Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
…«, sagte Ben.
Jackie packte Ben an seinem Hemd und zerrte ihn hoch. Dann stieß er ihn auf den Boden des Wohnzimmers. Der Futon war jetzt nur noch einen Meter von ihm entfernt; das Kissen, unter dem die Pistole lag, befand sich am anderen Ende des Möbelstücks. Die Frau – Teach, wie er annahm – setzte sich auf einen Stuhl, nachdem Hector sie ins Wohnzimmer gestoßen hatte.
Hector stellte sich zwischen Ben und den Futon. In der Hand hielt er eine Waffe, die auf den Boden gerichtet war.
»Es wäre einfacher gewesen, wenn du getan hättest, um was ich dich gebeten hatte, und zu meinem Haus gekommen wärst. Der Kunde hat immer Recht, Ben.«
»Ich hasse es, wenn ich mich irre«, sagte Ben. »Und bei dir habe ich mich geirrt.«
Hector zuckte mit den Schultern. »Du hast dich in vielen Dingen geirrt, alter Freund.«
»Ich bin nicht dein Freund«, fuhr Ben ihn an.
»Stimmt. Und du wirst nicht sehr alt werden.«
»Wie Adam Reynolds und Delia Moon und deine Wachleute in Austin. Du bist ein Mörder.«
Hector hob die Hand und bewegte die Finger hin und her. »Ich kann meine Hände in Unschuld waschen. Wo ist dein neuer Freund?«
»Weg. Für immer.«
»Sagen Sie ihm, was er wissen will.« Jackie zerrte Ben vom Boden hoch und schlug ihm so heftig ins Gesicht, dass Bens Kopf gegen die Wand geschleudert wurde. Er spürte, wie sich ein Zahn lockerte; Blut floss ihm aus der Nase. Die Spitze des Messers bewegte sich zu seinem Bauch hinunter. »Oder ich beschäftige mich ein bisschen mit deinen Kronjuwelen.«
Ein Rinnsal Blut aus seiner Nase kitzelte Bens Lippen. »Sam, was habe ich dir getan, außer dich stinkreich zu machen?«
»Du weißt, dass ich es hasse, wenn man versucht, auf Zeit zu spielen. Wo ist Pilgrim? Wann kommt er zurück?«
»Er kommt nicht zurück.«
»Jackie, sehen Sie sich den Laptop an. Finden Sie heraus, was er gemacht hat«, sagte Hector.
Jackie ging zum Laptop und klickte den Menüpunkt an, der die zuletzt geöffneten Dokumente anzeigte. »Er hat einen Bericht über Sie und Ihre Verträge geschrieben. Er ist nicht sehr schmeichelhaft. Genaugenommen kommen Sie ziemlich schlecht dabei weg.«
»Löschen Sie das Dokument. Und sehen Sie nach, ob es sonst noch etwas Interessantes auf der Festplatte gibt. Danach löschen Sie die Festplatte.« Hector wandte sich wieder an Ben. »Du hast mich überrascht, Ben. Wirklich. Dass du dein Gehirn benutzt, wusste ich ja, aber so viel Rückgrat hatte ich nicht erwartet.« Er ging vor Ben in die Hocke. »Wo ist Pilgrim hingegangen? Wenn du es mir sagst, verbiete ich Jackie, mit seinem Messer an dir rumzuspielen.«
Jedes Mal, wenn er in den letzten zwei Tagen dem Tod ins Gesicht gesehen hatte, war Ben bis ins Mark erschüttert gewesen. Doch jetzt – im Angesicht des Todes, ohne die Möglichkeit zur Flucht – überkam ihn eine sonderbare Ruhe. Er musste Pilgrim beschützen, egal, was die beiden vor ihm mit Messer oder Pistole anstellten. Plötzlich war ihm klar, was er tun musste. Die Lüge ging ihm glatt über die Lippen: »Er ist zu deinem Haus gefahren, um Teach zu suchen.«
Hectors Gesicht – die Maske, die Ben seit Jahren genarrt hatte – zeigte keine Reaktion. Dann sah Ben einen kleinen Muskel in Sam Hectors Mundwinkel zucken. »So dumm ist er nicht. Und du auch nicht.«
Ben musste Zeit schinden. »Wie konntest du so tun, als wärst du ein ganz normaler Mensch, Sam? Ich habe dir vertraut, ich war dein Freund …«
»Einfache Mathematik: Menschen sind entweder eine Hilfe oder ein Hindernis.« Er zog einen versiegelten Umschlag aus seinem Jackett und warf ihn Ben auf den Schoß. »Wenn du nicht kooperieren willst – bitte. Ich decke jetzt meine Karten auf.«
»Ich bin nicht interessiert.«
»O doch, das bist du. Mach den Umschlag auf.«
Ben riss den Umschlag auf und zog ein paar Fotos heraus. Die Bilder trafen ihn wie die Faust eines Riesen; sie drückten seine Lungen zusammen, erstickten jeden Gedanken in seinem Gehirn.
Emily. Sie war mit einem Teleobjektiv fotografiert worden, wie sie am Küchenfenster des Ferienhauses auf Maui stand, kurz vor ihrem Tod. Das nächste Foto sah genauso aus. Auf dem nächsten Foto legte sie mit einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht den Hörer auf das Telefon. Sie sah direkt in die Kamera. Dann ein Foto des Küchenfensters. Eine Kugel hatte das Glas splittern lassen, Emily lag auf dem Fliesenboden.
Die Fotos entglitten seiner Hand und landeten auf dem Boden. Ben schnürte es die Kehle zu; er konnte
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