Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
verstehe.«
»Aber wenn sie nicht schweigen kann …« Er zuckt mit den Schultern.
»Sie wird schweigen«, versichere ich ihm. »Roula ist ein vernünftiges Mädchen aus einer guten Familie. Vielleicht könnte man ja jemanden aus ihrer Familie rekrutieren.«
»Vielleicht.« Er räuspert sich. »Khaled, ich muss wissen, ob du bereit bist.« (Es schmerzt mich, seine Worte aufzuschreiben, doch wenn ich ehrlich sein will, muss ich es tun.)
»Ich bin bereit. Das können Sie mir glauben.« Plötzlich habe ich Angst, dass ich jetzt überflüssig bin. Aber sie brauchen uns … es gibt so wenige, die diese Arbeit machen wollen, die bereit sind, große Risiken einzugehen. Ich habe bereits so viel riskiert, als ich mich ihnen angeschlossen habe, als ich hergekommen bin.
Er mustert mich eine ganze Weile und sagt kein Wort. Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst und versuche nicht mehr, mich zu verteidigen. Ich muss jetzt stark sein.
»Du bist immer noch einer von uns. Und jetzt will ich dir deine Aufgabe sagen.«
Vor Erleichterung breche ich fast zusammen, aber ich lasse nicht zu, dass man mir meine Gefühle ansieht. Ich lese die Akte, die Mr Night mir gibt, und erfahre, wie meine erste Schlacht in diesem Krieg aussehen wird.
Jetzt brenne ich noch mehr als bisher darauf, meine Arbeit zu tun. Sie sagen, dass ich mein Zimmer verlassen darf. Ich fahre zum Schießplatz und fange an, Kugeln in die Ziele zu pumpen. Jedes Mal, wenn ich abdrücke, bin ich erleichtert.
30
Durch die schweren, ausgeblichenen Vorhänge kroch die Dämmerung, als würde sie zögern, ihre Helligkeit in die abgedunkelten Räume zu schicken. Ben, der auf dem Futon schlief, wurde wach; er spürte den kleinen Hügel der Pistole unter seinem Kissen und zog abrupt die Hand darauf weg. Sein Arm tat weh. Er hatte tiefer geschlafen, als er das für möglich gehalten hätte.
Pilgrim war schon wach und kochte gerade Kaffee. Er stand an der Spüle und starrte vor sich hin ins Leere.
»Guten Morgen«, sagte Ben.
Keine Antwort.
»Sie sind wohl ein Morgenmuffel«, meinte Ben.
»Wir hätten gestern Abend zu Hector gehen sollen. Schlafen war so ziemlich das Letzte, was …«
»Jetzt mal ganz ruhig. Da ich Hector nicht zurückgerufen habe, weiß er, dass ich Zweifel an seiner Loyalität habe, und ich wette, er weiß inzwischen auch, dass Sie in der Firmenzentrale von McKeen gewesen sind. Wenn er nichts von uns hört, wird ihn das verunsichern.«
»Ich kann Teach nicht einfach so im Stich lassen.«
»Sie lassen sie im Stich, wenn Sie bei einem sinnlosen Rettungsversuch getötet werden.« Ben stand auf. »Wir werden den Kampf gegen ihn aufnehmen, aber wir werden uns wie unauffällige Messer verhalten. Nicht wie Kanonen, die Krach machen und eine Menge Aufmerksamkeit erregen.«
»So arbeite ich nicht«, protestierte Pilgrim. »Sie wissen doch gar nicht, mit wem wir es zu tun haben.«
»Wenn ich nicht wäre, wüssten Sie doch noch immer nicht, wer Ihr Feind ist. Würden Sie also bitte aufhören, mich wie einen Vierjährigen zu behandeln? So langsam geht mir das nämlich gewaltig auf die Nerven.«
Pilgrim stellte seine Kaffeetasse ab. »Also gut. Was schlagen Sie vor?«
»Hectors Stärke und gleichzeitig seine Schwäche ist seine Firma. Hector Global gibt ihm Macht, aber genau deshalb will er die Firma auf keinen Fall verlieren. Ich habe ihm geholfen, sie aufzubauen, und ich kann sie zerstören.«
»Sie kennen also seine schmutzigen Geschäfte.«
»Sie sind nicht unbedingt schmutzig, aber höchst fragwürdig. Ich könnte jeden seiner Kontakte in den verschiedenen Regierungsbehörden anrufen und andeuten, dass in Kürze gegen Hector Global ermittelt werden wird.«
»Darf ich Sie darin erinnern, dass Sie gerade auf der Flucht sind und Ihre Glaubwürdigkeit zurzeit sehr zu wünschen übrig lässt?«
»Ich werde sagen, dass ich mich vor seinen Männern verstecke.« Ben nahm sich einen Kaffee, schwarz und stark. »Wir greifen an zwei Fronten gleichzeitig an. Wir fangen an, Sam bei den Leuten in der Regierung anzuschwärzen, die Einfluss haben. Politiker ergreifen sofort die Flucht, wenn sie einen Skandal auch nur wittern. Wir sorgen dafür, dass Hector Global zum Skandal wird. Und wir setzen uns mit Joanna Vochek in Verbindung. Delia Moon hat mir ihre Nummer gegeben. Wir handeln einen Deal mit ihr aus.«
»Das wird uns nichts nützen, wenn sie unseren Tod will …«
»Ich glaube nicht, dass Vochek unseren Tod will. Es dürfte ihr lieber
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