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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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unterhalten konnten, ohne dabei langweilig und enttäuscht zu klingen. Ich saß da auf der Haupttribüne, hörte das Flappen des pelzigen Balls und wußte, daß es nie wieder so klingen würde wie an jenen Tagen, an denen ich wußte, wer spielte, und als mir das noch etwas bedeutete.
    In der Abenddämmerung ging das Match zu Ende. Ich nahm ein Taxi und fuhr zu Al’s. Sala saß allein an einem Ecktisch. Ich sah Sweep, der auf dem Weg in den Hof war, und bestellte bei ihm zwei Rum und drei Hamburger. Sala schaute auf, als ich zu ihm kam.
    »Du hast diesen Fernblick«, sagte er. »Ein Mann auf der Flucht.«
    »Ich habe mit Sanderson geredet«, sagte ich. »Er vermutet, daß es keinen Prozeß geben wird – und wenn, dann vielleicht erst in drei Jahren.«
    Kaum hatte ich das gesagt, bedauerte ich es schon. Jetzt würden wir wieder über meine Kaution reden müssen. Ehe er etwas sagen konnte, hielt ich meine Hände hoch.
    »Vergiß es«, sagte ich »Reden wir über was anderes.«
    Er zuckte die Achseln. »Mein Gott, ich kann an nichts denken, das nicht deprimierend oder bedrohlich ist. Ich komme mir vor, als wäre ich von Katastrophen nur so umzingelt.«
    »Wo ist Yeamon?« fragte ich.
    »Nach Hause gefahren«, antwortete er. »Gleich als du weg warst, fiel ihm ein, daß Chenault ja immer noch in der Hütte eingesperrt war.«
    Sweep kam mit unseren Drinks und dem Essen, und ich nahm alles von seinem Tablett.
    »Ich glaube, er ist ernsthaft verrückt«, stieß Sala hervor.
    »Du hast recht«, gab ich zurück. »Weiß der Himmel, wo das noch endet. So kommt man einfach nicht durchs Leben – niemals und nirgends auch nur einen Millimeter zurückstecken.«
    Jetzt kam Bill Donovan, der Sportredakteur, jaulend an den Tisch.
    »Da sind sie ja!« schmetterte er. »Die Herren von der Presse – heimliche Säufer!« Er lachte glücklich auf. »Da habt ihr Idioten ganz schön einen losgemacht, eh? Mann, habt ihr ein Glück, daß Lotterman nach Ponce gefahren ist!« Er setzte sich an den Tisch. »Was war denn los? Ich hab gehört, ihr hattet was mit den Cops.«
    »Genau«, sagte ich. »Hab ihnen die Pisse aus dem Leib geprügelt – hat Spaß gemacht.«
    »Gottverdammt«, sagte er. »Schade, daß ich das verpaßt habe. Ich liebe einen guten Kampf – noch dazu mit den Cops.«
    Wir unterhielten uns eine Weile. Ich mochte Donovan, aber er redete immer nur davon, nach San Francisco zurück zu gehen, »wo richtig was los ist«. Wenn man ihn über das Leben an der Küste reden hörte, war es viel zu
schön, um wahr zu sein; allerdings konnte ich nie genau sagen, wo bei ihm die Wahrheit aufhörte und wo die Lügen anfingen. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmte, was er erzählte, dann wollte ich sofort hin; aber bei Donovan konnte man nicht einmal auf diese Hälfte zählen, und deshalb war es frustrierend, ihm zuzuhören.
    Wir gingen gegen Mitternacht schweigend den Hügel hinunter. Die Nacht war schwül, und überall um mich herum spürte ich den gleichen Druck, spürte, wie die Zeit vorbeiraste, während sie gleichzeitig stillzustehen schien. Immer, wenn ich in Puerto Rico über die Zeit nachdachte, fielen mir die alten Magnetuhren ein, die in meinen Klassenzimmern auf der Highschool an der Wand hingen. Hin und wieder blieb einer der Zeiger mehrere Minuten lang ganz reglos – und wenn ich die Uhr lange genug beobachtet und mich gefragt hatte, ob sie endlich kaputtgegangen war, erschrak ich plötzlich über das Klicken des Zeigers, der drei oder vier Minutenstriche weitersprang, wenn er sich dann doch bewegte.

10
    DAS BÜRO VON SANDERSON befand sich in der obersten Etage des höchsten Bürogebäudes in der Altstadt. Ich saß in einem ledernen Lounge-Stuhl und hatte das gesamte Hafengelände, das Caribé Hilton und den größten Teil von Condado im Blick. Es war definitiv das Gefühl, in einem Wachturm zu sein.
    Sanderson hatte seine Füße auf das Fensterbrett gelegt. »Zwei Dinge«, sagte er. »Die Geschichte mit der TIMES bringt nicht viel – vielleicht ein paar Artikel im Jahr. Dafür ist das Projekt von Zimburger eine richtig heiße Sache.«
    »Zimburger?« fragte ich.
    Er nickte. »Ich wollte das gestern nicht erwähnen. Er hätte auftauchen können.«
    »Warte mal«, sagte ich. »Reden wir über den Zimburger  – den General?«
    Er war genervt. »Ja, sehr richtig, er ist einer unserer Kunden.«
    »Verflucht«, sagte ich. »Dann können die Geschäfte nicht mehr so gut laufen. Der Mann ist ein Volltrottel.«
    Er

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