster kriechen könnten. Ich legte mich wieder aufs Bett, auf meinem Nabel eine Flasche Rum, und machte Pläne, wie ich mich verteidigen würde.
    Wenn ich eine Luger hätte, dachte ich mir, könnte ich die Schweinehunde perforieren. Ich stützte mich auf einen
Ellbogen und zeigte mit dem Finger auf das Fenster, um zu testen, ob sich in dieser Position ein guter Schuß abgeben ließe. Perfekt. Auf der Straße war gerade genug Licht für eine Silhouette. Ich wußte, daß alles sehr schnell gehen und ich keine Wahl haben würde: einfach abdrücken und halb taub werden von dem schrecklichen Krach, ein Aufschrei und ein Kratzen, gefolgt vom Aufprall eines Körpers, der zurück geschleudert wird und auf den Gehsteig fällt. Natürlich würde der Mob zusammenlaufen, und wahrscheinlich würde ich ein paar von den Kerlen niederschießen müssen. Dann würde die Polizei kommen, und alles wäre vorbei. Sie würden mich erkennen und wahrscheinlich gleich hier im Apartment umbringen.
    Mein Gott, dachte ich, ich bin verloren. Hier komme ich niemals mehr lebend heraus.
    Ich bildete mir ein, Wesen zu sehen, die sich an der Decke bewegten, und hörte Stimmen, die meinen Namen riefen. Ich begann zu zittern und zu schwitzen und fiel bald in ein seltsames, verdrehtes Delirium.

11
    IN DIESER NACHT schloß ich mit Salas Gruft ab. Am nächsten Morgen stand ich früh auf und machte mich nach Condado auf, um ein Apartment zu suchen. Ich wollte Sonnenlicht und saubere Laken und einen Kühlschrank für Bier und Orangensaft, Essen in der Speisekammer und Bücher in den Regalen, so daß ich es auch zu Hause eine

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