Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
klingelte. Es war der Subunternehmer, der ihn benachrichtigen sollte, wenn die Kreditkarte von James Woodward benutzt wurde. »Abgebucht wurde von Blarney’s Steakhouse. Ich habe das Restaurant angerufen. Vier Martinis, zwei Vorspeisen. Die Kellnerin sagte, es seien zwei Männer gewesen.«
»Danke.« Dann waren sie also zusammen. Ben und Pilgrim. Sie tranken und aßen miteinander und brachen in Büros ein. Die beiden waren sich ihrer Sache sehr sicher. Aber ihre Arroganz würde bald ein Ende haben.
Er strich mit den Fingerspitzen über den Abakus auf seinem Schreibtisch und schob die Kugeln von einer Seite zur anderen, sodass der Wert auf dem obersten Stab immer geringer wurde. Ben. Wie dumm – er schob die letzte Kugel auf null. Ben war ihm nützlich gewesen; er hatte mit den Verträgen geholfen, hatte Geld in Hectors Taschen gespült, ein Arbeitstier, das problemlos auszubeuten war, weil von seinem eigenen Leben seit Emilys Tod nichts mehr übrig war. Er war nützlich gewesen. Bis jetzt. Jetzt war er es nicht mehr. Wie die anderen.
Hector lief zu dem Zimmer, in dem Teach schlief. Sie war mit Handschellen an das Bett gefesselt. Er trat mit dem Fuß gegen das Bettgestell, und sie wachte mit einem Ruck auf.
»Aufstehen«, sagte er. »Ich will wissen, wo sie sich verstecken.«
»Wer?«
»Pilgrim.«
»Ich habe Ihnen jeden Agenten des Kellers genannt, jedes sichere Haus, das wir haben … ich habe Ihnen alles gesagt.«
»Barker hatte eine Wohnung in der Nähe eines Flughafens in Dallas. Bei De La Pena in Chicago und Green in Denver war es genauso. Das ist Ihre Handschrift, Ihre Methode. Pilgrim würde sie kopieren, wenn er hier ein Versteck braucht.«
»Dann ist es sein Versteck und nicht meines, und ich weiß nichts davon.«
Er brachte sein Gesicht ganz nah an das ihre. Sie hatte Mundgeruch; eine Zahnbürste hatte er ihr verweigert, um sie zu demütigen. »In Dallas wäre er in der Nähe seines Kindes.«
Teach zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Er hat kein Kind.«
»Doch, das hat er. Tamara Choate. Jetzt heißt sie Tamara Dawson. Ihr neuer Stiefvater hat sie vor zwei Jahren adoptiert. Nichts sprach dagegen, schließlich ist ihr richtiger Vater ja tot. Sie ist vierzehn. Sie lebt in Tyler, 120 Kilometer östlich von Dallas. Deshalb geben sie dem guten alten Pilgrim alle Aufträge in dieser Ecke des Landes. Dann kann er dort vorbeifahren und seine Tochter von weitem beobachten. Ich würde mich nicht wundern, wenn er irgendwo in der Nähe eine Wohnung hat, damit er ihr einfacher nachspionieren kann und nach einem Auftrag ein Kissen hat, auf das er sein müdes Haupt betten kann.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hat keine Kinder.«
Er schlug sie mit der Faust ins Gesicht. »Sagen Sie mir, wo er sich versteckt. Andernfalls sage ich Jackie, dass er der kleinen Tamara und ihrer Mutter einen Besuch abstatten soll.« Er beugte sich zu ihr hinunter. »Lassen Sie nicht zu, dass seine Tochter dafür bezahlen muss.«
Ihre Lippe blutete. »Was ich nicht weiß, kann ich Ihnen nicht sagen.« Der Blick, den sie ihm zuwarf, gefiel ihm gar nicht. Die Angst in ihren sanften hellen Augen war versiegt, jetzt schlug ihm purer Hass entgegen.
»Geben Sie mir Pilgrims Adresse, oder ich schicke Jackie los, damit er sich ein bisschen mit der Tochter beschäftigt.« Er strich mit dem Finger über ihr Kinn. »Ich mag Kinder. Ich will ihnen nicht wehtun. Aber wenn Sie mir nicht helfen, werde ich ihr wehtun, und wenn ich mit ihr fertig bin, wird sie nicht mehr dieselbe sein. Ich werde sie am Leben lassen. Für sie wird das schlimmer sein, als würde ich sie umbringen.«
Teach gab keine Antwort. Sie ließ den Kopf hängen, als würde sie beten.
»Sie glauben immer noch, dass Pilgrim kommen und Sie retten wird, stimmt’s? Das können Sie sich abschminken.«
Sie hob den Kopf. »Wie viele Ihrer Männer sind schon tot?«
Hector bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Seufzer und ging zur Tür. »Jackie, kommen Sie doch bitte mal rein.«
Jackie betrat das Zimmer. Sein Gesicht sah furchtbar aus: Blutergüsse von seiner gebrochenen Nase, Mullbinden, die kreuz und quer über sein Gesicht verliefen. Hector berührte Jackies Kiefer.
»Wenn Sie ein vierzehnjähriges Mädchen wären, mitten in der Nacht aufwachen und dieses Gesicht über sich sehen würden – nichts für ungut, Jackie -, würden Sie sich vor Angst in die Hose machen«, sagte er an Teach gewandt. Dann ging sein Blick zu Jackie. »Pilgrim hat eine ganz entzückende Tochter.
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